Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
im Juni und Juli wurde gedreht, und Premiere war in den Herbstferien. Ab und zu musste Produktionsleiter Bo Christensen zwischendurch nach Paris, um zu kontrollieren, wie weit die beiden mit dem Drehbuch waren, damit er mit seiner Grobplanung beginnen konnte. Glücklicherweise schrieben sie chronologisch, so dass er immer schon etwas mit nach Hause nehmen konnte.
»Der (voraussichtlich) letzte Streich der Olsenbande« wäre wirklich fast der letzte Film geworden – der letzte Film mit Ove Sprogøe. Der bestand wie immer darauf, dass er seine Stunts selbst machte, damit sie so echt wie möglich aussähen. In diesem Film nun zementiert ihn das »dumme Schwein« (Ove Verner Hansen) in einen Holzbottich und versenkt ihn in bester amerikanischer Gangster-Manier im Hafen. Egon sollte bei den Fischen schlafen.
Balling bereitete die Szene gründlich vor. Unter anderem ließ er eine Egon-Olsen-Puppe anfertigen, die im Zweifelsfall im Hafen versenkt werden könnte. Der Stunt war ziemlich riskant, zumal Ove ja nicht schwimmen konnte.
Balling fragte also Ove, ob er selbst im Bottich stehen wolle, wenn ihn der Kran aufs Wasser hebt. Danach sollte die Puppe in den Bottich gesetzt und fallen gelassen werden, um dann unterzugehen. Das war’s mit Egon Olsen. Ove war enttäuscht und fragte, ob nicht er selbst in dem Bottich versenkt werden könne, wenn er gleich wieder hochgezogen würde, müsste das doch klappen. Er ließ einfach nicht locker. Balling war kurz davor, dem Wunsch seines guten Freundes nachzugeben, lehnte aber dann doch ab. Erst soll die Puppe ins Wasser fallen – Umschnitt –, und dann wird Ove aus dem Wasser gehievt. Im Film kommen Benny und Kjeld ihm zu Hilfe, kurz bevor er ertrinkt.
Ove schickte sich drein, bettelte aber doch zur Sicherheit noch einmal: Dürfe er nicht doch alles allein machen? Nein, Balling blieb hart. Und dann gingen die Aufnahmen los. Sowohl Ove als auch die Egon-Puppe sollten über das Wasser gehoben werden, damit der Regisseur zwischen den beiden Einstellungen schneiden konnte. Zuerst kam die Puppe. Der Bottich wurde hochgezogen, und die Kamera war schussbereit für den Moment, in dem er aufs Wasser fallen und verschwinden würde. Der Bottich knallte auf die Wasseroberfläche, verharrte dort unerwartet, und der riesige Arm des Krans krachte auf die Puppe herunter. »Klonk!« Da schwammen die Reste der Puppe, bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert.
An Land herrschte Totenstille. Alle standen unter Schock. Ove Sprogøe wäre tot gewesen, wenn Balling ihn nicht zurückgehalten hätte. Nach einer Weile brach der kleine Schauspieler das Schweigen, immer noch in tadellosem Anzug mit gelbem Hemd und Melone: »Na, das wär’s dann wohl gewesen, danke und tschüss!«
Die nächste Szene begann wie geplant unter Wasser – Ove geknebelt, mit den Füßen im Bottich, ohne schwimmen zu können –, arbeitete er hart wie nie. Während er langsam aus dem Wasser gezogen wurde, feuerte er so eine geballte Ladung von Flüchen und Verwünschungen ab, dass man sie fast durch den Knebel verstehen konnte. Und die ganze Mannschaft rief: »Mächtig gewaltig, Egon!«
Als Regisseur und Direktor in Personalunion war es für Erik Balling ein Leichtes, sich ein höheres Budget zu bewilligen, und das passierte häufiger, vor allem später in der Serie. Wenn er noch zusätzlich eine halbe Million Kronen brauchte, genehmigte er sie sich mit der linken Hand und nahm sie mit der rechten.
Für Produktionsleiter Bo Christensen war das ein Problem: »Ich hatte meine liebe Not, denn zwischendurch fuhr immer mal der Teufel in ihn. Plötzlich war er der Chef, der dem Regisseur mal eben 100 000 bis 500 000 Kronen mehr zur Verfügung stellte, und dann musste sich Balling aber nach oben mit Ove Sevel herumschlagen, der in letzter Instanz für die Finanzen zuständig war.« Der erste Olsenbande-Film von 1968 kostete eine Million Kronen, Nummer dreizehn aus dem Jahr 1981 ungefähr das Zehnfache. Aber es lohnte sich. Die Serie war inzwischen ein Kassenschlager geworden. Pro Film wurde fast eine Million Eintrittskarten verkauft. Den Rekord erzielte »Die Olsenbande sieht rot« mit 1201145 verkauften Karten. Damit belegt der Film bis heute Platz drei auf der Liste der größten Kinoerfolge aller Zeiten in Dänemark nach »Titanic« und dem ersten »Herr der Ringe«. Und noch zwei andere Olsenbande-Filme gehören zu den Top Ten der dänischen Kinohits. Auf Platz sieben liegt »Die Olsenbande schlägt wieder zu« (mit 1 044
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