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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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wieder was tun, dachte Petra. Nellie kam barfuß in ihrem alten, rot karierten Flanellschlafanzug an.
    »Hallo«, sagte sie leise und setzte sich in den Sessel, der am weitesten entfernt stand.
    »Hallo, Liebes«, sagte Petra. »Wie geht es dir?«
    »Ich möchte etwas mit euch besprechen.«
    Petra richtete sich aus ihrer halb liegenden Stellung auf.
    Was war denn nun?
    Lasse, der ebenfalls bemerkt hatte, wie angespannt Nellie wirkte, wandte den Blick vom Fernseher ab.
    »Ist etwas passiert?«, fragte Petra.
    Ob sie krank war? Oder schwanger?
    Nellie machte den Mund ein paarmal auf und zu und kratzte an ihrem schwarzen Nagellack.
    Liebe, süße Nellie, jetzt sag doch!
    Schließlich holte sie Luft.
    »Also, es ist so. Dass. Ich. Mädchen mag. Also, ich verliebe mich in Mädchen.«
    »Aha«, sagte Lasse und wurde tiefrot im Gesicht. »Und wann bist darauf gekommen?«
    Nellie zuckte die Schultern. Auch sie wurde rot. Die Ader auf ihrer Stirn, die immer sichtbar wurde, wenn sie aufgeregt war, schwoll an. Petra musste den Reflex unterdrücken, aufzuspringen, sie in den Arm zu nehmen und wie ein kleines Kind hin und her zu wiegen.
    Die kleine Nellie. Wie lange hatte sie wohl schon versucht, das hier zu sagen?
    »Ich weiß es einfach. Und ich weiß es schon lange.«
    »Aha«, sagte Lasse wieder.
    »Und ich hatte schon Angst, dass etwas Schlimmes passiert wäre«, sagte Petra.
    Was sollte sie jetzt sagen? Herzlichen Glückwunsch? Wie schön? Was erwartete man von ihr in dieser Situation?
    Kann mir mal jemand ein Drehbuch geben, dachte sie. Kann mir nicht mal jemand sagen, wie ich mich jetzt verhalten soll? Noch nie hatte sie sich in einer Situation so unsicher gefühlt.
    »Uns ist es egal, in wen du dich verliebst. Entscheidend ist nur, dass es dir gut geht. Komm.«
    Sie klopfte ein wenig auf das Sofapolster.
    Sie hörte selbst, wie gekünstelt sie klang, aber Nellie schien ihr das nicht übel zu nehmen, denn sie stand auf und ließ sich von Petra umarmen.
    Wie sie zittert, dachte Petra. Geliebtes, liebes Mädchen.
    »Soll ich mal einen Tee aufsetzen?«, fragte Lasse.
    Der hat ja blöde Sätze zugeteilt bekommen, dachte Petra. Wann hat er überhaupt zum letzten Mal »Tee aufgesetzt«?
    »Du hast hoffentlich nicht gedacht, dass wir böse sein würden, oder? So gut kennst du uns doch«, sagte sie und löste die Umarmung.
    »Nein, aber trotzdem.«
    Lasse kam mit einem Tablett mit Tassen und einer Teekanne zurück.
    »Ich habe eine Freundin in Karlstad«, sagte Nellie und nahm sich eine Tasse.
    »Ach so«, sagte Petra.
    Eine Freundin. Das klang schon recht ernsthaft. Hatte sie deshalb das ganze Wochenende lang nichts von sich hören lassen?
    »Wie heißt sie?«, fragte Petra so natürlich wie möglich.
    »Matilda«, erwiderte Nellie und senkte den Blick. Sie wurde wieder rot, aber diesmal war die Gesichtsfarbe heller. »Sie geht in den Ästhetik-Kurs. Kommt aus Deje.«
    »Und mit ihr chattest du immer abends.«
    »Genau.«
    Lasse ließ sich im Sessel nieder.
    Für ihn ist das schwieriger als für mich, dachte Petra und versuchte, seine Miene zu deuten. Was ihm wohl durch den Kopf ging?
    »Wir würden sie natürlich gern mal kennenlernen, stimmt’s, Lasse?«
    Lasse zuckte zusammen.
    »Ja, natürlich. Auf jeden Fall.«
    Lasse zog das Rollo herunter, schlüpfte aus Trainingshose und Strümpfen und legte beides auf den Schaukelstuhl im Schlafzimmer.
    »Glaubst du, das geht wieder vorüber?«
    Petra schlug die Tagesdecke zurück – ausnahmsweise hatte sie das Bett mal ordentlich gemacht – und sah ihn erstaunt an.
    »Vorüber?«
    »Ja. Sie ist doch noch so jung.«
    »Ich glaube, da sollten wir uns keine Hoffnungen machen«, meinte Petra.
    Lasse stellte den Wecker und kroch zu ihr unter die Decke.
    »Du nimmst das scheinbar ganz locker«, sagte er. »Ich weiß ja, dass ich altmodisch bin, aber ich bin total geschockt.«
    Petra schwieg und dachte nach. Hatte sie es locker genommen? Von außen betrachtet konnte das vielleicht so wirken, aber innerlich fühlte sie sich längst nicht so politisch korrekt und freisinnig, wie sie zu sein glaubte. Dafür schämte sie sich.
    »Hast du das geahnt?«, fragte Lasse. »Ich jedenfalls nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte Petra. »Das ist seltsam, nicht wahr?«
    Petra drehte sich auf Lasses Seite und rückte ihr Kissen zurecht.
    »Um ehrlich zu sein, bin ich gar nicht so modern, wie ich dachte, und das stört mich sehr. Ich hoffe, dass sie es nicht so schwer haben wird. Schließlich behalten nicht

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