Maechtig, mutig und genial
KommunistischenPartei ist, sondern auch Sprecher der
Frente Patriótico Manuel Rodríguez
(FPMR, dt.: Patriotische Front Manuel Rodríguez), die am 7. September 1986 ein Attentat auf Pinochet verübt. Michelle hatte zwar an einigen Diskussionen der Gruppe teilgenommen, aber nicht an deren terroristischen Aktionen. Als Ministerin sollte ihr später der Kontakt zur FPMR und ihre Beziehung zu Vojkovic vorgeworfen werden, und sie musste erklären, dass sie mit dem Attentat nichts zu tun hatte. Sie selbst reagierte genervt darauf, dass man sich für ihr Privatleben vor 20 Jahren interessierte, aber nicht erwähnte, dass der Vater ihrer 1992 geborenen, jüngsten Tochter Sofía Pinochet nahesteht.
1987 ließ die Repression nach und das Regime erlaubte einige oppositionelle Gruppierungen. Bachelet schloss sich einer kleinen sozialistischen Strömung an, die sich für einen Boykott des Plebiszits von 1988 einsetzte, bei dem das Volk darüber abstimmen sollte, ob General Augusto Pinochet noch weiter im Amt bleiben oder 1990 die Regierungsverantwortung abgeben sollte. Michelle fürchtete, dass das Plebiszit nur dazu dienen könnte, Pinochet zu legitimieren. Außerdem glaubte sie, der Diktator werde mittels Wahlbetrug für seinen Sieg sorgen. Schließlich schrieb sie sich aber doch noch ins Wahlregister ein und votierte mit »NO«. 53 Prozent der Wahlberechtigten hatten wie Michelle Bachelet für eine Beendigung der Herrschaft Pinochets im Jahre 1990 gestimmt. Der beschwerliche Übergang zur Demokratie begann.
Am 14. Dezember 1989 gewann der Christdemokrat Patricio Aylwin freie Wahlen und wurde nach 27 Jahren Diktatur am 11. März 1990 als Präsident vereidigt. Er stützte sich auf eine Koalition aus Christdemokraten, Sozialisten und Sozialdemokraten,
Concertación
genannt, die nun für 20 Jahre Chiles Politik bestimmen sollte.
Die Frau, die einmal die vierte Präsidentin dieser
Concertación
werden sollte, war damals nur im Basiskomitee der Sozialistischen Partei aktiv und nahm auch nicht an den immernoch anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Almeyda und Altamirano um den Kurs der Partei teil, die erst auf einem Programmkongress 1992 beendet werden sollten. Die gemäßigten Kräfte setzten sich durch.
Nach Aylwins Regierungsübernahme bekam Bachelet eine Stelle als Epidemiologin im öffentlichen Gesundheitsdienst der Hauptstadt. Sie war dort für die Verbesserung der unter der Diktatur vernachlässigten Hospitäler und Gesundheitsposten zuständig. Nach einer Weile wechselte sie zur Nationalen Aids-Kommission (Conasida) und war als Beraterin für die Panamerikanische Gesundheitsorganisation, die Weltgesundheitsorganisation und die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) tätig. Während ihrer Arbeit für die Aids-Kommission lernte sie den Vater ihrer dritten Tochter Sofía kennen, den Lungenspezialisten Aníbal Henríquez. Sie war drei Jahre mit ihm zusammen, heiratete ihn jedoch nicht, da ihre Ehe mit Jorge Dávalos nicht geschieden war. Chile legalisierte als letztes westliches Land die Ehescheidung erst 2003, unter Bachelets Amtsvorgänger Ricardo Lagos.
Zwischen 1994 und 1997, unter der Präsidentschaft des Christdemokraten Eduardo Frei, ist Bachelet dann als Beraterin im Gesundheitsministerium beschäftigt. Im Mai 1996 wird sie ins Zentralkomitee der Sozialistischen Partei gewählt und kandidiert im Herbst bei den Kommunalwahlen für das Bürgermeisteramt der reichen Gemeinde Las Condes im Osten Santiagos, einer Bastion der Rechten. Sie bekommt 2622 Stimmen oder gut zwei Prozent und schafft es auch nicht in den Gemeinderat.
»Auf dem Weg zur vollständigen Normalisierung der Beziehungen zwischen Militär und Zivilgesellschaft hielten die Schwierigkeiten an«, begründete sie einmal ihre Teilnahme am Kursus für Kontinentale Verteidigung an der Nationalen Akademie für politische und strategische Studien (ANEPE). Dort wurde sie von zwei ehemaligen Kabinettsmitgliedern Pinochets unterrichtet, und die Hälfte ihrer Lehrer sowie der übrigenKursteilnehmer waren Militärs. Danach bleibt sie der Verteidigungspolitik erst einmal treu: Mit Unterstützung von Präsident Frei und einem Stipendium geht sie 1997 für ein Jahr an das renommierte Interamerikanische Verteidigungskolleg in Fort Lesley J. McNair, Washington D.C., an dem Militärs und Zivilisten aus den Mitgliedstaaten der Organisation Amerikanischer Staaten unterrichtet werden. Zurück in Chile wird sie für ein Jahr Beraterin im
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