Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Karnofsky
Vom Netzwerk:
Manuelas nicht immer sehr geschickter Art, diese offen zu zeigen, begründet lag. Die beiden trennten sich, als Bolívar beschloss, nach Europa ins Exil zu gehen. Manuela blieb in Bogotá.
    Simón Bolívar starb im Dezember 1830, noch bevor er Südamerika hatte verlassen können, und ihr Erzfeind Santander zwang Manuela Sáenz, wie Bolívar in den Anfängen der Unabhängigkeitsbewegung, auf Jamaika Exil zu suchen. 1835 kehrte sie nach Ecuador zurück, das sich inzwischen zu einer selbständigen Republik erklärt hatte. Dort war ihr politischer und persönlicher Freund Juan José Flores Präsident, wurde jedoch kurz nach ihrer Rückkehr gestürzt. Sein Nachfolger Vicente Rocafuerte war nicht daran interessiert, diese umstrittene, aber noch immer geachtete Frau und politische Freundin seines Vorgängers im Lande zu haben und drängte sie unter fadenscheinigen Vorwürfen erneut ins Exil. Manuela Sáenz verbrachteden Rest ihres Lebens in einer kleinen Hafenstadt im Norden Perus, wo sie recht ärmlich vom Verkauf selbstgemachter Süßwaren und Zigarren lebte – ein typischer Broterwerb für mittellose alleinstehende Frauen der weißen Oberschicht. Darüber hinaus übersetzte sie ab und an für nordamerikanische Seeleute Briefe an deren peruanische Freundinnen. Doch ganz einsam und vergessen war Manuela Sáenz nicht, denn sie korrespondierte mit wichtigen Politikern ihrer Zeit und erhielt Besuche von ihnen, die ihr noch immer Prestige und Respekt zollten.
    1847 kam Manuelas Ehemann James Thorne zu Tode, und obwohl Manuela in seinem Testament als Erbin eingesetzt war, sorgten ihre Feinde dafür, dass ihr dies wegen ihres ehebrecherischen Verhältnisses zu Bolívar verweigert wurde. Manuela Sáenz starb im Jahre 1856, vermutlich im Alter von 59 Jahren.
    Um diese Zeit begannen bereits ehemalige Weggefährten und Politiker, die eine Identifikationsfigur für die jungen, von internen Kämpfen zerrissenen Staaten suchten, Simón Bolívar zum Helden der Unabhängigkeitsbewegung, zum Befreier des Kontinentes schlechthin zu erklären. Hierbei half auch, dass sein Adjutant entgegen Bolívars Wunsch nach seinem Tode seine persönlichen Papiere nicht verbrannt hatte. Neben Reden und politischen Notizen enthalten diese auch die Korrespondenz Bolívars. Darunter befinden sich Liebesbriefe an Manuela, die diese kurz vor ihrem Tod mit ihren eigenen Briefen ergänzte. Daher sind wir über das Verhältnis der beiden recht gut informiert. Aber die Historiographen haben sich zunächst bemüht, die Bedeutung von Manuela Sáenz für Bolívar und sein politisches Projekt herunterzuspielen, denn sie eignete sich herzlich wenig als Heldin des 19. Jahrhunderts. Andererseits war ihre Präsenz so stark und trat auch in der Korrespondenz immer wieder hervor, so dass man sie nicht ganz ignorieren konnte. Doch wie konnte man erklären, dass ein strahlender Held wie Simón Bolívar sich mit einer solchen Person verbunden hatte? Der Kunstgriff, den die offizielle GeschichtsschreibungVenezuelas schließlich fand, war, sie zur »Befreierin des Befreiers« zu erklären und vor allem die Situationen, in denen sie durch ihre Wachsamkeit sein Leben rettete, in den Vordergrund zu stellen. Damit wurde sie zur liebenden Partnerin, und ihre politischen Aktivitäten schienen nur hieraus zu erwachsen. Während Bolívar überall in Lateinamerika und darüber hinaus Denkmäler gesetzt wurden, fand Manuela bis vor kurzem kaum Beachtung. Die »bolivarianische« Regierung von Hugo Chávez jedoch hat die Frau, die jahrelang an der Seite ihres Helden stand, 2010 in einem symbolischen Akt »heimgeholt«. Auch seine Regierung hebt vor allem auf die Liebesbeziehung mit dem Nationalhelden ab, aber junge Künstlerinnen und Frauenrechtlerinnen reklamieren zunehmend die rebellische Seite Manuelas für sich und ihr Projekt.
    Da Manuela Sáenz während einer Diphterie-Epidemie starb und in einem Massengrab beigesetzt wurde, gibt es keine sterblichen Überreste, die man ihr zuordnen könnte. Als symbolische Geste wurde daher Erde aus dem Massengrab nach Caracas überführt, und Manuela Sáenz ruht nun an der Seite ihres Geliebten im Pantheon der Nation.
Ausgewählte Literatur:
    Die erste und einzige deutschsprachige (im Original auf Englisch erschienene) Biographie ist von Victor von Hagen:
Manuelas Jahreszeiten der Liebe. Manuela Sáenz und Simón Bolívar
. Aus dem Englischen von Werner Preusser. Reinbek 1967. Der Titel ist in gewisser Weise Programm.
    Darüber hinaus gibt es jede

Weitere Kostenlose Bücher