Maechtig, mutig und genial
Coltejer, um dann Soziale Kommunikation an der katholischen
Universidad Pontificia Bolivariana
von Medellín zu studieren. Sie machte dort aber keinen Abschluss, sondern ging 1974 für fünf Jahre nach London, wo sie als Aushilfskraft am kolumbianischen Konsulat tätig war, bei der BBC für den lateinamerikanischen Hörfunkdienst als Nachrichtensprecherin und -redakteurin arbeitete und Kurse über Regiearbeit beim Fernsehen absolvierte. Später studierte sie an der
London National Film School
. Durch den Großvater war das Kino von Kindheit an in ihrem Leben präsent, erinnerte sie sich in einem Interview. In London drehte sie mit dem Regisseur Carlos Mayolo ihren ersten zwölfminütigen Film
Bienvenida a Londres
(dt.: Willkommen in London), der 1980 in Kolumbien uraufgeführt wurde und von den Schwierigkeiten einer Immigrantin erzählt. Im gleichen Jahr heiratete sie Lucas Caballero, Viehzüchter und Sohn eines bekannten Zeitungskolumnisten. Das Paar, das sich 1995 trennte, hat einen Sohn, Pedro Lucas.
Zurück in Kolumbien, wurde María Emma zunächst Assistentin eines bekannten Telenovela-Drehbuchautors und -regisseurs. 1984 drehte sie ihren zweiten Kurzfilm über die französischeGeliebte Simón Bolívars,
Ana Lenoit
, in dem sie auch die Hauptrolle spielte und der im gleichen Jahr auf dem Filmfestival von Cartagena de Indias prämiert wurde. Kurz darauf wurde sie unter dem konservativen Präsidenten Belisario Betancur (1982–1986) zur Leiterin des
Instituto Nacional de Cinematografía
(FOCINE, dt.: Nationales Filminstitut) ernannt. Nach zweieinhalb Jahren im Amt trat sie im Februar 1987 von diesem Posten zurück, weil ihr in den Medien vorgeworfen worden war, die Premiere eines Films hinausgezögert zu haben, damit dem Werk noch Mittel gemäß einem von ihr selbst aufgelegten Förderprogramm zukommen konnten. Ihre Kritiker gestanden ihr jedoch zu, dass der kolumbianische Film während ihrer Amtszeit einen Aufschwung genommen hatte.
Während ihrer Zeit am FOCINE war sie mit dem Politiker Luis Carlos Galán in Kontakt gekommen. Dieser löste sich von der Liberalen Partei (
Partido Liberal Columbiano
, PLC), für die er 1984 für das Präsidentenamt kandidiert hatte und gründete seine eigene politische Bewegung,
Nuevo Liberalismo
(dt.: Neuer Liberalismus), für die er 1990 bei den Präsidentschaftswahlen kandidieren wollte. María Emma schloss sich seiner Bewegung an und wurde seine Pressesprecherin. Der fortschrittliche Galán, dessen vorderstes Ziel die Bekämpfung des Drogenhandels war, wurde am 18. August 1989 auf einer öffentlichen Veranstaltung in Bogotá von einem Killer des Kokainkartells von Medellín erschossen. María Emma wurde Generalsekretärin des Wahlkampfteams seines Nachfolgers, César Gaviria, der dann 1990 zum Präsidenten gewählt wurde.
Gaviria ernannte María Emma nach seinem Amtsantritt zur direkt dem Präsidenten unterstellten Friedensbeauftragten für die Stadt Medellín, die durch den seit Mitte der 1970er Jahre ständig wachsenden Drogenhandel in einen Strudel der Gewalt geraten war. 1987, als der Krieg des Staates gegen das Kokainkartell des Pablo Escobar seinen Höhepunkt erreicht hatte, starben dort täglich zehn Menschen, die meisten von ihnen junge Männer aus den Armenvierteln der Stadt. Aufgabe derFriedensbeauftragten war es vor allem, der Jugend von Medellín, die aufgrund mangelnder Arbeitsplätze und fehlender Freizeitangebote allzu leicht in die Fänge von Drogenhändlern sowie von Milizen der Guerilla und der rechten Paramilitärs geriet, wieder eine gewaltfreie Lebensperspektive zu eröffnen. »Ich war halbtot vor Angst, als ich zum ersten Mal in eines der Armenviertel kam und sämtliche Jungs eine Maske vor dem Gesicht hatten. Damals wusste ich noch nicht so genau, was los war, und ich fragte sie, ob sie alle die Grippe hätten«, erinnerte sie sich später. Sie konnte die Jugendlichen dann überzeugen, ihre Gesichter zu zeigen. Gemeinsam mit dem in Medellín bekannten Journalisten und späteren Bürgermeister der Stadt, Alonso Salazar, konzipierte und moderierte sie dann die Fernsehsendung »Arriba mi barrio« (dt.: Aufwärts, mein Viertel), in der erstmals die Jugendlichen der Armenviertel mit ihren Problemen öffentlich zu Wort kamen. Mejía erhielt unzählige Todesdrohungen. Zum ersten Mal habe sie damals gespürt, dass durch Medellín eine »unsichtbare Mauer« verlaufe, die Arm und Reich voneinander trennt, erinnerte sie sich in einem Interview. Zuvor habe sie
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