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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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haben wir wenig Zeit.«
    »Der Krankenwagen kommt gleich hinterher.« Dr. Röhrig griff zur Klinke.
    »Kann es nicht hier gemacht werden?« fragte Dr. Schmidt.
    »Nein. Dazu sind wir nicht eingerichtet.«
    »Im Kreiskrankenhaus ist mir die Sache zu unsicher.«
    »Sie bekommt ein Einzelzimmer. Sobald sie transportfähig ist, nach vier Tagen vielleicht, können wir sie nach hier zurückverlegen. Wenn wir aber operieren müssen … ich muß sie ins Krankenhaus bringen, Peter. Es geht nicht anders.«
    »Sieh sie dir erst mal an.«
    Im Krankenrevier, das aus drei Räumen mit je vier Betten bestand, lag im vorderen Raum, gleich neben dem Untersuchungs- und Behandlungszimmer, Hilde Marchinski und hatte die Beine vor Schmerzen gekrümmt und herangezogen. Ihr Kopf glühte, die graugrünen Augen waren groß und gläsern. Dr. Röhrig sah schnell zurück zu Dr. Schmidt, der ihm folgte.
    »Wie konnte das so plötzlich kommen?«
    »Ich weiß nicht. Ihre Stubengenossin alarmierte Frau Kronberg. Plötzlich habe Hilde Marchinski aufgeschrien und sich im Bett gekrümmt. Als ich zu ihr kam, hatte sie bereits das hohe Fieber.«
    Dr. Röhrig setzte sich an das Bett Hildes und schlug die Decke zurück. Das Mädchen lag nackt da. Ihre weiße Haut zuckte und zitterte. Die Bauchdecke war gespannt … als Dr. Röhrig leicht mit den Fingern darauf drückte, wimmerte Hilde auf. Auch der Unterbauch war hart und druckempfindlich. Die Diagnose war leicht und klar.
    »Perforierter Appendix«, sagte Dr. Röhrig und deckte Hilde wieder zu. »Und wie mir scheint, ganz schön vereitert. Das kann nicht von heute auf morgen passieren …« Er beugte sich vor und sah die fiebernde Hilde fordernd an. »Was hast du gemacht?«
    »Nichts …« Hilde Marchinski krümmte sich wieder unter den Schmerzen. »Gar nichts …«
    »Du hast schon immer Schmerzen gehabt?«
    Hilde schwieg und schloß die Augen. Dr. Röhrig tippte ihr auf den Bauch. Sie schrie und riß die Lider hoch.
    »Ja!« rief sie. »Aber nicht so …«
    »Wie lange schon?«
    »Fast 'n Jahr.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Es ist immer wieder vergangen. Ich wußte, das ist der Blinddarm. Aber ich hatte Angst.«
    »Und heute nacht?«
    »Da fing er plötzlich wieder an. Und da habe ich ein Handtuch in heißes Wasser getaucht, aufn Bauch gelegt und massiert …«
    »Bist du denn verrückt?« schrie Dr. Röhrig. »Weißt du, was du gemacht hast? Du hast den vereiterten Blinddarm durchmassiert … nun ist der Eiter in der Bauchhöhle! Eine solche Sauerei!«
    Er stand vom Bett auf und ging in den Untersuchungsraum. Im Hof knirschten Bremsen. Der Krankenwagen war gekommen. Dr. Schmidt folgte seinem Freund. Sein Gesicht war sehr besorgt.
    »Ist es schlimm?« fragte er.
    »Eine Schweinerei ist es! Das kann die schönste Bauchfellentzündung geben! Und dann geht's ums Ganze! Massiert sich den Bauch! Man soll es nicht für möglich halten!«
    Hilde Marchinski lag zusammengekrümmt und biß die Zähne aufeinander. Mehr als die Schmerzen im Bauch verfluchte sie das Schicksal. Als sie in der Nacht die ersten Stiche spürte, hatte sie sich gesagt: Du darfst jetzt nicht krank werden. Du mußt morgen früh zu Vivian, dem Aas. Was dann passiert, ist egal. Und sie hatte das getan, was sie für richtig hielt bei Bauchschmerzen … sie hatte ein warmes Handtuch daraufgelegt, und als die Schmerzen nicht nachließen, hatte sie massiert. Massieren ist immer gut … das kannte sie von ihrer Mutter her. Das regt die Durchblutung an, das lockert und entkrampft … und so hatte sie so lange massiert und mit beiden Händen den Leib gedrückt, bis ein wahnsinniger Schmerz durch ihren ganzen Körper zuckte und sie grell aufschreien mußte.
    Dr. Röhrig kam zurück, ihm folgten die Krankenträger mit der Bahre. Hilde Marchinski umkrallte die Seitenteile des Bettes.
    »Ich muß weg .?« stammelte sie.
    »Natürlich! Du wirst operiert.«
    »Operiert?!«
    »Im Krankenhaus.«
    »So ein Mist! So ein verfluchter Mist!«
    Hilde Marchinski drehte das Gesicht zur Seite. Während die Krankenträger sie auf der Bahre festschnallten, weinte sie und biß in die weiße Decke, die man über sie breitete.
    Aber sie weinte nicht vor Schmerzen, wie Dr. Schmidt und Dr. Röhrig annahmen … sie heulte laut vor Wut über ihre verlorene, herrliche Rache.
    Die Operation gelang. Hilde Marchinski war wirklich im letzten Augenblick eingeliefert worden … eine Bauchfellentzündung konnte durch Antibiotika aufgefangen werden, aber die Därme waren durch

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