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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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acht Uhr hat das Aas kein Gesicht mehr …«
    Käthe Wollop starrte sie an wie ein Gespenst. Ihr Mund klappte auf und zu, ehe sie einen Ton herausbrachte.
    »Ist … ist das wahr?«
    »Ja.« Hilde zog das Kleid über ihren Kopf und streifte die Unterwäsche von ihrer weißen Haut. »Ich werde hingebracht …«
    Käthe Wollop schluckte vor Erregung. »Mensch, du bist ein Genie …«, sagte sie dumpf. »Vor dir muß man wirklich Angst haben –«
    Das Glück ist immer auf der Seite der Falschen, sagt ein pessimistisches Sprichwort. Daß es aber auch auf der Seite des Richtigen sein konnte, erfuhr der Spediteur Hans Busse.
    Es hatte eine ganze Zeit gebraucht, bis das an sich schon kleine Geschäft der Busses wieder in Schwung kam und die Auftraggeber in Hans Busse nur noch den biederen, in Unglück geratenen Vater sahen und nicht den Erzeuger eines Gangsterliebchens. Während des Prozesses und auch hinterher lag der kleine Transporter fast still in der Garage. Die Hauptkunden Busses, die Gemüsehändler, denen er aus der Markthalle jeden Morgen die Salate und Kohlköpfe, die Tomatenkisten und Apfelsinenbretter brachte, gingen zur Konkurrenz und zahlten sogar mehr, nur um mit Busse nichts zu tun zu haben. Langsam setzte sich dann die Ansicht durch, daß ja auch Hans Busse ein Opfer sei und er, wie so mancher Vater, von der modernen Jugend einfach überrollt worden war. »Armer Kerl«, hieß es dann, und er durfte wieder zur Markthalle fahren und Umzüge machen. Von seiner Tochter Monika sprach er nie.
    Auch im Familienkreis wurde tunlichst vermieden, sich an die große Tochter zu erinnern. Sie war verreist … auf diese Version hatte man sich geeinigt. Daß Mutter Erika Busse nachts oft im Bett saß und weinte, nahm Vater Busse zwar wahr, aber er stellte sich schlafend, um nicht auch sein verborgenes weiches Gemüt zu offenbaren. Ganz still wurde es um Monika, als Dr. Spieß mit der Hiobsbotschaft kam, daß ein Wiederaufnahmeantrag abgelehnt sei. Man mußte diesen Rolf Arberg finden und vorführen … an ihm allein hing eine Rehabilitierung Monikas, soweit ihre Taten nicht Folgen ihrer eigenen menschlichen Schwäche gewesen waren.
    An einem diesigen Aprilmorgen machte Hans Busse einen Umzug. Es war ein kleiner Auftrag … zwei Zimmer aus einer Hinterhauswohnung umtransportieren in eine Zweizimmerwohnung in einem anderen Hinterhaus, drei Häuserblocks weiter. »Der Hof ist größer«, sagte der umzugsfreudige Mieter und strahlte. »Mehr Luft, mehr Licht … ich spare im Jahr etwa hundert Stunden elektrisches Licht ein! Ist das nichts?« Dann sah er Hans Busse an, blickte auf den Kleinlaster und nickte. »Mehr als vierzig Mark kann ich nicht bezahlen. Wenn Sie's dafür machen wollen? Ist ja auch nur drei Ecken rum.«
    Die armseligen Möbel und Kisten und Kartons mit Geschirr und Wäsche waren schnell verladen. Beim Hinunterschleppen des Herdes half ein Nachbar, ein junger Mann mit blonden Haaren und einem Kinnbart. Er trug eine große, in dunkles Horn eingefaßte Brille und war höflich und sehr schweigsam.
    »Ein Musikstudent«, sagte der umziehende Mieter zu Busse, der den jungen Mann nachdenklich musterte.
    »Studiert dirigieren. Einmal kam ich zu ihm ins Zimmer, er hatte mein Klopfen nicht gehört … was denken Sie … da stand er vor dem Radio und dirigierte eine Oper. Ein netter, ruhiger Mensch.«
    Hans Busse nickte zerstreut. Trotz der Brille und des Kinnbartes kam ihm das Gesicht irgendwie bekannt vor. Ich muß ihn schon irgendwo gesehen haben, dachte er. Mein Gott, man trifft ja so viele Leute … in der Markthalle, bei den Händlern, bei den Fahrten, man sieht so viele Gesichter … Aber warum erinnere ich mich gerade an dieses Gesicht …?
    Als der Umzug beendet war, kehrte Busse in die alte Wohnung zurück. Ein unbestimmbarer Drang zwang ihn, sich noch einmal mit dem Musikstudenten zu unterhalten. »Woher kennen wir uns?« – mehr wollte er nicht fragen.
    Die Hauswirtin, bei der der Musikstudent zur Untermiete wohnte, öffnete auf das Schellen Busses.
    »Ich möchte den Herrn Studenten sprechen«, sagte er und trat in den Flur der Wohnung. »Er hat beim Umzug so kräftig geholfen … ich soll ihm eine Belohnung bringen.«
    »Herr Behrens ist eben fortgegangen.« Die Wirtin hob die Schultern. Sie hatte ein Kopftuch um die grauen Haare gebunden, aus der Küche zog ein beißender Geruch durch die Wohnung. Sie hatte in einem Kessel Wäsche auf dem Herd stehen; nach alter Art schrubbte sie die Wäsche noch auf

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