Maechtig, mutig und genial
ihrer Bilder. Nicht zuletzt deshalb entdeckte die Frauenbewegung der 1970er Jahre Frida als eine der Ihren.
Diego Rivera hatte die Kunst seiner Frau stets sehr geschätzt, und allmählich wurde sie immer bekannter. Der Besuch des berühmten surrealistischen Schriftstellers André Breton in Mexiko, der in ihren Bildern eine Art von volkstümlichem mexikanischen und wie oben angemerkt, »typisch weiblichen« Surrealismus erkennen wollte, verschaffte ihr eine Einladung nach Paris. Dort fühlte sie sich allerdings nicht allzu wohl, und nicht nur, weil ihre Ausstellung kein großer Erfolg wurde. Sie konnte auch dem intellektuellen Klima und den Diskussionen der surrealistischen Künstler der Metropole nicht viel abgewinnen, obwohl die Begegnungen mit Marcel Duchamps, Wassily Kandinsky, Pablo Picasso, Max Ernst und vielen anderen ihre Kunst beeinflusst haben dürften.
Ende des Jahres 1939 kam es für Frida Kahlo zu einem erneuten Tiefpunkt. Ihre Beziehung mit dem amerikanischen Fotografen Murray ging zu Ende, aber auch diejenige mit Rivera war so verfahren, dass sich das Paar Ende des Jahres scheiden ließ. Frida zog in ihr Elternhaus in Coyoacán, da das Ehepaar Trotzki sich mit Rivera überworfen hatte und ausgezogen war. Als Trotzki im darauffolgenden Jahr in Mexiko ermordet wurde, gerieten Rivera und Kahlo in Verdacht, an dem Attentat beteiligt gewesen zu sein, wurden jedoch bald wieder von dem Verdacht freigesprochen. Trotz ihrer Scheidung hielten Frida und Diego engen Kontakt und heirateten ein gutes Jahr später erneut, diesmal in den USA, wohin Diego wegen der Beschuldigungen im Zusammenhang mit dem Mord an Trotzki geflohen war und wo Frida sich später in medizinische Behandlung begeben hatte. Für die erneute Vermählung stellte Frida aber Bedingungen, u. a. diejenige, dass es keinen Sex mehr geben sollte, da sie den Gedanken an all die anderen Frauen, mit denen ihr Mann sexuelle Beziehungen hatte, nicht ertragen könne. Die zweite Ehe der beiden vertiefte und stabilisierte dieBindung, gleichzeitig ließ man sich aber mehr Freiheiten und agierte unabhängiger voneinander. Frida Kahlo und Diego Rivera lebten ab 1941 in dem »Blauen Haus« in Coyoacán, das Fridas Vater zu Beginn des Jahrhunderts gebaut hatte, das Doppelhaus diente als Atelier.
Fridas Ruhm als eigenständige Künstlerin wuchs nun ständig. In den USA hatte sie zahlreiche erfolgreiche und prestigeträchtige Ausstellungen, und die mexikanische Regierung erteilte ihr einen Lehrauftrag an der Schule für Malerei und Skulptur. Auch als Lehrerin wirkte sie vor allem durch ihre spontane und unkonventionelle Art sowie durch die Tatsache, dass sie die Studenten auf andere Themen und Objekte ansetzte als die klassisch europäischen.
Seit den 1930er Jahren waren Frida und Diego zunehmend politisch aktiv. Wie stark Fridas eigenes politisches Bewusstsein war oder inwiefern es Teil der Inszenierung war, lässt sich schwer einschätzen. Jedenfalls hat sie ihre Studierenden zu politischem Engagement gedrängt, und sie verstand ihre Hinwendung zur mexikanischen Volkskunst ebenfalls als einen politischen Akt und nahm bis zu ihrem Tode an politischen Diskussionen und Demonstrationen teil.
Ihre gesundheitlichen Probleme zwangen sie jedoch ab Mitte der 1940er Jahre zu immer stärkeren Einschränkungen. Sie musste sich mehrfach schweren Operationen am Rücken und am Bein unterziehen, im Jahr 1950 allein sechsmal. In dieser Zeit (1944) begann sie auch, ein persönliches Tagebuch zu führen, das tatsächlich als ein surrealistisches Kunstwerk angesehen werden kann, in dem Sinne, dass sie hier in Worten und Bildern, assoziativ und spontan, ihren Befindlichkeiten Ausdruck verlieh. Ab 1951 saß Frida Kahlo im Rollstuhl, malte aber weiterhin so oft es möglich war, nun auch zunehmend Stillleben. 1953, kurz vor ihrem Tod, bekam sie erstmals eine große Einzelausstellung in Mexiko. Zur Eröffnung ließ sich die Künstlerin aufgrund ihrer Bettlägerigkeit tragen und machte das Ereignis ein weiteres Mal zu einem für alle unvergesslichen»Event«, in deren Mittelpunkt die Inszenierung der Person Frida Kahlo stand. Am 13. Juli 1954 starb Frida Kahlo, vermutlich an den Folgen einer Lungenentzündung, doch gibt es auch Gerüchte, dass sie mit einer Überdosis von Schmerzmitteln, von denen sie stets reichlich im Hause hatte, ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt hat.
Nach ihrem Tod wurde es zunächst still um die Künstlerin. Es bedurfte des Aufbruches der 1968er Jahre und einer
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