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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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wenn es natürlich nicht im Entferntesten mit dem verglichen werden konnte, was Wera gekocht hatte. Aber aus den Plastikdosen zu essen kam nicht in Frage, da würde er sich ja wie ein Hund vorkommen.
    Er wusste aus Erfahrung, dass die Kartoffeln schwer aufzuwärmen waren, deshalb schnitt er sie in Stücke, ehe er den Teller in die Mikrowelle stellte und den Knopf bis zu dem roten Strich drehte, den Amanda, eine seiner kleinen Enkelinnen, mit einem Textmarker dorthin gemalt hatte.
    Während der Ofen schnurrte, deckte er Glas, Besteck und eine Flasche Leichtbier auf.
    Eigentlich sollte ich anfangen, zu packen und auszu sortieren, dachte er. Aber wo soll ich bloß anfangen? Vielleicht kann Jeanette mal vorbeikommen und helfen. Außerdem sind ja vielleicht auch Sachen dabei, die sie gern haben wollte.
    Seine Überlegungen wurden von dem grellen Klingeln der Mikrowelle unterbrochen. Vom Teller dampfte es ein wenig, aber um sicherzugehen, dass das Essen auch warm genug war, berührte er die Kartoffelstückchen mit den Fingern, ehe er den Teller auf den Küchentisch stellte und sich setzte.
    Er erinnerte sich noch daran, wie er die Mikrowelle bekommen hatte, und wie seltsam er es gefunden hatte, dass der Teller nicht heiß wurde, sondern nur das Essen. Die reinste Hexerei. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, aber trotzdem musste er manchmal noch darüber sinnieren, wie das wohl möglich war. Aber um so etwas zu kapieren, brauchte man wahrscheinlich Abitur.
    Ehe Tore zu essen begann, drehte er das Radio lauter, um die Wettervorhersage zu hören. Sie hatten jetzt einige Tage richtig anständiges Wetter gehabt, die Sonne hatte sogar geschienen. Jeden Nachmittag war er zu dem kleinen Laden gegangen und hatte ein paar Kronen auf Pferde gesetzt. Das tat er hauptsächlich, um ein bisschen unter die Leute zu kommen, Hoffnungen auf einen Gewinn machte er sich nicht.
    Das Hacksteak war gut. Er nahm ein paar große Bissen, dann machte er das Bier auf und schenkte sich ein. Als er laute Stimmen aus der oberen Wohnung hörte, verlor er die Konzentration, und der weiße Schaum krabbelte über die Kante des Glases. Ein lauter Schlag war zu hören, dann schrie eine Frau.
    Tore ergriff das Besteck, blieb aber sitzen. Der Schrei war anders als alles, was er bisher gehört hatte. Das war keine Wut, keine Erregung, sondern pure Angst.
    Vielleicht sollte ich die Polizei anrufen, dachte er. Dann legte er sich beide Hände auf die Ohren.
    Christer Berglund ließ sich in den Relax-Sessel fallen und zog am Hebel, sodass die Fußstütze unter seine Waden geschoben wurde. Gedankenverloren fing er an, zwischen verschiedenen Kanälen hin und her zu zappen und scrollte auf der langen Menüliste des Fernsehers rauf und runter, ohne etwas zu finden, was er wirklich sehen wollte.
    Schließlich schaltete er den Fernseher aus und blieb in der Stille sitzen.
    Die weißroten Buchrücken von Jan Guillous »Hamilton«-Reihe leuchteten im Dunkel von einem der Regalbretter im Glasschrank. Auf das Brett darunter hatte er alle Bücher von Stephen King gestellt, doch von denen konnte er nur einige Titel erkennen. Er las gern, auch wenn es lange her war, dass er sich wirklich hatte konzentrieren können. Inzwischen sah er meist Filme, um sich zu entspannen.
    Es waren intensive und frustrierende Tage gewesen. Trotz der Aufrufe in Radio, Fernsehen und Zeitungen, hatte sich niemand auch nur mit dem kleinsten Hinweis gemeldet, wer das tote Mädchen sein könnte. Andere Spuren, die sie verfolgen könnten, gab es nicht. In Erwartung der Obduktionsergebnisse ging absolut nichts voran. Und Hedda Losjö war immer noch verschwunden. Unruhig stand er aus dem Sessel auf und trat ans Fenster.
    Munther hatte nur noch etwa ein Jahr bis zur Pensionierung. Diese Ermittlung kann meine Chance sein, um zu zeigen, was ich kann, dachte er, um zu beweisen, dass ich wirklich kompetent bin und reif für mehr Verantwortung, als nur der Assistent des Chefs zu sein. Aber dann muss vorher noch etwas passieren, was uns wirk lich weiterbringt. Und zwar ehe irgendein Kriminaler aus Karlstad kommt, der dann hier den großen Zampano gibt.
    Neununddreißig Jahre und Polizeichef. Das wäre was.
    Er liebte die Aussicht von seiner Wohnung, ganz Hagfors aus der Vogelperspektive. Keine richtige Kontrolle, aber zumindest Überblick. An schönen, klaren Tagen konnte er fast zehn Kilometer weit über die Berge sehen.
    Magda. Dass sie zurückgekommen war. Das hätte er nie gedacht. Sie war richtig gut in

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