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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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wurde. Vielleicht war es in Anbetracht der Tatsache, wie wenig er über die Fahrer und die verschiedenen Automarken wusste, dumm gewesen, sich auf dieses Thema einzuschießen. Aber dann fiel ihm ein, dass er gehört hatte, dass eine der neuen Spezialstrecken über den alten Slalomhügel führen sollte.
    »Ist doch witzig, dass sie den Värmullsåsen runterfahren«, meinte er. »Das ist perfekt fürs Publikum.«
    »Das ist wahr«, sagte Simon. »Obwohl ich für meinen Teil am liebsten mit dem Skooter auf irgendein Moor rausfahre, ein Feuer anmache und es mir gut gehen lasse. Das ist Leben. Und dann kann man noch eine nette bunte Pille einwerfen.«
    Totta nickte.
    »Was glaubt ihr, wer dieses Jahr gewinnt?«, machte Jens weiter.
    Das lief doch wie am Schnürchen. Erwachsene Männer hatten doch noch gemeinsame Interessen.
    »Ich hoffe ja auf P-G Andersson, aber das ging nicht so ohne Weiteres. Grönholm ist auch gefährlich.«
    Simon war anderer Ansicht.
    »Nach dem, was ich gehört habe, ist Grönholm überhaupt nicht in Form. Mein Insidertipp ist Hirvonen.«
    »Und du?«, fragte Simon und wandte sich an Jens. »Wer ist dein Favorit für dieses Jahr?«
    »Mein Favorit? Ja, also … Ich glaube, auch Hirvonen«, brachte Jens gerade noch heraus.
    Als Tottas Bier zur Neige ging, bestellte Jens die nächste Runde.
    »Das ist wirklich schlossig«, sagte Totta und tauchte den halben Schnurrbart in den Schaum. »Man dankt.«
    »Ja, ganz meiner Meinung«, stimmte Simon zu und prostete Jens zu.
    Totta und Simon setzten ihr Gespräch über die Rallye fort. Jens begnügte sich damit, interessiert auszusehen, zu nicken oder den Kopf zu schütteln und an den Stellen, wo ihre Anekdoten das zu verlangen schienen, laut zu lachen.
    Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dachte Jens. Die zwei Bier hatten ihm etwas von seiner Nervosität genommen.
    »Hört mal«, sagte er und sah Totta und Simon eindringlich an. »Kommt mal etwas näher. Also, es ist so, ich habe gehört, dass man … Ja, dass man hier in der Stadt Huren kaufen kann«, flüsterte er. »Wisst ihr zufällig was davon?«
    Totta grinste, aber seine Augen wurden schmal.
    »Was zum Teufel meinst du damit?«
    »Ich dachte nur, dass ihr …«
    »Ich kann nicht für den hier neben mir sprechen, aber findest du vielleicht, dass ich wie einer aussehe, der fürs Ficken bezahlen muss?«
    Das hier funktionierte überhaupt nicht.
    »Nein, aber …«, stammelte Jens. »Das meinte ich nicht. Ich habe nur gedacht …«
    Ehe Jens reagieren konnte, hatte Totta ihn gegen die Brust geboxt. Der Barhocker wackelte und fiel um.
    Jens landete unsanft, ihm blieb die Luft weg, und ihm wurde schwarz vor Augen.
    »Was soll das denn hier?«
    Der blonde Typ, den er vorher schon gesehen hatte, stand neben ihm und schaute auf ihn herab.
    Jens sah doppelt, blinzelte ein paarmal und holte tief Luft.
    »Wo tut’s denn weh?«, fragte der Blonde weiter.
    »Ist schon gut. Mir ist nur ein bisschen schwindelig.«
    Langsam setzte Jens sich auf.
    »Hier«, sagte der Blonde und reichte ihm die Hand.
    Jens packte die kräftige Hand und kam wieder auf die Füße. Seine Schulter schmerzte, aber das erwähnte er besser nicht.
    »Was ist eigentlich passiert?«
    »Jemand muss an meinen Stuhl gestoßen sein«, sagte Jens.
    Ihm war schon klar, dass es keine gute Idee wäre, die Wahrheit zu sagen.
    »Ich heiße Folke«, sagte der Blonde.
    Folke. Das passte überhaupt nicht zu ihm.
    Inzwischen war das Gedränge an der Bar nicht mehr so dicht. An der Garderobe standen die Leute Schlange, um ihre Jacken abzuholen. Auf der Tanzfläche wurde der letzte Blues des Abends gespielt, und die Holzuhr an der Wand hinter dem Tresen, eine ausgesägte Karte von Värmland mit römischem Zifferblatt, zeigte fünf vor zwei.
    Na, wunderbar, das habe ich ja ganz toll hingekriegt, dachte Jens selbstironisch.
    »Ich bin zum ersten Mal hier«, sagte Folke.
    »Ehrlich? Ich auch. Und, hat es dir gefallen?«
    Die kleine Brünette mit dem Ausschnitt umkreiste Folke, doch er schien sie gar nicht wahrzunehmen. Er hob die Schultern.
    »Ging so.«
    Jens holte seine Brieftasche und das weiße Gummischild für die Garderobe heraus.
    »Ja, danke für die Hilfe. Vielleicht sieht man sich nochmal.«
    »Nicht ganz unwahrscheinlich«, erwiderte Folke grinsend.

26
    Christer stand, nur mit einer Unterhose bekleidet, am Fenster und blickte auf den leeren Parkplatz vor dem Coop. Es war kurz nach acht, der Morgen war grau und diesig, und die großen Schneewechten um

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