Maechtig, mutig und genial
Fähigkeit fehlte, sich wie seine Frau mit zahlreichen öffentlichen Auftritten und flammenden Reden in den Medien geschickt in Szene zu setzen, hatte er es verstanden, durch unermüdliches Verhandeln politische Bündnisse zu schmieden – mit den verschiedenen Strömungen der Peronistischen Partei, mit den peronistischen Gewerkschaften oder sonstigen gesellschaftlichen Gruppen. Diese Fähigkeit zum »Kungeln« besitzt die eher distanzierte und polarisierende Cristina Fernández de Kirchner nicht. So wenden sich inzwischen Teile der mächtigen peronistischen Gewerkschaften gegen sie. Sie hatte sie bereits vor den Kopf gestoßen, als sie sie nicht in der von ihnen geforderten Zahl mit sicheren Listenplätzen für das Parlament versorgt hatte. Der Führer des peronistischen Gewerkschaftsdachverbandes, Hugo Moyano, hat im Dezember 2011 mit ihr gebrochen. Sie hatte zuvor keinHehl daraus gemacht, dass sie ihn gern seines Posten enthoben sähe. Die schicken 30-Jährigen der
Cámpora
liegen ihr zweifellos mehr als der grobschlächtige Lastwagenfahrer.
Ihr stehen bewegte Jahre bevor: Die Inflation könnte ihr aus der Hand gleiten, und die Kapitalflucht zeigt, dass die Argentinier ihr nur sehr bedingt trauen. Und sinkende Rohstoffpreise könnten ihrem auf hohen Sozial- und Transferleistungen basierenden »Modell K« ebenfalls zu schaffen machen.
Ausgewählte Literatur:
Klaus Bodemer: »Das argentinische Hegemonieprojekt ›K‹: Von Erfolg zu Erfolg«. In: GIGA Focus, Nr. 11/2011. Auf: http://www.giga-hamburg.de/dl/download.php?d=/content/publikationen/pdf/gf_lateinamerika_1111.pdf , 14.5.2012. Prägnanter analytischer Überblick über die Präsidentschaften der Kirchners sowie ein Ausblick auf die zweite Präsidentschaft Cristinas.
Josef Oehrlein: »In der Erbdemokratie«. In: FAZ, 11.12.2011. Auf: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/argentinien-in-der-erbdemokratie-11558702.html , 14.5.2012. Bericht über die zweite Amtsübernahme Kirchners.
http://www.presidencia.gov.ar/la-presidenta/biografia Webseite des Präsidialamtes mit ihrer offiziellen Biographie.
http://es.wikipedia.org/wiki/Cristina_Fernández_de_Kirchner , 14.5.2012. Ausführliche, aber ihr wohlgesinnte, unkritische Biographie.
MARÍA EMMA MEJÍA
KOLUMBIEN, *1953
Die Filmemacherin und Journalistin María Emma Mejía ist Kolumbiens bekannteste Politikerin. Sie trug als Friedensbeauftragte des Präsidenten während des Drogenkrieges zur Normalisierung des Lebens in ihrer Heimatstadt Medellín bei, war an Friedensverhandlungen mit der Guerilla beteiligt, vertrat ihr Land als Botschafterin in Spanien, war Erziehungsund Außenministerin und ein Jahr lang das »Gesicht« Südamerikas in der Welt, als Generalsekretärin der
Unión de Naciones Suramericanos
(Unasur, dt.: Union Südamerikanischer Nationen).
María Emma Mejía Vélez wurde am 27. September 1953 in Medellín als Tochter von Luis Mejía Arango und Sofía Vélez Pérez geboren. Angeblich hatte ihr Vater auf einen Sohn gehofft. Die Mejías zählen zu den traditionellen, großbürgerlichen Familien der Provinz Antioquia, deren Hauptstadt Medellín ist und deren Bewohner,
Paisa
genannt, als besonders zielstrebig und unternehmungslustig gelten. María Emmas Großvater Gonzálo Mejía wird bis heute in Kolumbien als Visionär verehrt. Er gründete Kolumbiens erste Fluggesellschaft und einen der ersten Postflugdienste Lateinamerikas, war eine der treibenden Kräfte für den Bau der Überlandstraße, die Bogotá mit der Hafenstadt Turbo an der Pazifikküste verbindet und produzierte 1925 einen der ersten Spielfilme des Landes, in dem er und María Emmas Großmutter die Hauptrollen übernahmen.
María Emma wurde in Medellíns vornehmen Stadtteil Laureles groß, verbrachte die Wochenenden im familieneigenen Landhaus in Rionegro, nahm Ballettstunden und ging als Austauschschülerin für eine Weile in die USA. Im November 1971 machte sie ihr Abitur am
Colegio Gimnasio Los Pinares
in Medellín, einer privaten Eliteschule, auf der zweisprachig in Englisch und Spanisch unterrichtet wird und die zu den Schulen der konservativen katholischen Laienorganisation
Opus Dei
gehört.
Nach dem Abitur wollte María Emma gern nach Kiew, in die damalige Sowjetunion gehen, um dort eine Ausbildung als Balletttänzerin zu absolvieren, doch die Eltern verweigerten ihr die Reise »hinter den Eisernen Vorhang«. So arbeitete María Emma Mejía eine Weile als Model für Medellíns älteste und bedeutendste Textilfabrik
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