Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mädchen im Moor

Mädchen im Moor

Titel: Mädchen im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sagte er. »Aber später wird sich alles einpendeln. Es wären keine Mädchen, wenn sie nicht an ihrer Aufgabe Gefallen fänden. Man kann einen Menschen mit siebzehn oder achtzehn Jahren nicht schon abschreiben und sagen: Das bleibt ein aussichtsloser Fall, er soll verkommen! Seine große Wandlung zur Eigenpersönlichkeit steht ja erst noch bevor … und sie müssen wir lenken und fördern …«
    Dr. Röhrig seufzte und hob hilflos beide Arme.
    »Wenn es einen Nobelpreis für Menschenliebe gäbe … man müßte ihn dir verleihen. Aber mit soviel Idealismus rechnet ja gar kein Mensch –«

Das Reporter-Team des Wochenblattes wählte einen Weg, der gut amerikanisch ist … es war plötzlich da, parkte den Wagen vor dem großen Tor von Wildmoor und begehrte Einlaß. Die Beamtin an der Pforte rief sofort Dr. Schmidt an und sprach mit ihm. Dann legte sie den Hörer auf und musterte die drei selbstsicheren Männer.
    »Der Herr Regierungsrat bedauert –«
    »Kennen wir!« Die drei lächelten sich an und waren sich einig. Deutsche Beamte! Sie bedauern! Bei der Presse! Man muß sie also aufwecken, damit sie erkennen, was Pressefreiheit und Demokratie ist! Man kennt das … beim deutschen Beamten ist alles gleich, ob unter Wilhelm II., Adolf dem Zerstörer oder Konrad, dem Rosenzüchter.
    »Sagen Sie Ihrem Herrn Regierungsrat, daß wir es sehr bedauern würden, wenn wir eine Reportage ohne seine Hilfe machen müßten. Sie wäre dann einseitig gefärbt, und das wäre allein die Schuld der Behörde, die eine objektive Information verhindert hat. Man kann Dinge so und so sehen –« Der Reporter drehte die Handflächen hin und her – »die Wahrheit liegt immer in der Mitte, und geglaubt wird doch alles! Also, bester Zerberus … melden Sie uns noch einmal bei Ihrem strengen Chef an.«
    Dr. Schmidt ließ die Herren vom Wochenblatt eine Stunde warten, ehe er sie empfing. Er sah in saure Mienen und wußte, daß es hier keine Brücke der Vernunft mehr gab. Wer den Staat und seine Beamten angreifen will, der tut es, unbeschadet, ob es sinnvoll ist. Antipathien werden nie vom Sinn beherrscht.
    »Bitte –«, sagte Dr. Schmidt steif. Er sah keine andere Form, dieser offenen Feindschaft anders gegenüberzutreten.
    »Wir haben ein großes Interesse daran, Ihre Strafanstalt zu besichtigen«, sagte der Wortführer des Reporter-Teams. »Wir wissen, daß hier revolutionäre Ideen des neuen Strafvollzuges exerziert werden. Wir glauben, daß es von größtem Allgemeininteresse ist, die Öffentlichkeit von der Arbeit am gefallenen Menschen aufzuklären.«
    »Haben Sie eine Erlaubnis des Innenministeriums, meine Herren?« Dr. Schmidt putzte seine Brille.
    »Wie bitte?«
    »Die Vorbedingung einer Besichtigung ist eine Erlaubnis des Ministeriums.«
    »Aber Sie sind doch der verantwortliche Direktor!«
    »Das schon … aber auch ich bin weisungsgebunden.«
    »Ich glaube, daß es in Ihrem Ermessen liegt, ob wir …«
    »Meine Herren!« Dr. Schmidt erhob sich. Auch seine Stimme wurde härter. »Was Sie glauben, ist das Arbeitsgebiet Ihres Pfarrers. Es kommt darauf an, was ich weiß.«
    »Wir dürfen also nicht?« Die Reporter erhoben sich wie auf ein Kommando … eine Front gegen Dr. Schmidt.
    »Aber ja … wenn das Ministerium es Ihnen zusagt. Ich führe Sie gern herum, ich zeige Ihnen gerne alles, ich lasse Sie einen Tag lang an dem Leben von Wildmoor teilhaben … wenn Sie mir die Genehmigung des Ministeriums vorlegen.«
    »Gehen wir.« Der wortführende Reporter hob die Schultern. »Schade, Herr Regierungsrat. Wir können auch ohne Ihr Wohlwollen berichten –«
    »Das glaube ich Ihnen gern.«
    »Man wird uns dann einige Fehlerquellen verzeihen.«
    »Davon leben Sie ja –«
    Die Reporter stutzten. Der Sarkasmus Dr. Schmidts war wie eine Ohrfeige. Sie spürten sie deutlich, und sie preßten die Lippen zusammen. Der Wortführer hängte sich die Kamera wieder um den Hals.
    »Wie ist das eigentlich«, fragte er, »kann ein Anstaltsdirektor eine Aussprache zwischen Mutter und Tochter hintertreiben?«
    »Darüber kann Ihnen am besten Frau v. Rothen Auskunft geben«, sagte Dr. Schmidt kühl.
    Die Reporter wurden verlegen und gingen. Grußlos … ihre Verlegenheit war größer als ihre Höflichkeit. Erst vor dem Tor sprachen sie wieder, als sie im Wagen saßen und sich gegenseitig die Zigaretten anzündeten.
    »Ein ekelhaft bornierter Bursche!« sagte der Fotograf.
    »Wir werden ihm den kleinen König schon austreiben. Mit solchen Typen werden wir

Weitere Kostenlose Bücher