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Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Karnofsky
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deutsche Spionin an der Seite von Che Guevara« oder »die Frau, die Che Guevara liebte« – unter solchen Titeln finden sich Abhandlungen über die in den 1970er Jahren wohl berühmteste Guerillera in Lateinamerika. Doch nichts davon stimmt so richtig, denn weder hat sie Che Guevara ausspioniert noch war sie seine Geliebte. Und als Guerillakämpferin hat sie sich wenig hervorgetan, denn sie ist erst ganz zum Schluss und gegen den Willen des
Comandante
zu der Truppe gestoßen. Dennoch hat sie einen großen Anteil am Zustandekommen und am Scheitern der Guerillakampagne in Bolivien.
    »Tania« wurde 1937 als Heide (Haydée) Tamara Bunke Bider in Buenos Aires als Kind deutscher Emigranten geboren. Die Eltern, beide überzeugte Kommunisten, waren vor den Nationalsozialisten aus Deutschland geflohen. 1952 kehrten sie in den sozialistischen Teil Deutschlands zurück und ließen sich in Eisenhüttenstadt nieder. Die 15-jährige Deutsch-Argentinierin Tamara hatte zunächst erhebliche Eingewöhnungsschwierigkeiten, engagierte sich dann aber stark in den kommunistischen Jugendorganisationen der DDR. Seit Öffnung der Stasi-Akten wissen wir, dass sie und ihre Eltern nicht nur Mitglieder der SED, sondern auch »Geheime Informanten« (GI, diese wurden später umbenannt in »Informelle Mitarbeiter«, IM) der Stasi waren, konkrete Aktivitäten lassen sich für Heide Tamara aber nicht nachweisen. Nach dem Abitur begann sieein Studium der Romanistik und begleitete unter anderem kubanische Delegationen und Studenten bei ihren Reisen in Ostdeutschland und Osteuropa. So lernte sie Che Guevara 1960 im Rahmen eines DDR-Besuches kennen, und beide dürften als gebürtige Argentinier schnell eine Gesprächsebene gefunden haben. Zu Beginn des Jahres 1961 trat Tamara eine Stelle als Übersetzerin in der kubanischen Botschaft an, doch bereits am 9. Mai desselben Jahres reiste sie nach Kuba aus. Ob sie dies mit Erlaubnis und Wissen der staatlichen Stellen der DDR tat, ist umstritten, vermutlich aber handelte es sich um eine illegale Ausreise über Prag. Gerüchten zufolge half ihr dabei, dass sie ein Verhältnis mit dem dortigen kubanischen Botschafter hatte. Die unerlaubte Reise brachte ihren Führungsoffizier Günter Männel in Schwierigkeiten, der damals noch zu Protokoll gab, sie habe eigentlich nach Argentinien ausreisen sollen, um von dort aus mit neuer Identität in die USA zu gehen. Einige Jahre später behauptete Männel, nachdem er in den Westen übergelaufen war, sie sei in geheimer Mission im Auftrag des KGB in die Karibik geschickt worden, um Che zu beschatten und seine Intentionen zu erkunden. Diese Version wurde ab 1968 von verschiedenen Seiten verbreitet, doch weder in ostdeutschen noch in sowjetischen Archiven lassen sich hierfür Beweise finden. Zudem scheint ein solches Vorhaben wenig überzeugend, denn 1961 war Che noch ein Verfechter der engen Anlehnung Kubas an die Sowjetunion. Tamaras Kontakte zur Stasi, nicht aber zu ihren Eltern und einigen Freundinnen in der DDR, brachen jedenfalls ab, als sie sich in Kuba niederließ. Heide Tamara Bunke arbeitete weiterhin als Dolmetscherin für Delegationen aus der DDR und kehrte in dieser Funktion auch noch einmal nach Deutschland zurück. Kuba jedoch wurde ihre neue Heimat. Sie nahm erneut ein Studium auf und integrierte sich in kubanische Jugendorganisationen. Als 1962 die Krise um die in Kuba stationierten sowjetischen Raketen die Welt an den Rand eines neuen Krieges zu bringen drohte, trat Tamara den kubanischen Milizen bei und ließ sichvom dortigen Geheimdienst rekrutieren. Sie erhielt den Decknamen Tania und begann, sich auf eine Agententätigkeit in Südamerika vorzubereiten. Auf Kuba erhielt sie eine solide Ausbildung als Geheimagentin, die sie 1964 abschloss. Dabei entwickelte sich mit Ulises Estrada, ihrem Ausbilder, entgegen den Regeln eine Liebesbeziehung. Estrada verfasste vor einigen Jahren eine Biographie über Tania, in der er unter anderem den Gerüchten einer Liaison von Che und Tania energisch entgegentritt.
    Nach gelungener Ausbildung wurde Tania erst einmal unter falschem Namen nach Europa geschickt, um sich dort eine neue Identität aufzubauen. Schließlich kehrte sie als deutschargentinische Ethnologin Laura Gutiérrez Bauer, versehen mit einem argentinischen Pass, nach Südamerika zurück. Von Peru aus sollte sie nach Bolivien reisen, von wo aus die – inzwischen allerdings gescheiterten – Guerillaaktivitäten in Argentinien und Peru koordiniert werden

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