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Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Karnofsky
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den
Montoneros
unter Druck gesetzt worden sind. Die Witwe Graivers bestätigte dies 2010, und ihr Bruder erklärte, Graivers Eltern und seine Schwester hätten sich zur Zeit der Vertragsunterschrift bereits in der Gewalt der Militärs befunden und man habe sie zum Verkauf gezwungen. Ein anderes Familienmitglied, Isidoro Graiver, der damals mit den Verhandlungen beauftragt war, widersprach dem jedoch. Die Graivers wurden zumindest wenig später von einem Militärtribunal wegen ihrer angeblichen Verbindungen zur Linken zu Haftstrafen verurteilt. Gänzlich aufgeklärt sind die Umstände des Verkaufs von
Papel Prensa
bis heute nicht,
Clarín
und
La Nación
behaupten, sämtliche Vorwürfe seien erfunden und hätten nur den Zweck, ihnen
Papel Prensa
wegzunehmen.
    Die Witwe jedenfalls handelte Pablo Llonto zufolge damals den Generälen auch noch einen besonders günstigen Strompreis für
Papel Prensa
ab. Kaum war der Malwinenkrieg gegen Großbritannien 1982 verloren und das Ende der Diktatur absehbar, unternahm sie jedoch mit ihrer Zeitung vorsichtige Absatzbewegungen von der Diktatur.
    Und ihr Imperium wuchs. Inzwischen hatte Herrera Anteile an der Nachrichtenagentur DyN erworben, und auch im Immobilienbereich hatte sie investiert. Ihr Mann hatte immer von einem Radiosender geträumt. Allerdings hatten die Militärs gesetzlich festgelegt, dass Besitzer von Printmedien weder im Hörfunk- noch im Fernsehbereich tätig werden dürften.Und Raúl Alfonsín, erster gewählter Präsident nach der Diktatur, dachte keinesfalls daran, dies zu ändern. »Niemand kann gegen
Clarín
regieren«, hieß es schon damals in Argentinien. Alfonsín bekam dies zu spüren, bis er ein Auge zudrückte: die Besitzer von
Radio Mitre
, der wichtigsten Radiostation im Land, konnten diese an die Witwe verkaufen.
    Die besten Geschäfte machte Herrera de Noble jedoch, nachdem 1989 der Peronist Carlos Menem das Präsidentenamt übernommen hatte und eine Politik der Privatisierung von Staatsfirmen in Angriff nahm. Sie stieg mit einer neu gegründeten Gesellschaft namens
Arte Radiotelevisivo Argentino
(ARTEAR) beim bislang staatlichen Fernsehsender
Canal 13
ein und übernahm die 13-prozentige Beteiligung der Tageszeitung
La Razón
an
Papel Prensa
. Und wenn die Politik nicht so wollte wie
Clarín
, spitzte man in allen Redaktionen, die inzwischen auf das Kommando der Witwe hörten, entsprechend die Federn. So wuchs die
Clarín
-Gruppe im Laufe der 1990er Jahre um einen Kabelbetreiber, diverse Fernsehkanäle und sonstige Angebote im Kommunikationsbereich.
    2001 schossen sich die Medien der Witwe auf die Regierung des glücklosen Präsidenten Fernando de la Rúa von der
Unión Cívica Radical
(UCR, dt.: Radikale Bürgerunion) ein. Aufgrund der vielen Einkäufe, die sie unter Menem getätigt hatte, war die
Clarín
-Gruppe, wie auch viele andere Unternehmen, hoch verschuldet. Man sehnte sich nach einer Abwertung des argentinischen Peso, der seit 1992 per Gesetz zum Kurs 1:1 an den US-Dollar angebunden war. Die
Clarín
-Gruppe schrieb und sendete die Abwertung förmlich herbei. De la Rúa musste Ende 2001 gehen, und der Peronist Eduardo Duhalde hob zur Jahreswende die Dollar-Anbindung auf. Im Laufe des Jahres 2002 war der Peso nur noch ein Drittel wert. Wer über Dollar verfügte, musste nun nur noch ein Drittel aufwenden, um seine Peso-Schulden zu begleichen. Auch für de la Rúa hatte sich bewahrheitet, dass niemand gegen
Clarín
regieren kann.
    Der Peronist Néstor Kirchner (2003–2007, † 2010) konntemit der Unterstützung der Witwe rechnen. Er verlängerte ihre Lizenzen für den
Canal 13
und eine Reihe weiterer Fernsehkanäle und gestand ihr dem Anti-Monopolgesetz zum Trotz zu, einen zweiten Kabelkanalbetreiber aufzukaufen, der ihr fast ein Marktmonopol bescherte. Doch zwischen Kirchners Witwe und Nachfolgerin im Präsidentenamt, Cristina Fernández de Kirchner, und Ernestina Herrera de Noble herrscht seit 2008 Krieg. Die
Clarín
-Gruppe begann, gegen Cristina Position zu beziehen, als diese im März 2008 gegen den Protest der Bauern die Besteuerung der Agrarexporte erhöht hatte. Diese Steuererhöhungen sollen jedoch nur ein Vorwand für die
Clarín
-Gruppe gewesen sein, um gegen Frau Kirchner zu Felde zu ziehen: Die
Clarín
-Gruppe hatte der Präsidentin angeblich den Kampf angesagt, weil diese den Einstieg der Gruppe in die Telefongesellschaft Telecom Argentina verhinderte.
    Cristina, die selbst den
Montoneros
zumindest nahestand, will nun die

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