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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verschlossenen Fiedje an. »Nix für ungut, Mann! Man muß sich beriechen … Sie wohnen hier?«
    »Ja.«
    »Und Sie kennen alle in der Gegend?«
    »Ja.« Fiedje sah Pfeifen-Willi mit verstecktem Interesse an. »Suchen Sie jemanden?«
    »Nee. Aber nun werden Sie mir det ooch nich glauben: ick schreib 'n Buch über das Moor …«
    »Sie?«
    »Ja, icke! Wundert Sie det?« Willi suchte in seiner Manteltasche nach Zigaretten. Er fand eine zerknüllte Schachtel, zog zwei Zigaretten heraus, richtete sie durch Kneten gerade und hielt eine Fiedje hin. Der Moorbauer übersah das Angebot, Willi steckte die Zigarette schulterzuckend in die Schachtel zurück.
    »Ick möchte Sie bitten, mir det Moor zu zeigen und zu erklären …«
    »Keine Zeit …«, sagte Fiedje voller Ablehnung.
    »Für hundertfünfzig Mark, Mann!«
    »Nein.«
    »Dreihundert –«
    Fiedje Heckroth gab keine Antwort. Er rechnete. Wie lange muß ein armer Moorbauer arbeiten, bis er dreihundert Mark frei in der Hand hat? Und dreihundert Mark zusätzlich, jetzt, wo das Kind kam, das war die komplette Babywäsche, und einen schönen, gebrauchten Wagen konnte er auch kaufen, so einen mit hohen Rädern, wie sie jetzt modern waren. Elga schwärmte schon immer davon … »Wenn wir noch ein Lütjes bekommen, Fiedje … so einen schönen hohen Wagen möcht ich haben, nöch?« Das war jetzt möglich, auf einmal, wie ein Geschenk des Himmels, und nur dafür, daß man einem leicht Irren das Moor erklärte. War es einfacher zu verdienen? Fiedje schwankte.
    »Vierhundert Piepen, Mann!« sagte Willi freigebig. Er konnte es sagen, denn er dachte nie daran, dieses Geld zu zahlen, einfach darum nicht, weil er es gar nicht besaß. Fiedje Heckroth nickte. Plötzlich glühten seine Ohrläppchen vor Erregung. Vierhundert Mark … Elga würde weinen vor Freude, wenn er damit herausrückte.
    »Gut. Ich zeige Ihnen das Moor –«, sagte er langsam. »Wo wohnen Sie?«
    »Noch in Stavenhagen. Bei Metzger Behrens. Und das Auto ist vom Schmied.« Er griff in die Seitentasche seines Anzuges und drückte Fiedje schweren Herzens einen Zwanzigmarkschein in die Hand. »Als Anzahlung, mein Lieber. Wenn ich zu Ihnen umziehen könnte, wär's mir recht. Immer hin und zurück nach Stavenhagen, det wird langweilig. Sie wohnen doch hier im Moor?«
    »Mitten drin, ja.«
    »Wundervoll. Diese Romantik!« Pfeifen-Willi drehte auf. Rockhoch-Lotte hatte einmal gesagt: Willi, wennste nicht Lude geworen wärst … ick sähe dir jarantiert uff der Bühne. Bejabung haste für drei … Auch jetzt spielte Willi auf allen Registern und breitete die Arme aus. »Mann, meine erste Erregung … aba nun sehe ick klar … das Moor ist wundervoll! Diese Stille, diese Weite, dieses Unendliche – Man muß es lieben …«
    »Man muß es hassen«, sagte Fiedje dumpf.
    Willi riß die Augen auf. »Jetzt kenn ick mir nich mehr aus. Ich denke … Quatsch!« Er winkte ab. »Wie kommt die Karre aus'n Sumpf?«
    »Fahren Sie ganz langsam rückwärts. Meter um Meter. Ich winke, wie Sie einschlagen müssen.« Fiedje trat hinter das Auto und schüttelte den Kopf. »Sie haben ein unwahrscheinliches Glück …«
    Willi wurde stiller. Er trat vorsichtig neben Heckroth.
    »Wieso?«
    »Sehen Sie hier …« Fiedje streckte den Fuß aus und trat auf den Schnee. Er gab nach wie Pudding. »Zehn Zentimeter weiter nach rechts … niemand hätte Sie mehr gefunden. Sie und das Auto wären einfach verschollen … vermißt …«
    Willi schwieg. Er war blaß geworden und kaute an der Unterlippe. »Kommen Sie«, sagte er nach einer ganzen Weile Stille. »Lassen Sie uns raus aus dem Teufelszeug … Daß Sie hier jeden festen Boden kennen …?«
    »Ich bin hier aufgewachsen.«
    Natürlich, dachte Willi. Ich kenne jeden Hinterhof, er kennt jeden Fußbreit Moorboden. Und in 'nem richtigen Hinterhof kann man auch versinken … da ist es genauso sumpfig wie hier … moralisch gesehen …
    Nach einer Stunde schrittweisen Fahrens stand der Wagen endlich auf der festen Provinzialstraße. Willi schwitzte, als entsteige er einem Dampfbad … die Angst, die jeder nach hinten gekrochene Meter hervorrief, hatte ihn fast verbrannt. Nun stand er auf der Straße, rauchte wieder eine Zigarette, inhalierte gierig den Rauch und spürte, wie seine Knie und Armbeugen vor entspannter Erregung zitterten.
    »Sie … Sie meinen, ich könnte bei Ihnen wohnen?« fragte er heiser.
    »Ja.« Fiedje Heckroth nickte. »Wir haben eine Kammer. Allerdings unterm Dach … ohne Wasser und

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