Mädchen im Schnee
konnte sie diesen Saxberg in die Schranken weisen. Bei ihm stand kein Wort davon, dass Hedda Losjö erdrosselt worden war.
Ihre beiden Artikel gingen fast über eine ganze Doppelseite. Als das Telefon klingelte, meldete sie sich gut gelaunt.
»Ich bitte, zu dem Scoop gratulieren zu dürfen«, sagte Bertilsson.
»Danke«, erwiderte Magdalena. »Das hat sich doch noch gut gefügt, nachdem sich eine ganze Zeit lang offenbar alles gegen mich verschworen hatte.«
Bertilsson murmelte etwas Unverständliches.
»Zumindest hast du eine passable Revanche geliefert. Was hast du heute geplant?«
»Nun, ich werde auf jeden Fall die Ermittlungen in den Mordfällen weiter beobachten. Und dann habe ich einen seit Langem gebuchten Auftrag für die Ekshärad-Beilage nächste Woche, da geht es um diesen Keramiker in Edebäck. Jetzt ist das natürlich schlechtes Timing. Kriege ich dafür wie beantragt einen Fotografen?«
»Klar. Ich werde Jens Sundvall hinschicken. Ihr habt ja schon mal zusammengearbeitet.«
Magdalena freute sich.
»Das ist perfekt.«
»Gut, dann wär’s das fürs Erste«, sagte Bertilsson. »Wir sprechen uns heute Nachmittag noch mal.«
Dass mir die Arbeit und ihre Herausforderungen immer noch so wichtig sind, dachte Magdalena. Dabei hatte ich geglaubt, dass ich auch ganz gut ohne die Kicks leben könnte, die der Job gibt. Aber da habe ich mich wohl getäuscht.
Die morgendliche Gesprächsrunde am Konferenztisch verlief schleppend und verstummte, als Sven Munther eintrat.
»Hedda Losjö ist erdrosselt worden«, sagte er und wedelte mit ein paar DIN -A 4 -Blättern. »Da gestern nicht alle hier waren, als der Bericht kam, möchte ich ihn noch mal durchgehen.«
»Das ist eigentlich nicht mehr nötig, nachdem wir das schon beim Frühstück in der Zeitung lesen konnten«, sagte Urban. »Fräulein Hansson ist wieder unterwegs. Oder Frau Hansson. Ist sie verheiratet?«
»Geschieden. Und was hat das mit der Sache zu tun?«, fragte Christer.
»Natürlich nichts. Nichts, was mich betrifft jedenfalls«, sagte Urban und in seinen Mundwinkeln erschien ein schwaches, hinterhältiges Lächeln.
Munther zog einen Stuhl heran, setzte sich und schob die Lesebrille auf die Nasenspitze.
»Das Losjö-Mädchen ist, ebenso wie das Mädchen im Erdkeller, an Silvester oder am Neujahrstag zu Tode gekommen. Die Tierbisse stammen wahrscheinlich von Wölfen. Vögel sollen auch dort gewesen sein und an der Leiche gepickt haben, ehe die Schneedecke zu dicht war.«
Petra sah wieder das entstellte Gesicht des Mädchens vor sich.
»Abgesehen von den Blutergüssen am Hals hat sie keine Verletzungen«, fuhr Munther fort. »Deshalb ist es sonderbar, dass an ihrer Kleidung so viel Blut war, vor allem am Rücken. Ferner hat man an ihren Händen, ihren Handschuhen und an ihrer Jacke Spermaspuren gefunden. Von wem die stammen, werden wir hoffentlich bald erfahren.«
Munther nahm die Brille ab und ließ sie an einem Bügel baumeln.
»Nun, was glaubt ihr?«, fragte er. »Haben wir ein und denselben Mörder, oder sind es zwei verschiedene? Hat Fredrik Anderberg beide ermordet, oder nur Hedda oder gar keine?«
»Fredrik und Hedda wollten sich am Silvesterabend treffen, so viel wissen wir zumindest«, sagte Petra. »Und er ist immer noch verschwunden. Aber ob er das Mädchen in diesem Keller erschossen hat? Also, ich weiß nicht.«
»Es muss eine Verbindung zwischen den Mädchen geben«, sagte Urban Bratt. »Einige von euch nehmen ja an, dass das Mädchen im Erdkeller etwas mit diesem Bordell zu tun hat, aber mir persönlich fällt es schwer zu glauben, dass Hedda Losjö etwas mit Prostitution zu tun gehabt haben soll.«
Munther legte die Brille beiseite und beugte sich vor.
»Soll das heißen, ihr meint, es würde sich um zwei verschiedene Mörder handeln?«, fragte er. »Was denkst du, Berglund?«
Christer sah von seinem Notizblock auf.
»Ich denke, dass wir alles daransetzen sollten, diesen Anderberg zu kriegen. Und wenn wir ihn haben, werden sich viele Fragen von selbst beantworten. Wenn ich die Sache richtig verstehe, gibt es zumindest im Fall von Hedda Losjö gutes DNA -Material.«
Munther nickte und wandte sich an Urban Bratt.
»Wie läuft es mit Anderberg? Kommt er immer noch ohne Geld klar?«
»Ja, das tut er«, antwortete Urban. »Ich habe eben bei der Bank nachgefragt. Er hat seit seinem Verschwinden kein Geld abgehoben.«
»Erstaunlich, dass man einfach so vom Erdboden verschluckt werden kann«, sagte Munther. »Und die
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