Das war, als käme man ins Himmelreich! Ich habe wieder geatmet, der Druck auf der Brust war weg. Möchte wissen, ob sie Überblick über die Tabletten hat, sie kann unmöglich wissen, wie viele in den verschiedenen Dosen sind. Ich werde mich mal schlau machen, wie die verschiedenen Sorten wirken, und dann einen Plan schmieden. Das könnte meine Rettung sein.
/H
Plötzlich hörte sie Urban Bratt aus seinem Zimmer rufen:
»Petra, komm her! Verdammt, ich glaube, wir haben was gefunden!«
Urban hatte so laut gerufen, dass nicht nur Petra, sondern auch Christer Berglund und Sven Munther sich nun in sein kleines Büro drängten.
»Die Lebensgefährtin von Anderberg heißt doch Jonson mit Nachnamen, oder?«
»Genau. Camilla Jonson.«
»Sieh mal«, sagte Urban und zeigte auf den Bildschirm. »An Heiligabend hat Hedda einen Link zu ihrem eigenen Blog an die Adresse
[email protected] geschickt.«
»Hat sie gleichzeitig etwas an Fredrik geschrieben?«, fragte Petra.
Urban wandte sich an Folke, der immer noch am Computer saß.
»Nicht an Heiligabend«, antwortete der Assistent nach ein paar Sekunden. »Aber am ersten Weihnachtstag hat sie ihm eine ungewöhnliche kurze Mail geschickt: ›Frohe Weihnachten. Ich hoffe, ihr habt es gemütlich.‹ Und ein paar Tage später, genauer gesagt am 27 . Dezember, hat Hedda eine weitere Mail an
[email protected] geschickt.«
»Lass hören«, sagte Munther, der an der Tür stand.
»›Es gibt keine gute Art und Weise, das hier zu erzählen‹«, las Folke laut, »›und auch keinen guten Zeitpunkt, nehme ich an, aber Sie sollen wissen, dass Fredrik Sie seit Ende des Sommers betrügt. Wenn Sie mehr Details möchten, vielleicht einen Beweis für das, was ich schreibe, dann bin ich gern behilflich.‹«
»Oje«, sagte Petra.
»Wir müssen uns Anderberg definitiv noch einmal vornehmen«, sagte Munther.
»Absolut«, stimmte Christer zu. »Er behauptet, keiner lei Kontakt mehr zu Hedda gehabt zu haben, seit er Schluss gemacht hat.«
»Wie bist du bloß so schnell in den Mail-Account reingekommen, Folke?«, fragte Munther. »Ich muss schon sagen, ich bin sehr beeindruckt.«
»Na ja, man könnte sagen, dass das mein Spezialgebiet ist«, antwortete Folke vorsichtig. »Ich habe ein paar Fortbildungskurse absolviert.«
»Eigentlich war das hier ja ein Fall für die IT -Gruppe in Karlstad, aber ich bin froh, dass ich dich drangesetzt habe. Ich sag niemandem, wie kompetent du bist, sonst versuchen die gleich, dich abzuwerben.«
Folke wurde ein bisschen rot.
»Bei allem Respekt für meine tüchtigen Kollegen muss man doch sagen, dass die technische Entwicklung so schnell verläuft, dass ein gewöhnlicher Polizist nicht ohne Weiteres mithalten kann«, sagte Munther. »Sehr gute Arbeit, ihr beiden. Urban, du kannst dich jetzt den Lagereinbrüchen widmen. Und Folke, durchsuch bitte weiter den ganzen Mail-Account. Nimm den Computer mit in dein Zimmer. Wenn du alle Mails durchgeschaut hast, verhören Petra und Christer noch einmal diesen Fredrik Anderberg. Druck alle Mails aus, die du wichtig findest.«
Folke nickte, fuhr den Computer runter und fing an, die Kabel abzumachen.
»Ich helf dir tragen«, sagte Christer und nahm die Tastatur unter den einen Arm, den Bildschirm unter den anderen.
»Danke«, sagte Folke, sammelte die Kabel zusammen und nahm das Laufwerk. »Tschüs dann«, sagte er zu Urbans Rücken, ehe er das Zimmer verließ.
Urban, der schon den Telefonhörer am Ohr hatte, antwortete nicht.
Das Haus von Familie Losjö lag im Dunkeln, sodass Magdalena schon dachte, es sei niemand zu Hause. In einer kleinen Tanne auf der Seite des Hauses war eine Hafergarbe befestigt, vor der untersten Treppenstufe lag ein Bund Reisig als Fußmatte auf der Erde.
Man könnte fast meinen, der Tomte selbst wohnt hier, dachte Magdalena bei sich. Das Haus war schön, ohne protzig zu sein.
Zögernd betrat sie die Veranda. Sie hatte schon immer gefunden, dass es zu den übelsten Seiten ihres Jobs gehörte, sich Angehörigen aufdrängen zu müssen. Es war nie vorauszusehen, wie die Leute reagierten. Manche wollten reden und Fotos zeigen und fanden es gut, dass die Medien sich mit dem Geschehenen befassten. Sich in der Zeitung zu äußern wurde so zu einer Methode, mit Trauer und Schock umzugehen. Andere wieder reagierten schon auf den kleinsten Versuch der Kontaktaufnahme gekränkt. Hier hätten Magdalenas Ansicht nach die Eltern eigentlich daran interessiert sein müssen, dass über ihre