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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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Eingangstür. Oben im Treppenhaus war monoton dröhnende Musik zu hören. Ihr wurde schon wieder übel.
    Als Kosta auf die Klingel drückte, wurde die Musik runtergedreht. Nun hörte man mehrere Männer lachen.
    Der Mann, der öffnete, war neu. In der einen Hand hielt er ein Glas, in der anderen eine Zigarette. Das Hemd, das zu Beginn des Abends wahrscheinlich einmal gebügelt und sauber gewesen war, hing auf einer Seite aus dem Hosenbund. Er grinste, als ob jemand gerade etwas sehr Witziges gesagt hätte, und als er sah, wer da vor der Tür stand, vollführte er mit der Zigarettenhand eine höfliche kleine Hereinspaziert-Geste und rief gleichzeitig etwas in die Wohnung hinein.
    Kosta schob sie in die Wohnung und machte hinter sich die Tür zu.

3
    Magdalena zog sich die Mütze über die Ohren und bohrte das Kinn so tief sie konnte in den Schal.
    »Komm, Nils, steig mal ab und lauf stattdessen mit mir. Es ist viel zu kalt, um still zu sitzen.«
    »Okay.«
    Nils stieg bereitwillig vom Schlitten und nahm ihre Hand.
    »Es ist ja nicht mehr weit«, sagte Magdalena.
    Auf der Storgatan fuhren vereinzelte Autos fast völlig geräuschlos an ihnen vorbei, so wie es nach tagelangem Schneefall ist. Dass es so still sein kann, dachte Magdalena. Das hatte ich fast vergessen.
    In der Nacht hatte es aufgehört zu schneien, und der Morgen war sternenklar. Über den Tannen konnte man den Rauch vom Stahlwerk sehen.
    »Frierst du, mein Kleiner?«
    »Nicht so schlimm.«
    »Bist du aufgeregt?«
    Nils schüttelte den Kopf. Er sah etwas verbissen aus.
    »Es wird alles ganz wunderbar werden hier.«
    »Ja, das hast du schon ungefähr tausendmal gesagt.«
    Wahrscheinlich bin ich die Aufgeregtere von uns beiden, dachte Magdalena und drückte seine Hand.
    Sie wollten gerade durch das Tor gehen, als sie auf der anderen Straßenseite eine Frau rufen hörten.
    »Magda! Hallo!«
    Erst als die Frau auf ihre Seite gelaufen war und direkt vor ihnen stand, sah Magdalena, wer es war.
    »Jeanette? Du bist es! Ich habe dich erst gar nicht erkannt.«
    Magdalena umarmte sie.
    »Bist du wieder nach Hause gezogen? Vor ein paar Tagen habe ich deinen Namen in der Zeitung gesehen und konnte es kaum glauben.«
    »Ja, wir sind hierhergezogen, Nils und ich.«
    Magdalena zog Nils vor sich und legte ihm die Hände auf die Schultern. Jeanette ging in die Hocke, sah dem Jungen in die Augen und lächelte.
    »Hallo, Nils. Ich heiße Jeanette, und deine Mama und ich sind zusammen in die Schule gegangen, als wir klein waren. Wie alt bist du?«
    »Sechs«, antworte Nils leise.
    »Er wird in die Vorschule kommen, wenn das Schuljahr losgeht. Heute geht er zum ersten Mal in die Tagesstätte. Das ist ein bisschen aufregend.«
    Jeanette sah auf die Uhr und stand auf.
    »Also, ich muss los. Aber supernett, dich mal wieder zu sehen, Magda. Und du weißt ja, wo du mich findest, Salon Frisserian, wie immer. Komm vorbei – du kriegst Rabatt.«
    »Das war jetzt leichtsinnig von dir. Ich lasse von mir hören.«
    Magdalena nahm Nils an der Hand, und sie gingen zusammen durchs Tor.
    Magdalena schloss die Tür zur Redaktion auf, trat an der Wand davor den Schnee von den Schuhen, sammelte Zeitungen und Werbeblätter ein, die auf der geriffelten Plastikmatte lagen, und trat ein. Sie legte den Papierstapel auf den Empfangstresen, ging dann in ihr verglastes Zimmer und knipste die Schreibtischlampe an.
    Als sie die Handschuhe auszog, sah sie, dass ihre Finger von der Kälte ganz weiß waren. Die Jacke hängte sie über die Stuhllehne; dann schaltete sie den Computer ein, der mit einem leisen Surren hochfuhr.
    Kaffee, dachte sie und ging zur Teeküche, die ganz am Ende der Redaktion lag, mit einem Fenster zum Parkplatz hinter dem Haus. Im Licht von dem Lichterbogen auf dem Fensterbrett fand sie die Kaffeedose und die Filtertüten im Schrank.
    Das hier ist die beste Zeit des Tages, dachte Magdalena, während sie die Kaffeemaschine einschaltete. Ruhe, Frieden und Einsamkeit.
    Die ersten Arbeitstage waren schnell vergangen. Es war zwar nicht unbedingt viel los gewesen, aber sie war über den sanften Start froh gewesen. So hatte sie das Passwort zum Computer und eine Mailadresse anlegen können, sie hatte ein paar Runden durchs Rathaus gedreht, und sich bei den Angestellten der Stadt vorgestellt, die da zwischen den Jahren arbeiteten und mit denen sie in Zukunft zu tun haben würde, und am dritten Tag hatte sie Zeit für die Einweisung in das Redaktionsfahrzeug gehabt.
    Als Magdalena irgendwann

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