Maechtig, mutig und genial
neuen Frauenbewegung in den 1970ern Jahren, um das alle bürgerliche Konventionen und alle politische Korrektheit missachtende Leben und Werk von Frida Kahlo für ein großes Publikum zu entdecken. Inzwischen ist sie die bekannteste Künstlerin Mexikos, wenn nicht Lateinamerikas, und hat den Ruhm ihres Mannes weit übertroffen. Ihre Bilder zählen zu den teuersten lateinamerikanischen Kunstwerken überhaupt und gelten in Mexiko als »nationales Kulturgut«. Ihr Haus in Coyoacán in Mexiko-Stadt ist eine der bekanntesten Touristenattraktionen. Das Museum stellt vor allem Kleidung und Schmuck sowie Möbel aus ihrem Besitz aus.
In Deutschland fand 1982 die erste große Ausstellung über Frida Kahlo und ihre Freundin Tina Modotti statt, weitere folgten. Die letzte große Ausstellung 2010 im Berliner Martin-Gropius-Bau, die anschließend nach Wien ging, verzeichnete in beiden Städten Besucherrekorde. Dies mag nicht zuletzt daran gelegen haben, dass mit dem 2002 entstandenen Hollywoodfilm
Frida
erstmals ein breites Publikum auf die Künstlerin und ihr Leben aufmerksam wurde. Inzwischen gibt es neben einer Oper und einem Theaterstück auch eine Comicbiographie über die Künstlerin. Sie ist zu einem Popstar mit Fangemeinde und Merchandisingartikeln avanciert, hinter dem die Künstlerin selbst immer mehr zu verschwinden droht. Aber vielleicht hätte ihr dies sogar gefallen.
Ausgewählte Literatur:
Zu Frida Kahlo gibt es, entsprechend ihrer Popularität, zahlreiche populäre Darstellungen, deren Qualität unterschiedlich ist. Die meisten basieren auf der klassischen Biographie von Hayden Herrera, die auch die Grundlage für den Hollywoodfilm
Frida
von 2002 darstellt: Hayden Herrera:
Frida Kahlo. Malerin der Schmerzen – Rebellin gegen das Unabänderliche
. Aus dem Amerikanischen von Dieter Mulch. Frankfurt am Main 1987, und dieselbe:
Frida Kahlo. Ein leidenschaftliches Leben
. München 2002. Empfehlenswert ist auch Karen Genschow:
Frida Kahlo. Leben – Werk – Wirkung
, Frankfurt am Main 2007 sowie der Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Frida_Kahlo , 15.5.2012.
Von den zahlreichen Katalogen und Editionen ihrer Briefe und Tagebücher seien hier nur der letzte Berliner Katalog Helga Prignitz-Poda (Hrsg.):
Frida Kahlo. Retrospektive
. München u. a. 2010, sowie
Frida Kahlo. Gemaltes Tagebuch
. München 1995 erwähnt.
MERCEDES SOSA
ARGENTINIEN, 1935–2009
Die Sängerin Mercedes Sosa wird in Argentinien, ja in ganz Lateinamerika über ihren Tod hinaus verehrt, und nicht nur wegen ihrer weichen Altstimme. Sie gehörte zu einer Gruppe lateinamerikanischer Künstler, die in den 1960er Jahren die Musik des Kontinents radikal verändert haben, denn sie haben sich gegen die Allmacht des Marktes gewehrt und ihre Lieder als Begleitung der Bevölkerung, nicht zuletzt in ihrem Streben nach gesellschaftlicher Veränderung gesehen. Mercedes Sosa sang für soziale Gerechtigkeit, die Gleichstellung der Frau, gegen die Zerstörung der Umwelt und für die Freiheit. Ihre Konzerte gegen Ende der Militärherrschaft gaben vielen Menschen den Anstoß zum Protest gegen die Diktatur.
Wenn man in Argentinien von »La Negra«, der Schwarzen, spricht, weiß jeder, wer gemeint ist. Das schwere, blauschwarze Haar, das der Sängerin den Kosenamen eintrug, hatte Mercedes Sosa ihren indianischen Vorfahren zu verdanken, ebenso die breiten Wangenknochen. Dass indianisches Blut durch ihre Adern floss, erfuhr sie, als ihre Großmutter väterlicherseits auf dem Sterbebett lag und plötzlich nur noch Quechua sprach. Zeit ihres Lebens bedauerte die Sängerin, dass die Großmutter ihren Enkeln ihre Muttersprache nie beigebracht hatte.
»Soy india«
, betonte sie immer, und wenn Mercedes Sosa spürte, dass ihre Lieder den Indianern ihrer Heimat – rund 600 000 leben in Argentinien – etwas gaben, war sie besonders stolz darauf, zu ihnen zu gehören.
Haydée Mercedes Sosa wurde als zweites von vier Kindern am 9. Juli 1935 in San Miguel de Tucumán geboren, der Hauptstadt von Tucúman, einer kleinen, armen Provinz im argentinischen Nordwesten, die bis heute hauptsächlich von Zitronen und Zuckerrohr lebt. Auch die Sosas waren arm. Der Vater schuftete am Ofen einer Zuckerrohrfabrik, und es gab Zeiten, da reichte das Geld kaum fürs Essen. Dann aß die Familie gesalzene Weizenkleie. Wenn Mutter Emma – sie stammte von französischen Einwanderern ab –
empanadas
zubereitete, die berühmten argentinischen Teigtaschen, gab sie immer zuerst den
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