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Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Karnofsky
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Zeitschrift
Indicadores Econômicos
(dt.: Wirtschaftliche Indikatoren). Am 1. Januar 1999 kehrte sie dann wieder auf ihren alten Ministerposten zurück. Olívio Dutra von der Arbeiterpartei hatte mit Hilfe der PDT die Gouverneurswahlen in Rio Grande do Sul gewonnen und holte sie in sein Kabinett, »weil sie in der PDT links stand und nicht so populistisch war«.
    Während ihrer Amtsführung stieg die Zahl der an die Stromversorgung angeschlossenen Haushalte in Rio Grande do Sul um knapp 50 Prozent – Dank eines Programmes, in dem private und öffentliche Energieproduzenten zusammenarbeiteten. 1999 warnte Rousseff die Zentralregierung in Brasilia, dass das Land mit Versorgungsengpässen würde rechnen müssen, wenn nicht in den Energiesektor investiert würde.
    Zur Arbeiterpartei stieß sie 2001, als die PDT bei den Bürgermeisterwahlen von Porto Alegre nicht den Kandidaten der Arbeiterpartei unterstützte, sondern einen eigenen Kandidaten aufstellte. Dieser war auf Allianzen mit dem neoliberalen, rechten Spektrum angewiesen, und die zu tolerieren war Dilma nicht bereit. PDT-Vorsitzender Leonel Brizola nannte sie eine Verräterin, als sie die Partei wechselte, obwohl dies in Brasilien keine Seltenheit ist.
    Vor den Präsidentschaftswahlen 2002 wurde sie in die Kommission der Arbeiterpartei berufen, die Lulas Regierungsplattform im Bereich Bergbau und Energie erarbeitete. Nach dem Wahlsieg Lulas waren viele erstaunt, dass nicht einer der landesweit bekannten Energiespezialisten der Partei, sondern Dilma Rousseff von Lula zur Ministerin für Bergbau, Energie und Kommunikation berufen wurde. »Da tauchte Ende 2001 eine Genossin mit einem Computerchen in der Hand auf. Wir fingen an zu diskutieren, und ich stellte fest, dass sie im Unterschied zu allen anderen Praxiserfahrung hatte, denn sie übte das Ministeramt für Bergbau und Energie bereits in Rio Grande do Sul aus. Und da dachte ich: Ich glaube, ich habe meine Ministerin gefunden«, kommentierte Lula seine Entscheidung für Rousseff. Sie trat ihr Amt am 1. Januar 2003 an.
    Ihre Amtszeit war von den Bemühungen geprägt, eine neue Energiekrise, wie sie aufgrund einer Dürreperiode 2001 und 2002 aufgetreten war, für die Zukunft zu verhindern. Sie nahm neue Kraftwerksprojekte in Angriff, deren Umsetzung jedoch von Umweltministerin Marina Silva ( S. 248 ) verzögert wurde, die auf Umweltverträglichkeitsprüfungen bestand. Silva fürchtete um das ökologische Gleichgewicht, Rousseff dagegen hatte Kalkulationen vor Augen, denen zufolge der aufstrebende Industriestaat 2009 erneut mit Stromsperren zu rechnen hatte, wenn nicht bald die Kapazitäten erweitert würden. Der damalige Präsidialamtsminister José Dirceu musste ein Vermittlerteam aufstellen, das zwischen den beiden Ministerinnen schlichtete. Auch mit der Führung des staatlichen EnergiekonzernsPetrobras kam es zu Konflikten, und gelegentlich musste sogar Lula selbst vermitteln. Ein Parlamentsabgeordneter sagte einmal: »Dilma ist die demokratischste Person der Welt, wenn man 100-prozentig mit ihr einer Meinung ist.« Dilma Rousseff gilt als äußerst temperamentvoll, so soll sie den Chef von Petrobras zum Weinen gebracht haben. Präsident Lula soll ihr Temperament aber geschätzt haben, weil sie es einsetzte, um Probleme zu lösen. Sie selbst sagt dazu, dass nicht ihr Temperament, sondern ihre Funktion schwierig sei. »Ich finde es interessant, dass eine Frau, wenn sie eine Führungsposition ausübt, immer als hart und rigide oder als Eiserne Lady charakterisiert wird. Ich halte das für ein Stereotyp, für eine Schablone, eine Zwangsjacke, in die man uns pressen will.«
    Privat gilt sie keinesfalls als hart. Sie verbringt ihre Freizeit gern mit ihren beiden Hunden Nego und Fafá. Zudem liebt sie Filme von Glauber Rocha und Musik von Wagner, Puccini, den Beatles und Chico Buarque, und sie meditiert regelmäßig. Außerdem ist sie sehr belesen und zitiert gern aus literarischen Werken. Ihr Vater hatte sie für Literatur begeistert. Sie liebt die »alten Griechen«, aber auch Honoré de Balzac, Fernando Pessoa und Machado de Assis. Und sie mag die neuen Technologien: Sie schaut sich Filme auf dem Computer an, und auf ihrem iPad, von dem sie sich kaum je trennt, betrachtet sie gern ihre virtuelle Kunstgalerie.
    Auf ihre Entscheidung als Ministerin hin müssen für Erdölplattformen nun nicht mehr wie früher 15, sondern 60 Prozent nationale Materialien verwendet werden. Dies stellte sich zwar kurzfristig teurer,

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