Maechtig, mutig und genial
Umstände des Verkaufs von
Papel Prensa
aufklären und bemüht sich darum, die Monopolstellung der Papiermühle zu brechen. Ihr neues Mediengesetz – es hat zum Ziel, die Pressekonzentration zu verringern, die Néstor Kirchner noch gefördert hatte – könnte die
Clarín
-Gruppe zwingen, einen Teil ihrer Produkte zu veräußern. Diese hat dagegen geklagt, und die Justiz hat die Anwendung des Gesetzes erst einmal ausgesetzt. Cristina Kirchner beweist, dass es zwar schwer ist, gegen
Clarín
zu regieren, aber nicht unmöglich.
Ausgewählte Literatur:
Ernestina Herrera de Noble: »Hay un sector político que quiere ir limpiando el terreno para adueñarse de todo el poder«. Auf: http://edant.clarin.com/diario/2003/01/12/p-00801.htm , 11.5.2012.
Pablo Llonto:
La noble Ernestina. El misterio de la mujer más poderosa de la Argentina
. Erweiterte Auflage. Buenos Aires 2008.
Karen Naundorf: »Sie wollen die Wahrheit nicht wissen«. In:
Die Zeit
, Nr. 33/2010. Auf: http://www.zeit.de/2010/33/Videla-Prozess?page=1 , 11.5.2012.
VIOLETA BARRIOS DE CHAMORRO
NICARAGUA, *1929
Violeta Barrios de Chamorro hat es nie in Beruf und Politik gedrängt, doch nach dem Tod ihres Mannes, des Verlegers und Politikers Pedro Joaquín Chamorro, entschloss sie sich, sein Lebenswerk fortzusetzen. Sie stieg als Verlegerin in die familieneigene Tageszeitung ein und wurde nach der sandinistischen Revolution von 1979 Mitglied der ersten Regierungsjunta. Und 1990 wurde sie Lateinamerikas erste vom Volk direkt gewählte Präsidentin. Sie übernahm in Personalunion auch das Verteidigungsministerium und war somit Lateinamerikas erste Frau an der Spitze dieses Ressorts.
Das Leben hatte es gutgemeint mit Violeta Barrios Torres. Sie war als eines von sechs Kindern des begüterten Farmers Carlos Barrios Sacasa und seiner Frau Amalia Torres Hurtado am 18. Oktober 1929 in Rivas zur Welt gekommen, einer Kleinstadt an der Grenze zu Costa Rica. Im Stammbaum ihrer Großmutter väterlicherseits waren mehrere Präsidenten der Republik Nicaragua zu finden. Violeta liebte Musik und war eine passionierte Reiterin. Sie besuchte zunächst das
Colegio Francés
(dt.: französische Schule) in Granada, eine von Nonnen geführte Privatschule, wechselte dann auf eine katholische Schule in Managua, um schließlich in Virginia in den USA ihr Englisch zu vervollkommnen. Nach dem Tod ihres Vaters 1947 brach sie die Schulausbildung ab und kehrte nach Nicaragua zurück, um sich um ihre jüngeren Geschwister zu kümmern, da die Mutter, von ihrer Trauer wie gelähmt, dies nicht schaffte. ZweiJahre später lernte sie dann über einen ihrer Brüder ihren Märchenprinzen kennen, den fünf Jahre älteren Journalisten Pedro Joaquín Chamorro Cardenal. Wie Violeta gehörte er der
alta burgesía
an, der nicaraguanischen Oberschicht. Auch die Chamorros hatten in den letzten 100 Jahren vier Präsidenten hervorgebracht, und sie zählten zu den Moguln der Konservativen Partei. Der weitläufigen Familie gehörte zudem die Tageszeitung
La Prensa
und sie hielt Aktienpakte der Bank of America.
Das Paar heiratete am 8. Dezember 1950 und bekam vier Kinder, Pedro Joaquín (1951), Claudia Lucía (1953), Cristiana (1954) und Carlos Fernando (1956). 1952 übernahm Violetas Mann die Leitung von
La Prensa
.
Nicaragua befand sich damals in Händen der Großgrundbesitzerfamilie Somoza, und das seit 1936. Stellte sie nicht selbst den Präsidenten, hievte sie eine ihrer Marionetten ins höchste Staatsamt. Auf das Militär gestützt und mit den USA im Bunde, nutzte bereits Präsident Anastasio Somoza García seine Macht vor allem zur persönlichen Bereicherung. Nach seiner Ermordung 1956 übernahmen seine Söhne sein Erbe, zunächst Luis und ab 1967 Anastasio Somoza Debayle: Sie beuteten das Land weiterhin schamlos aus und unterdrückten jegliche Opposition.
Kaum hatte Pedro Joaquín Chamorro in
La Prensa
das Heft in die Hand genommen, nutzte er dies, um gegen den Somoza-Clan zu schreiben. Immer wieder hatte er mit der Zensur zu kämpfen, und fünfmal wurde das Blatt geschlossen. Chamorro beteiligte sich zudem an mehreren Umsturzversuchen, saß insgesamt vier Jahre im Gefängnis, wurde ein Jahr unter Hausarrest gestellt und musste zweimal das Land verlassen. So flohen er und seine Frau Violeta 1957 unter Lebensgefahr in einem Ruderboot nach Costa Rica.
Der aufrechte Demokrat Chamorro war der Mann, auf den sich sämtliche Gegner des diktatorischen Regimes einigen konnten. Das moderne Kapital,
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