Mädchen im Schnee
nicht ausgeschlossen.
Du wirst nur einmal gewarnt.
Der Auflauf mit Fleischwurst stand im Ofen, und Magdalena stellte drei Teller auf den Tisch. Sie hatte gute Laune, freute sich auf die Zusammenarbeit mit Jens und war mit ihrem Arbeitstag zufrieden. Nach einer kleinen Andeutung, wie interessant es wäre, ein paar Zeilen über den gescheiterten Zugriff auf das Bordell zu schreiben, hatte Sven Munther höchst widerwillig von einem »männlichen Bekannten« von Hedda Losjö berichtet, den die Polizei im Visier habe. Und so würde sie auch in der Zeitung von morgen einen ganz anständigen Artikel stehen haben.
»Jetzt klinge ich zwar wie Hasse, aber wie kannst du dir das eigentlich leisten, hier allein zu wohnen?«, rief Jeanette aus dem Wohnzimmer. »Und was für Bilder du hast! Das hier über dem Sofa ist allein schon größer als mein Badezimmer.«
»Immobilienkarriere!«, rief Magdalena zurück, während sie Besteck aufdeckte.
»Immobilienkarriere?«, fragte Jeanette und erschien in der Küchentür.
»Habe eine Einzimmerwohnung auf Södermalm für 700 000 gekauft und sie für 1 , 3 Millionen wieder verkauft, dann zusammen mit Ludvig eine Dreizimmerwohnung für 2 , 7 Millionen, die wir renoviert und für 3 , 4 Millionen wieder verkauft haben, und schließlich haben wir ein Haus in Bromma für 4 , 1 Millionen gekauft, von Grund auf reno viert und für knapp 7 Millionen verkauft.«
Jeanettes Augen waren mit den steigenden Beträgen immer größer geworden.
»Das ist ja Wahnsinn.«
»Ich weiß«, sagte Magdalena, goss das Wasser von den Kartoffeln ab und begann, sie mit dem Pürierstab zu zerteilen. »Das ist wirklich der helle Wahnsinn. Solange man in Stockholm wohnt, ist das ganze Geld in großen Krediten angelegt, das kommt einem vor wie Spielgeld, einfach nur Zahlen auf einem Papier. Aber jetzt, seit ich umgezogen bin, ist das plötzlich alles wirklich geworden. Natürlich musste ich dafür auch saftige Steuern bezahlen, aber das war nur mehr als gerecht.«
Magdalena goss warme Milch in den Topf und begann, die Kartoffelstückchen zu Mus zu verrühren. Jeanette zum Abendessen einzuladen war ein spontaner Entschluss gewesen, der aus einer Mischung aus schlechtem Gewissen, weil sie sich seit Tores Tod kaum gemeldet hatte, und dem akuten Bedürfnis nach erwachsener Gesellschaft am Abend entstanden war.
»Setz dich«, sagte sie. »Wie geht es dir denn?«
»Es wird besser, aber es ist immer noch schlimm. Ich war schon ein paar Mal drauf und dran, ihn anzurufen. Und erst, als ich den Hörer in der Hand hatte, wurde mir klar, dass er nicht mehr da ist.«
Magdalena nickte und strich Jeanette über den Arm. Dann rief sie Nils zum Essen.
Während Nils am Tisch saß, kreiste das Gespräch um seine Lehrerin Fräulein Frida, die Klassenkameraden aus der Vorschule und das Nintendo DS , das er von Ludvig bekommen hatte.
»Möchtest du einen Kaffee?«, fragte Magdalena, als Nils aufgestanden und zum letzten Teil der Kinderstunde verschwunden war.
»Gern einen Tee.«
Magdalena füllte den Wasserkocher und begann abzuräumen.
Es war, als ob es eine Verabredung zwischen ihnen gäbe, weder über die Trauer um Tore zu sprechen, noch über die Mädchenmorde zu spekulieren. Magdalena nahm an, dass Jeanette unter der Woche nicht viel anderes tat, als mit aufgeregten Kunden über die Morde zu sprechen.
»Rate mal, mit wem ich mich getroffen habe«, sagte sie grinsend.
Jeanette sah sie an und deutete das Lächeln auf Anhieb richtig.
»Nein! Machst du Witze?«
Magdalena schüttelte den Kopf, stellte zwei Teetassen und eine Blechdose mit Teebeuteln auf den Tisch.
»Wie kam das denn?«
Magdalena erzählte ausführlich von dem Spaziergang, der Taxifahrt und dem Treffen im Supermarkt.
»Bist du verliebt?«, fragte Jeanette.
Magdalena nahm einen Schluck Tee und lächelte über die Tasse hinweg.
»Du musst nicht antworten«, sagte Jeanette, »das sieht man schon von Weitem.«
Dann wurde sie plötzlich ernst.
»Aber geht das denn, einfach so wieder von vorn anzufangen? Nach allem, was war?«
Magdalena zuckte die Schultern.
»Weiß nicht. Aber ich muss es einfach versuchen – es geht nicht anders. Am Samstag bin ich bei ihm zum Abendessen eingeladen.«
Als sie das sagte, hatte sie das Gefühl, glühend rot zu werden.
»Zu ihm nach Hause? Nach Sunnemo?«
Magdalena nickte.
»Mein Gott! Das freut mich wirklich für dich, Magda. Und am Sonntag erwarte ich einen lückenlosen Bericht. Ich will alles wissen.«
Magdalena
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