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Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Karnofsky
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davon ausgegangen, dass er 2011 wieder antreten würde. Am 21. Juni 2011 verkündete dann Cristina ihre neuerliche Kandidatur.
    Am 14. August wurden erstmals in der argentinischen Geschichte offene Vorwahlen abgehalten, die Cristina mit 50,21 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich entschied. Nicht zuletzt, weil die Opposition heillos zerstritten war und sich keine Alternative zu ihr anbot, gewann Fernández de Kirchner am 23. Oktober 2011 erneut die Präsidentschaftswahlen mit unerwartet hohen 54,11 Prozent der Stimmen. Die gute Wirtschaftslage und die dadurch möglichen Sozialleistungen waren ein weiterer Grund für ihr gutes Abschneiden. In den ärmeren Bevölkerungsschichten sowie bei jungen Leuten ist sie sehr beliebt, weil sie wie einst Evita »Wohltaten« verteilt. Unter den Intellektuellen hat sie viele Anhänger, weil sie Künstler und Kulturschaffende, die sie unterstützen und ihrem Projekt »K« damit Legitimation verleihen, großzügig fördert. Überhaupt gilt, was seit je im Peronismus üblich ist, er ist eine klientelistische Bewegung: Wer für Cristina Position bezieht, darf auf staatliche Finanzspritzen hoffen, wer der Opposition anhängt oder sich politisch raushält, hat schlechte Karten. Inzwischen haben sich nicht zuletzt deshalb zahlreiche bedeutende Intellektuelleund Kulturschaffende in einer »Plattform für die Wiedergewinnung des kritischen Denkens« gegen sie gewandt. Sie werfen ihr vor, ihre Kritiker einzuschüchtern und jede politische Diskussion durch die Abqualifizierung ihrer Gegner abzuwürgen, vor allem aber kritisieren sie, dass entgegen dem sozialen Diskurs Kirchners sie die wachsende Konzentration des Landbesitzes in Händen großer Sojaproduzenten fördert und diese mit Repression durchsetze.
    Cristina hat seit den Wahlen 2011 eine komfortable Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments und in 20 der 24 argentinischen Provinzen regieren ihr gewogene Gouverneure. Am 10. Dezember leistete sie zum zweiten Mal den Amtseid. Die Präsidentenschärpe legte ihr Tochter Florencia um, und »beim Schwur rief sie nicht nur Gott, sondern auch, den Tränen nahe, ›ihn‹, ihren verstorbenen Gatten Néstor Kirchner, an«, schrieb die
Frankfurter Allgemeine Zeitung
. Beides sei streng genommen ein Verfassungsbruch gewesen, da die Übergabe der Insignien dem scheidenden, aber mit Cristina verfeindeten Vizepräsidenten Julio Cobos zugekommen wäre und die Eidformel nach einem vorgeschriebenen Muster hätte erfolgen müssen.
    Cristina betreibt seit Néstors Tod einen wahren Kult um seine Person. Sie segnete die Pläne für ein Mausoleum ab, das ein Freund für ihn bauen ließ, und es wurden bereits erste Denkmäler von ihm errichtet. In vielen ihrer Reden bezieht sie sich unter Tränen ehrfurchtsvoll auf ihn. »Die Betroffenheit großer Teile der Bevölkerung vom plötzlichen Tod Kirchners geschickt aufgreifend, verstand es Frau Fernández, sich als trauernde Witwe und Sachwalterin des politischen Vermächtnisses ihre Gatten höchst medienwirksam zu inszenieren«, heißt es bei Klaus Bodemer. Zu Lebzeiten hat sich das Ehepaar allerdings sehr häufig gestritten, wie Cristina vor der Wahl zugegeben hat.
    Seit dem Tod ihres Mannes erhält Cristina Kirchner vor allem von ihrem Sohn Máximo Unterstützung, der 2007 aufBitten seines Vaters in Río Gallegos unter dem Dach des Peronismus eine Jugendorganisation gegründet hat,
La Cámpora
mit Namen. Ziel der Organisation war es zunächst, der Medienmacht von
Clarín
mit Blogs, Videos,
Facebook
- und
Twitter
-Kampagnen etwas entgegenzusetzen. Auf
YouTube
ist etwa ein Propagandavideo der Gruppe zu sehen, in dem sich das Ehepaar Kirchner vor einem Bild des sich umarmenden Ehepaars Perón fest umschlungen hält.
La Cámpora
gehören viele gutausgebildete junge Leute an, und Cristina hat dafür gesorgt, dass sie bei den Parlamentswahlen gut platziert wurden oder einflussreiche Posten in staatlichen Institutionen bekamen.
    Máximo gilt als die graue Eminenz hinter seiner Mutter, obwohl er kein politisches Amt innehat. Die FAZ spricht bereits von einer »Erbdemokratie«. Máximo verwaltet das Vermögen der Familie, das gemäß den – laut Gesetz öffentlich zu machenden – Steuererklärungen des Ehepaars bei Amtsantritt Néstor Kirchners 2003 bei rund sechs Millionen Pesos (rund 1,6 Millionen Euro) lag. Laut Cristinas Steuererklärung für 2010 belief es sich bereits auf rund 70 Millionen Pesos (knapp 13 Millionen Euro).
    Während Néstor Kirchner die

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