Mädchen im Schnee
Knochen.«
»Bleib nicht mehr so lange. Fahr lieber nach Hause, und ruh dich aus. Ich wünsche dir eine gute Nacht.«
Als Christer hörte, wie Petras Schritte sich auf dem Flur entfernten, schaltete er den Computer aus. Dann ging er zur Waffenkammer. Schnell zog er seinen Mitarbeiterausweis durch das Lesegerät und gab den Code ein.
Ich sollte das wirklich nicht tun, dachte er, als er die Tür aufschob und in den Raum schlüpfte.
Er nahm die Videokamera aus der Tasche und wog sie in der Hand.
Wenn das jemand rauskriegt, verliere ich meinen Job.
Dann schaltete er die Kamera ein, suchte das am Abend eingespielte Material und löschte es komplett.
Es dauerte fünf Tage, bis Leonardo wiederkam. Da war die Hotelbroschüre schon völlig zerfleddert.
Als ich sagte, dass wir beide den Job annehmen wollen, erhellte sich seine Miene, er nahm meine Hand und schüttelte sie lange und kräftig.
»Gut«, sagte er. »Mein Freund wird sehr zufrieden sein.«
Ich hatte schon viel über die Reise nachgedacht, wie wir fahren würden, und was sie kosten würde. Weder Ana noch ich besaßen viel Geld, und wir hatten auch keine Pässe.
»Kein Problem«, versicherte Leonardo.
Das Hotel würde sowohl Pass als auch Reise bezahlen, und er selbst würde uns helfen, alles Praktische zu organisieren.
Ana sagte nichts.
16
Petra Wilander war eine halbe Stunde früher als sonst zur Arbeit gekommen, um genügend Zeit für die Vorbereitung einer kleinen Filmpräsentation bei der Morgen besprechung im Konferenzraum zu haben. Jetzt drückte sie verzweifelt sämtliche Knöpfe der Videokamera und versuchte, die Einspielung vom Vorabend zu finden, aber vergeblich.
»Verdammt, das kann doch wohl nicht wahr sein!«
»Was ist denn los? Was kann doch wohl nicht wahr sein?«
Urban Bratt lehnte im Türrahmen.
»Der Film von gestern Abend ist weg. Und wir hatten so tolle Beweise. Jetzt ist alles weg. Alles!«
Urban sah skeptisch aus.
»Bist du sicher, dass du alles richtig gemacht hast, dass alles korrekt eingestellt war?«
Petra sah von der Kamera auf und starrte ihn an.
»Soll das heißen, dass ich nicht mit der Kamera umgehen kann? Habe ich das richtig verstanden? Hast du gedacht, ich habe wie irgend so ein Tourist vergessen, die Klappe von der Linse zu nehmen?«
»Also, so meine ich das doch nicht. Ich habe nur gefragt.«
Wortlos drängte Petra sich an ihrem Kollegen vorbei und steuerte mit bestimmten Schritten auf Christer Berglunds Büro zu.
»Falls du Christer suchst, der ist heute krank«, sagte Urban. »Grippe oder so was.«
Petra erstarrte und floh dann in die nächstgelegene Toilette auf dem Gang.
Ich darf jetzt nicht aufgeben, dachte sie, während sie sich kaltes Wasser über die Hände laufen ließ. Wir haben hier eine Spur, und ich werde dafür sorgen, dass wir auch Beweise beschaffen.
Petra war immer noch verärgert darüber, dass der Film verschwunden war, und sagte in der Morgenbesprechung nicht viel. Alle Energie vom Vorabend war verraucht, und sie fühlte sich nur noch müde. Wenn sie die Augen zugemacht hätte, wäre sie wahrscheinlich auf der Stelle eingeschlafen. Vielleicht wurde sie auch krank – womöglich hatte Christer sie mit angesteckt.
»Und das, was ihr aufgenommen habt, ist also weg«, sagte Sven Munther.
»Genau«, erwiderte Petra beschämt.
Sie hasste es, Fehler zu machen.
»Nun, das ist ja bedauerlich.«
»Gelinde gesagt, ja. Wir haben fünf Männer rein- und rausgehen sehen. Es besteht nicht der geringste Zweifel daran, was in dieser Wohnung geschieht.«
»Aber Beweise in Bildform haben wir nicht.«
»Nein, das ist es ja.«
Petra seufzte.
»Okay, wir können uns ja noch einen Abend auf die Lauer legen, aber das ist im Moment natürlich schwierig, weil Christer krank ist und wir mit allem anderen so hinterher sind«, sagte Munther. »Du und Urban, ihr macht heute mit den Volvos weiter. Das hat jetzt Priorität. Und nimm die Sache mit den Bildern bitte nicht persönlich, Petra. So etwas kann jedem mal passieren.«
Munther warf Petra einen resignierten, aber freundlichen Blick zu, und sie war dankbar dafür. Sie machte sich selbst schon genug Vorwürfe. Wie hatte sie sich nur so dumm anstellen können?
Obwohl sie schlecht geschlafen hatte, war Magdalena so fröhlich wie seit Langem nicht. Und sie wusste sehr wohl, dass Schlaflosigkeit und Freude dieselbe Ursache hatten. Sie tippte Christer Berglunds Durchwahl ein.
Nach mehreren Freizeichen hörte sie eine Stimme:
»Sie haben die Nummer von
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