Maechtig, mutig und genial
»Luiza Erundina«. In:
Pesquisa Escolar On-Line
. Fundação Joaquim Nabuco, 6.8.2009. Auf: http://basilio.fundaj.gov.br/pesquisaescolar/index.php?option=com_content&view=article&id=313&Itemid=1 , 11.5.2012. Kurzporträt.
»Luíza Erundina aconselha Dilma Rousseff: ›Não se intimide‹.« Interview der Nachrichtenwebseite des Parlaments von Paraíba mit Luiza Erundina über die Rolle der Frauen in der brasilianischen Politik, 24.1.2011. Auf: http://www.parlamentopb.com.br/Noticias/?luiza-erundina-aconselha-dilmarousseff-nao-se-intimide-24.01 . 2011, 11.5.2012.
DILMA ROUSSEFF
BRASILIEN, *1947
Die Volkswirtin Dilma Rousseff ist seit dem 1. Januar 2011 Brasiliens erste Frau im Präsidentenamt. Bereits in der Regierung ihres Vorgängers Luiz Inácio Lula da Silva (2003–2010) hatte sie zunächst als Ministerin für Bergbau, Energie und Kommunikation und dann als Präsidialamtsministerin großen Einfluss und einiges bewegt. Präsident Lula hatte Rousseff, die während der Diktatur im Untergrund gekämpft hatte, als Präsidentschaftskandidatin der Arbeiterpartei vorgeschlagen.
Dilma Vana Rousseff wurde am 14. Dezember 1947 in Belo Horizonte, der Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais, als Tochter des Anwalts und Unternehmers Pedro (Petár) Rousseff und seiner Frau Dilma Jane Coimbra Silva geboren. Sie hat einen älteren Bruder, Igor, und eine jüngere Schwester, Zana Lucía, die bereits 1976 verstarb. Ihr Vater stammte aus Bulgarien, wo er der Kommunistischen Partei angehört hatte und bereits einmal verheiratet gewesen war. Dilma hatte dort einen Halbbruder, der aber auch bereits verstorben ist. Ihr Vater kam Ende der 1930er Jahre nach São Paulo. Auf einer Reise lernte er Dilmas Mutter kennen. Sie stammt aus Uberaba in Minas Gerais und war Lehrerin. Die beiden heirateten und zogen nach Belo Horizonte. Der Vater arbeitete dort eine Weile für Mannesmann, später war er im Bau- und Immobiliensektor tätig. Nach anfänglichen Vorbehalten, weil der Vater Ausländer war, gehörte die Familie in Belo Horizonte dann zur Oberschicht. Als Dilmas Vater 1962 starb, hinterließ er 15 Immobilien vonWert, die heute Dilmas Bruder verwaltet. Dilmas Mutter ist gelegentlich bei offiziellen Anlässen an der Seite der Tochter zu sehen.
Ab 1952 ging Dilma in die Vorschule, 1955 wurde sie in Belo Horizonte eingeschult. 1964 wechselte sie auf eine staatliche Oberschule. Als am 31. März 1964 das Militär den reformerischen Präsidenten João Goulart absetzte, nahm sie am Schülerprotest gegen den Putsch teil. Noch im gleichen Jahr schloss sie sich der
Política Operária
(POLOP, dt.: Arbeiter-Politik) an, einer Abspaltung der Sozialistischen Partei Brasiliens. Die Mitglieder der Gruppe waren bezüglich des Weges zum Sozialismus gespalten: Ein Teil optierte für eine Verfassunggebende Versammlung, der andere Teil für den bewaffneten Kampf. Aus diesem Teil ging später das
Comando de Libertação Nacional
(COLINA, dt.: Nationales Befreiungskommando) hervor, dem sich auch Dilma anschloss. Angeblich war es Régis Debrays Buch
Revolution in der Revolution?
, das sie von der Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes überzeugt hatte. Dilma war im POLOP für die Kontakte zu Gewerkschaften zuständig sowie für die Unterweisung im Marxismus und für die Publikation
O Piquete
(dt.: Der Dienst). Zwar erhielt sie auch eine militärische Ausbildung, soll aber selbst an keiner bewaffneten Aktion direkt beteiligt gewesen sein.
Im POLOP lernte sie 1966 den fünf Jahre älteren Journalisten Cláudio Galeno de Magalhães Linhares kennen, der wie sie den bewaffneten Kampf befürwortete. Er hatte in den Streitkräften gedient und sich am Marineaufstand gegen den Putsch beteiligt und war deswegen eine Weile in Haft gewesen. Im September 1967 heirateten die beiden. Im gleichen Jahr schrieb sich Dilma an der Universität von Minas Gerais für Wirtschaftswissenschaften ein.
Anfang 1969 hatte COLINA im Bundesstaat Minas Gerais einige Dutzend Anhänger, die für Autodiebstähle, vier Banküberfälle und zwei Bombenattentate verantwortlich waren, bei denen allerdings keine Menschen zu Schaden kamen. Alsdie Polizei dann einen Teil der Gruppe bei einem Treffen überraschte, wurden zwei Polizisten erschossen und einer verletzt. Dilma und ihr Mann konnten entkommen, doch sie lebten nun im Untergrund, weil sie befürchten mussten, dass einer der gefangenen Genossen unter der Folter ihre Wohnung verriet. Es hieß, dass Cláudio Galeno an einem der beiden
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