Mädchen im Schnee
fertig.
Ob Hedda Selbstmord begangen hatte? Könnte es das gewesen sein? Und was war an der Sache mit den Drogen wirklich dran?
Magdalena lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und dachte an die Klassenkameradinnen und ihre völlig ungeschminkte Verzweiflung.
Wie lange es wohl dauern würde, bis Hedda wieder auftauchte? Bestimmt noch lange, jetzt, da nicht einmal mehr gesucht wurde. Zudem hatte Urban Bratt ziemlich wenig engagiert geklungen, was die polizeilichen Ermittlungen betraf.
Magdalena zog ihre Jacke an und schlang sich ihren Schal ein paarmal um den Hals.
»Ich gehe mal kurz raus«, flüsterte sie Barbro über den Tresen zu und zeigte auf die Tür.
Barbro hatte den Telefonhörer am Ohr und nickte ihr nur zu.
Magdalena trat auf den Dalavägen, ging am Rathaus vorbei und weiter zur Polizeistation. Der Wartebereich war leer, deshalb ging Magdalena gleich an die Rezeption.
»Hallo, ist Christer da? Christer Berglund?«
»Einen Moment, ich frage mal nach«, sagte die Rezeptionistin und griff zum Telefonhörer. »Wen soll ich melden?«
»Magdalena Hansson.«
Magdalena blieb am Tresen stehen.
»Er kommt«, sagte die Rezeptionistin nach einem kurzen Gespräch.
»Danke. Ja, ich sollte mich Ihnen vielleicht auch gleich vorstellen«, sagte Magdalena und streckte die Hand aus. »Wie gesagt, Magdalena Hansson, ich bin die neue Redakteurin fürs Lokale vom Värmlandsbladet .«
»Laila Ljung. Ach so, Sie sind also die Nachfolgerin von Åke?«
Magdalena nickte.
Kurz darauf erschien Christer im Türrahmen neben dem Tresen.
»Lange her.«
Magdalena konnte sich nicht entschließen, ob sie Christer umarmen oder ihm die Hand geben sollte, und ihm ging es offenbar ebenso. Am Ende wurde eine unbeholfene Umarmung daraus.
»Komm doch rein.«
Christer führte sie in einen Flur, vorbei an einem Schrank voller Medaillen und Pokale, in sein Büro.
»Ich hoffe, du hast Zeit«, sagte Magdalena. »Ich will nicht stören, sondern wollte nur mal vorbeischauen.«
»Kein Problem. Das hier ist meine kleine Höhle. Setz dich.«
Magdalena setzte sich in den Besucherstuhl, während Christer die Tür zumachte.
»Ja, so sieht es bei mir aus«, sagte Christer und machte eine ausholende Geste. »Kein übertriebener Luxus, wie du siehst, aber ich kann nicht klagen.«
Magdalena sah sich um. Den Ordnungssinn hatte er sich bewahrt, das konnte sie sehen. Der Schreibtisch war, abgesehen von einer Schreibunterlage und einem DIN -A 4 -Block, leer. Die einzige Dekoration bestand aus einem Kalender mit Aquarellbildern, der an der Wand neben dem Computer hing.
»Mutter hat erzählt, dass du an Silvester bei ihnen warst«, sagte Christer. »Sie fand das sehr schön.«
»Ja, es war so nett von ihnen, mich einzuladen. Und wer kann ihrem Essen schon widerstehen?«
Christer tätschelte sich den Bauch. »Eines meiner großen Bekümmernisse.«
Magdalena lächelte, wurde dann aber wieder ernst.
»Wie läuft es mit Hedda Losjö, habt ihr sie gefunden?«
»Nein, noch nicht.«
»Ich war heute Vormittag am Älvstrandsgymnasium und habe mit ihren Klassenkameraden gesprochen. Offen sichtlich hat sie sich selbst Verletzungen zugefügt und sich in die Arme geritzt. Ein Mitschüler meinte auch, sie hätte was mit Drogen zu tun. Glaubst du, es könnte Selbstmord sein?«
»Schwer zu sagen. Wir arbeiten erst mal so, als wäre es keiner.«
»Okay. Habt ihr denn irgendwelche konkreten Spuren?«
Christer zögerte.
»Na ja, wir haben eine Person verhört, aber dazu kann ich im Moment nichts sagen. Willst du einen Kaffee? Ich glaube, er ist gerade frisch.«
Magdalena nickte.
»Komm mit«, sagte Christer und ging vor ihr her in einen großen Aufenthaltsraum. »Das hier ist übrigens der einzige Konferenzraum der Polizei in ganz Nordvärmland.«
Er zeigte auf einen langen Tisch, der vor einem schlampig abgewischten Whiteboard und einem Overheadprojektor stand. Am anderen Ende des Zimmers befand sich hinter einem fast ebenso großen ovalen Tisch mit gemustertem Wachstuch eine Spüle mitsamt Kaffeemaschine und Mikrowelle. Eine Polizistin, die Magdalena nicht kannte, goss sich Kaffee in eine Tasse, die das Logo des Schwedischen Jagdverbands zierte.
»Petra«, sagte Christer, »das hier ist Magdalena Hansson, eine ehemalige Schulkameradin von mir, die vor Kurzem aus Stockholm wieder hierhergezogen ist. Sie arbeitet jetzt für das Värmlandsbladet .« Magdalena streckte die Hand aus. »Magda, das ist Petra Wilander. Ursprünglich stammt sie aus Göteborg,
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