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Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Karnofsky
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Ricardo Lagos erreichte nur 60 Prozent. Dabei hatte Michelle Bachelet nie das Ziel, Präsidentin zu werden. Doch was sie macht, macht sie, so gut sie kann. Als sie 1996 einen Kursus über kontinentale Verteidigung an der Akademie für politische und strategische Studien absolviert, schließt sie ihn als Jahrgangsbeste ab. Sie hatte auch schon das Abitur als Beste ihres Jahrgangs bestanden. Ihre Eltern haben sie von klein auf dazu erzogen, immer ihre Pflicht zu tun und Verantwortung ernst zu nehmen, hat sie einmal in einem Interview geäußert, und danach lebt sie.
    Verónica Michelle Bachelet Jeria wurde am 29. September 1951 in Chiles Hauptstadt Santiago geboren, als zweites Kind der Archäologin Ángela Jeria und des Luftwaffenoffiziers Alberto Bachelet. Ihr Großvater mütterlicherseits war Chiles erster Agraringenieur, und ihr Ururgroßvater väterlicherseits, der aus Burgund stammte, war 1860 von der angesehenen Familie Subercaseaux als Önologe unter Vertrag genommen worden undnie mehr nach Frankreich zurückgekehrt. Eine Nachfahrin der Familie Subercaseaux, die bekannte Schriftstellerin Elizabeth Subercaseaux, veröffentlichte 2005 Michelle Bachelets Biographie.
    Aufgrund des Berufs des Vaters lebte Michelle als Kind in diversen Militärsiedlungen in unterschiedlichen Regionen Chiles. 1962 zog sie für zwei Jahre nach Bethesda (Maryland), weil der Vater den Posten des Militärattachés in den USA übernommen hatte. Sie besuchte eine örtliche Schule und lernte Englisch. Sie ist ein Sprachtalent, denn sie spricht außerdem Deutsch, Französisch und Portugiesisch. Zurück in Chile besuchte sie bis 1969 ein Mädchengymnasium in Santiago.
    Sie spielte Volleyball, sang im Schulchor und gehörte einer Musik- und einer Theatergruppe an. Beim Universitätseignungstest erreichte sie eine der höchsten Punktzahlen im ganzen Land. Zwar interessierte sie sich auch für Wirtschaft und Soziologie, doch sie entschied sich 1970 nach einem Besuch eines Gesundheitspostens, Medizin zu studieren, die sie auch als eine Sozialwissenschaft begreift, wie sie in einem Interview erklärte.
    Auf der Universität schloss sie sich der Sozialistischen Jugend an. Ihr Vater, inzwischen Brigadegeneral, arbeitete damals für die Regierung der
Unidad Popular
(dt.: Volksfront) des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende (1970–1973). Alberto Bachelet war zwar parteilos, aber fortschrittlich eingestellt. Seine Frau berichtete einmal, er sei kein Macho gewesen und habe im Haushalt mitgearbeitet. Seinen Kindern hat er vermittelt, dass alle Menschen die gleichen Chancen haben sollten und dass man dem anderen Respekt entgegenbringen muss. Er gehörte wie Allende einer Freimaurerloge an. Zunächst war er unter Allende Direktor einer Einrichtung, die für die Verteilung von Grundnahrungsmitteln an die Armen zuständig war, dann übernahm er die Finanzen der Luftwaffe.
    Als am frühen Morgen des 11. September 1973 die Streitkräfte unter Führung von General Augusto Pinochet gegen Allendeund seine Regierung putschten, und Michelle und ihre Kommilitonen die Bombardierung des Präsidentenpalastes La Moneda vom Dach des Universitätsgebäudes aus ungläubig beobachteten, wurde Alberto Bachelet in seinem Büro im Verteidigungsministerium verhaftet. Abends ließ man ihn wieder frei, um ihn am 14. September auf Befehl des Luftwaffenchefs und Juntamitgliedes Gustavo Leigh wieder festzunehmen. Er wird in die Akademie der Luftwaffe gebracht und von seinen eigenen Waffenbrüdern gefoltert. Im Oktober ist seine Gesundheit zerrüttet, und er darf unter Hausarrest zu Frau und Tochter zurückkehren. Am 18. Dezember wird er, des Vaterlandsverrats für schuldig befunden, wieder in das Gefängnis von Santiago gebracht. Am 11. März erleidet er nach der Folter einen Herzinfarkt, und da ihm jede medizinische Hilfe verweigert wird, stirbt er am Tag darauf, im Alter von 51 Jahren.
    Michelle Bachelet setzt trotz Putsch und Ermordung des Vaters ihr Medizinstudium fort und ist im Untergrund weiterhin für die Sozialistische Jugend tätig. Ihre Mutter wird derweil zur Menschenrechtsaktivistin und gerät auf die schwarzen Listen der Militärs. Am Mittag des 10. Januar 1975 werden die beiden Frauen in ihrer Wohnung von der Geheimpolizei DINA verhaftet und mit verbundenen Augen in die Villa Grimaldi gebracht, Chiles berüchtigtste Folterstätte. Dort werden sie getrennt. Michelle teilt die Zelle mit acht weiteren Gefangenen. »Ja, sie haben mich gefoltert. Sie haben mich

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