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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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Simenon, um sich von der Stimmung einfangen zu lassen.
    Doch die Serie endete nach nur fünf Folgen. Anders als heute verfügte man damals noch nicht über genügend Kriminalexpertisen, so dass die ganze Sache wenig Lebenskraft besaß und nie richtig in Gang kam.

Distanz und Nähe
    Nach dem Siegeszug der Olsenbande in den siebziger Jahren war Ove Sprogøe nicht mehr nur bekannt, er wurde Gemeingut. Trotzdem bestand er darauf, sich genau wie alle anderen frei durch die Kopenhagener Innenstadt bewegen zu können. Natürlich sprachen ihn die Leute an, aber doch nicht so häufig, wie man hätte erwarten können. Er ging schnellen Schrittes, weil er immer zur nächsten Arbeit unterwegs war, und fiel mit seinem Allerweltsmantel und seiner Mappe unter dem Arm kaum auf. Er sah aus wie ein Büroangestellter. Erst wenn man zweimal hinsah, erkannte man ihn.
    War er entdeckt worden, machte er ein freundliches Gesicht und gab den Leuten ein freundliches Wort und ein Lächeln mit auf den Weg, bevor er davoneilte. Man bekam einen kleinen Eindruck von ihm, mehr aber auch nicht. Er gab wenig von sich preis, er produzierte sich nicht.
    »Er konnte durch eine Tür kommen und unsichtbar sein. Aber wenn er nur ein bisschen aufdrehte, stand er sofort im Mittelpunkt. Die Leute fühlten sich nie von ihm abgewiesen, und Ove, der sich als bekannter Schauspieler der Allgemeinheit verpflichtet fühlte, hatte einigermaßen seinen Frieden.«
    Für die, die Ove nahestanden, war es nicht immer leicht, mit seinem Ruhm umzugehen. Jørgen Sprogøe empfand es nicht als Vergnügen, mit ihm ins Tivoli zu gehen: »Mein Vater musste die ganze Zeit für die anderen da sein, man hatte ihn nie für sich allein. Auch wenn wir einen Stadtbummel machten, war das so. Um nicht mitten in das Gedränge zu geraten, entwickelte ich die Angewohnheit, ein Stück hinter ihm zu gehen und die Reaktionen der Leute zu beobachten. Oft gingen sie vorbei, bekamen plötzlich einen starren Blick, und dann liefen sie zurück und gingen noch mal an ihm vorbei, um ganz sicherzugehen, dass das wirklich Ove Sprogøe war.«
    Auch Henning musste lernen, mit der Aufmerksamkeit umzugehen: »Wir bekamen Ehrfurcht und Respekt vor dem Ruhm. Deshalb wurden wir zurückhaltender. Ove konnte gut mit dem Ruhm, den Premieren und all diesen Sachen umgehen. Als Teenager war ich einmal bei einer Premiere dabei und wollte nicht, dass man mich fotografierte. Da ging mein Vater auf die Fotografen los, und alle wurden ganz still. Obwohl er von der Presse abhängig war, zog er seine Grenzen. Und ich schloss mich auf der Toilette ein.«
    Selbst in ihrem Haus in Tømmerup, wenn sie alle morgens um zehn beim Frühstück saßen, mussten sie sich wie auf Zehenspitzen bewegen, weil oft fremde Leute im Vorgarten standen und versuchten, durch die Fenster zu schauen. Manchmal mit gezückter Kamera, um ein gutes Foto von Oves Haus oder ihm selbst zu erhaschen. Oft fuhren auch Autos langsam vorbei oder sogar ein Touristenbus, aus dem heraus die Leute auf sein Haus zeigten. Automatisch wich die Familie dann von den Fenstern zurück oder zog die Gardinen zu. Eine Zeitlang machte sich die Familie einen Spaß daraus, »Auf den Boden!« zu rufen, wenn jemand vorbeifuhr, und dann warfen sich alle runter und warteten, bis das Auto weg war.
    Ove war es sehr wichtig, nicht als überheblich zu gelten. Deshalb nahm er sich im Bus oft Zeit, um beispielsweise einer Mutter mit ihrem Kinderwagen zu helfen, was den Fernsehproduzenten Henrik Wolfsgaard-Iversen, der Ende der siebziger Jahre häufig denselben Bus wie Ove in die »Fernsehstadt« nahm, sehr amüsierte. Einmal geriet der ansonsten so umsichtige und gewissenhafte Ove in eine ihm peinliche Situation: »Drei Haltestellen vor der Fernsehstadt kommt ein Schrank von einem Kontrolleur in den Bus, geht direkt auf Ove zu und fragt, ob er seine Fahrkarte sehen könne. Klar. ›Die ist aber nicht vollständig entwertet‹, sagt der Kontrolleur streng, der keine Miene machte, den Schauspieler zu erkennen. Ove erklärt, dass er schon zwei Jahre seine Fahrkarten genauso entwertet. Und wieder der Kontrolleur: ›Dass Sie das zwei Jahre lang gemacht haben, macht es nicht besser. Sie müssen Strafe zahlen!‹ Wie sich herausstellt, hatte Ove jahrelang übersehen, dass er zu wenig zahlte. Niemals, weder davor noch danach, habe ich ihn so verdattert gesehen. Ich bin sicher, dass der Busfahrer schon längere Zeit mitbekommen hatte, dass Ove zu wenig entwertete, sich aber nicht traute,

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