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Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einem Waschbrett in einer Zinkwanne. Der Wohlstand einer Waschmaschine war noch nicht bis zu ihr gedrungen.
    »Kommt er bald wieder?«
    »Ich glaube ja. Er wollte nur Zigaretten holen.«
    »Kann ich hier warten?«
    »Aber ja. Leute, die Geld bringen, sind immer willkommen .«
    Sie stieß eine Tür auf und Busse betrat ein kleines, sauberes Zimmer. Neben dem Radio stand ein Notenständer, auf ihm lag ein hölzerner Dirigentenstab. Busse setzte sich auf einen alten Stuhl, die Wirtin beugte den Kopf nach hinten und lauschte.
    »Ich glaube, meine Wäsche kocht –«
    »Lassen Sie sich nicht stören. Ich warte hier gern allein. Er wird ja gleich wiederkommen …«
    Als Busse allein im Zimmer war, handelte er schnell und zielbewußt. Er zog die Schubladen der Kommode auf, sah unter die Wäsche, untersuchte das Bett und öffnete den Koffer, der auf dem Kleiderschrank lag. Dort fand er in einer alten Briefmappe, was er suchen wollte, ohne zu wissen, was es sein konnte.
    Zwei Fotos. Der Musikstudent ohne Brille und ohne Bart.
    Die Fotos Rolf Arbergs.
    Schwer atmend stand Busse auf dem Stuhl, die Bilder in der Hand. Er hörte nicht, wie hinter ihm die Tür leise zuklappte und fuhr herum, als Arbergs harte Stimme sagte:
    »Also doch! Ich hatte nicht gedacht, daß Sie mich erkannt haben –«
    »Du Lump …«, sagte Busse. »Du Saukerl! Nun rechnen wir ab … Was hast du aus meiner Monika gemacht …?«
    »Komm erst vom Stuhl runter, Opa …« Rolf Arberg hatte die lästige Hornbrille abgenommen. Seine Augen waren kalt und lauernd. »Das war wirklich ein dummer Zufall –«
    Hans Busse sprang von dem Stuhl. Er hielt noch immer die beiden Bilder in der Hand, sie zerknitterten in seinen Fingern, so fest umkrampfte er sie.
    Bevor er weiterdenken konnte, war alles vorbei. Kaum stand Busse auf dem Boden, fuhr die Faust Arbergs vor und traf ihn genau und mit voller Wucht auf die Kinnspitze. In Busses Gehirn explodierte ein Stern, er hatte plötzlich ein farbiges Flimmern vor den Augen, fühlte sich leicht werden und schweben und versank dann in Bewußtlosigkeit.
    Rolf Arberg schleifte den Ohnmächtigen auf das Bett, packte seine wenigen Sachen in den Koffer, lauschte im Flur und hörte die Zimmerwirtin in der Küche am Waschbrett schaben. Durch die Wohnung zogen wie Nebelschleier die Dunstwolken des Wasserdampfes.
    Auf Zehenspitzen schlich Arberg aus der Wohnung, drückte die Flurtür ins Schloß und rannte die Treppe hinunter.
    Als Hans Busse aus seiner Ohnmacht erwachte, war es sinnlos geworden, noch etwas zu unternehmen. Er schüttelte sich, befühlte sein geschwollenes Kinn, kämmte sich die wenigen Haare, steckte die Bilder Arbergs in die Brieftasche und verließ leise die Wohnung. Aber er fuhr nicht nach Hause … er suchte Dr. Spieß im Gebäude des Landgerichts und holte ihn aus einer Verhandlung heraus.
    »Sofort zur Polizei!« sagte Dr. Spieß und nahm die Bilder an sich. »Er ist also doch noch in der Stadt. Von irgend etwas muß er auch leben. Ich werde sofort mit dem Staatsanwalt sprechen –«
    »Polizei.« Busse bewegte den Unterkiefer hin und her. Der Schlag zitterte noch immer im Kieferknochen wider. »In 'ner Großstadt sind solche Typen wie der Arberg sicherer als im Urwald –« Busses Augen wurden rot. Dr. Spieß wußte nicht, waren es unterdrückte Tränen oder ohnmächtige Wut. »Das eine sage ich Ihnen, Herr Doktor … von jetzt ab nehme ich meine alte Militärpistole mit. Ich hab' sie noch, gut eingefettet und versteckt. Und wenn ich den Kerl noch einmal treffe … dann knallt's …«
    »Das kostet Zuchthaus, Vater Busse! Seien Sie doch vernünftig …«
    »Vernünftig?« Über das zerfurchte Gesicht Busses zuckte es. »Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott … heißt es. Und ich werde mir selber helfen –«
    In der Nacht lief die Fahndung nach Rolf Arberg bereits auf vollen Touren. Aber das Glück, das Hans Busse schon in der Hand hatte, wiederholte sich bei der Polizei nicht.
    Von Stavenhagen jagte ein Wagen durch die Nacht nach Wildmoor. Er hopste über Schlaglöcher und Pfützen und bog mit quietschenden Rädern in den Moorweg ein, der zum Gut führte.
    Dr. Ewald Röhrig war nach dem Anruf Dr. Schmidts sofort aus dem Bett gesprungen, hatte einen Krankenwagen angerufen und war nun vorausgefahren … im Schlafanzug, über den er Hose und Jacke gezogen hatte.
    Dr. Schmidt empfing ihn vor dem Krankenrevier. »Es tut mir leid, daß ich dich aus dem Bett jagen mußte …«, sagte er. »Aber wenn alles stimmt,

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