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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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vielleicht machst du besser mal Schluss.«
    Nellie verdrehte die Augen.
    »Ja, klar. Gleich.«
    Petra war unangenehm berührt. Früher hatte Nellie abends am Küchentisch Tee trinken, abgefragt werden und Sachen diskutieren wollen. Diesen Tonfall kannte sie gar nicht von ihr. Ebenso wenig das Augenverdrehen.
    Plötzlich wusste sie nicht mehr, was sie sagen sollte.
    »Dann schlaf gut, Liebes«, sagte sie und ging aus dem Zimmer.

5
    Es war gerade mal halb sieben, als Christer Berglund mit der Sporttasche über der Schulter über den Parkplatz vor dem Polizeihaus schlenderte. Ein paar Mal in der Woche versuchte er, vor dem Dienst eine Runde Sport einzuschieben.
    Mit einer in dreizehn Jahren eingeübten Bewegung zog er die Passierkarte durch, tippte den Code ein und betrat die Station.
    Als er zur Teeküche ging, um seine Essensbox in den Kühlschrank zu stellen, sah er, dass in Folkes Zimmer das Licht brannte. Was machte der denn schon so früh hier?
    »Guten Morgen«, sagte Christer und blieb in der Tür stehen.
    Folke, der tief konzentriert vor Heddas Computer gesessen hatte, fuhr zusammen.
    »Hast du mich erschreckt!«, rief er und hielt sich die Hand auf die Brust. »Ich habe dich gar nicht kommen hören.«
    »Ich bin nur hier, um ein bisschen zu trainieren. Und was machst du?«
    Folke, der immer noch mit der Hand auf der Brust dasaß, atmete langsam durch und sagte:
    »Ich schaue Heddas Computer durch. Unverbesserlicher Frühaufsteher, musst du wissen.«
    »Aha, so einer also. Wir sind sehr seltene Exemplare.«
    »Sieh mal«, sagte Folke und nahm einen Ausdruck vom Schreibtisch. »Diese Mail hat Fredrik Anderberg am Tag vor Silvester an Hedda geschickt.«
    Christer nahm das Blatt und las:
    »Hedda! Ich sage dir, dass ich alles, was du machst, ganz schön leid bin! Wenn du nicht aufhörst, mich zu verfolgen, dann weiß ich verdammt noch mal nicht, was ich tun werde. Ist das klar?«
    »Ein böser Typ. Bist du alle Mails durchgegangen, oder gibt es davon vielleicht noch mehr?«
    »Nein, das ist alles. Im Moment gucke ich noch, ob sie in Dayviews und anderen Chatforen was gemacht hat, habe aber bisher noch nichts gefunden.«
    »Okay. Ich finde, wir sollten uns Herrn Anderberg noch mal vorknöpfen.«
    »Und sein Handy checken«, meinte Folke.
    Christer nickte.
    Folke lehnte sich jetzt etwas entspannter auf dem Stuhl zurück, streckte die Beine unter dem Schreibtisch aus und schaukelte leicht vor und zurück.
    Wie lang ist der eigentlich, fragte sich Christer und sah an den Beinen entlang. Über zwei Meter oder noch drunter? Er sieht aus wie ein Action-Held, ein jüngerer Dolph Lundgren mit etwas schmalerer Kinnpartie, an einem Ort wie diesem völlig deplatziert.
    »Und wie geht es dir sonst so?«, fragte er.
    »Richtig gut, finde ich. Nur ein bisschen einsam an den Wochenenden.«
    »Hier tobt etwas weniger Adrenalin als beim Einsatzkommando in Stockholm, oder?«
    »Leute mit dem Schlagstock zu malträtieren ist so gar nicht meine Sache, oder sehe ich vielleicht so aus?«, fragte Folke und lächelte. »Aber warum entschuldigt ihr euch die ganze Zeit dafür, dass ihr hier wohnt?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich weiß nicht, wie oft ich schon gehört habe, hier in Hagfors sei es öde und langweilig. Das hat was von einem kollektiven Minderwertigkeitskomplex. Ich denke, entweder man wohnt hier, weil es einem gefällt, oder man zieht weg.« Er hustete kurz und sah dann zu Christer hoch. »Wohnst du schon lange hier?«
    »Mein ganzes Leben. Abgesehen von der Zeit, in der ich auf der Polizeiakademie war, natürlich. Hab schon ein paar Mal überlegt, mich zu verändern, aber dann … Ich weiß nicht. Ich hab Mutter und Vater hier und die ganze Verwandtschaft und so. Irgendwann vielleicht.«
    Christer merkte, dass er schon wieder dabei war, sich zu entschuldigen und für die Entscheidung zu rechtfertigen, die er eigentlich gar nicht getroffen hatte, sondern die sich einfach so ergeben hatte.
    Folke sah ihn an.
    »Wenn du so was erzählst, werde ich fast neidisch. Ich hätte auch gern eine Familie, in der man einander nahesteht.«
    Christer sah auf die Uhr.
    »Oh, jetzt muss ich Richtung Sportstudio. Bis später.«
    Er nahm die Sporttasche und ließ Folke vor Heddas Computer sitzen.
    Magdalena ließ die Jacke über den Schultern hängen, als sie in die Teeküche ging und sich Kaffee in die größte Tasse einschenkte, die sie im Schrank finden konnte.
    Was für ein Morgen, dachte sie und kehrte an ihren Schreibtisch zurück. Fast

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