Maechtig, mutig und genial
scheint, als hätten wenige Frauen seinem Werben widerstehen können. Auch Frida verliebte sich in den 22 Jahre älteren Künstler, und im August 1929 heirateten die beiden. Neben der Kunst vereinte beide auch der politische Standpunkt, Frida war, wie ihr Mann und viele andere mexikanische Intellektuelle, Mitglied der kommunistischen Partei Mexikos,trat aber wieder aus, als Rivera von der Partei ausgeschlossen wurde. Während Rivera zum berühmtesten Maler der Revolution wurde, dessen Wandgemälde kommunistische und indigene Motive vereinte, überwiegen bei Frida letztere. Vor allem durch ihre Kleidung und ihren Schmuck trug sie zur Akzeptanz der indigenen Kultur bei, auch wenn dies vermutlich nicht ihre primäre Absicht war. Doch zunächst standen Frida Kahlo und ihre Kunstwerke ganz im Schatten des bekannten Ehemannes, zumal, als die beiden 1930 in die USA reisten, wo Diego Rivera verschiedene Aufträge erhielt. Sie lebten hier mit Unterbrechungen die nächsten vier Jahre, und Frida schloss einige wichtige Freundschaften, die sie bis an ihr Lebensende begleiteten. Auch ihre erste Ausstellung hatte sie 1938 in den USA. Allerdings erlitt sie hier auch eine Fehlgeburt und sah sich aufgrund ihrer gesundheitlichen Probleme gezwungen, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, was ihr schwer zu schaffen machte.
Diego Rivera geriet in den USA ins Kreuzfeuer der Kritik, als er sich weigerte, in einem von der Ford Motor Company bezahlten Wandgemälde im Rockefeller Center ein Porträt Lenins zu entfernen. Das Paar kehrte nach Mexiko zurück und lebte in den folgenden Jahren in einem von einem bekannten Architekten für sie entworfenen Doppelhaus in dem vornehmen Vorort San Ángel. Allerdings zog Frida zeitweise aus, nachdem sie entdeckt hatte, dass der notorisch untreue Rivera eine Affäre mit ihrer Lieblingsschwester Cristina hatte. Sie schnitt sich die Haare ab und hörte auf zu malen. Nach einer Reise nach New York in der Gesellschaft von zwei Freundinnen verzieh sie Cristina und Diego, und ihre jüngere Schwester blieb ihre wichtigste Bezugsperson, vor allem, wenn sie wieder einmal ins Krankenhaus musste, aber auch, wenn sie einen verschwiegenen Ort für ein Treffen mit einem ihrer Liebhaber benötigte.
Sowohl in den USA als auch in Mexiko erregte das ungleiche Paar das Interesse der Öffentlichkeit, zumal beide großenGefallen an der Selbstdarstellung hatten. Ihre Streitigkeiten und Affären wurden Stadtgespräch. Aber nicht nur der Klatsch und Tratsch machte sie so interessant, sondern das Ehepaar Rivera war auch ein wichtiger Referenzpunkt für die intellektuelle und künstlerische Avantgarde der damaligen Zeit. Der bereits erwähnte André Breton und seine Frau, John Dos Passos, Waldo Frank, Manuel Álvarez Bravo und viele andere waren Gäste in dem blau- und rosafarbenen Doppelhaus. Leo Trotzki und seine Frau, die vor allem aufgrund der Fürsprache Riveras in Mexiko Exil erhalten hatten, wohnten zeitweise in dem »Blauen Haus« in Coyoacán, in dem Frida aufgewachsen war und das heute das Museum Frida Kahlo beherbergt.
Doch es waren nicht nur die illustren Gäste, die das Aufsehen der Öffentlichkeit erregten, sondern auch die Malerin selbst. Sie hatte begonnen, sich meist in der traditionellen Tracht der indigenen Frauen aus verschiedenen mexikanischen Regionen zu kleiden. Hinzu kamen phantasievolle Frisuren und schwerer exotischer Schmuck. Sie trat auf wie eine klassische Diva, glamourös und zugleich verletzlich. Die zierliche und auch in Mexiko exotisch wirkende Frida übte auf Männer wie Frauen eine starke erotische Anziehungskraft aus, die sie zunehmend einsetzte und auslebte. Allerdings litt sie deshalb nicht weniger unter der ständigen Untreue ihres Mannes. Diego benahm sich wie ein typischer mexikanischer Macho, wenn er für sich zwar alle Freiheiten beanspruchte, Liebhaber seiner Frau aber mit dem Tode bedrohte. Seit den 1930er Jahren führte Frida jedoch zunehmend ein eigenes Leben, nicht nur künstlerisch, sondern auch privat. Und hierzu gehörten diverse Liebesaffären. Allerdings war sie dabei, entsprechend den traditionellen Geschlechterrollen, diskreter als ihr Mann. Zu ihren Liebhabern und Liebhaberinnen zählten Leo Trotzki, der Bildhauer Isamu Noguchi, der Fotograf Nicolas Murray, der spätere Kunstmäzen Heinz Berggruen sowie die costa-ricanische Sängerin Chabela Vargas. Sexualität war für Frida Kahlo etwas Natürliches, ein zentraler Bestandteil des Lebens,und sie thematisiert diese in vielen
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