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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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nicht so gut wie das Happy Meal von McDonald’s gefunden, aber fast.
    Im Fernsehen fuhr ein kleiner Junge Einrad und jonglierte gleichzeitig mit drei Tennisbällen. Als die Zirkusnummer beendet war, wurde die Kamera auf seine Eltern und eine kleine Schwester gerichtet, die am Bühnenrand standen und stolz aussahen.
    »Kannst du mir das auch beibringen?«
    »Wenn du richtig viel übst.«
    Es fiel Magdalena schwer, sich zu konzentrieren, aber Nils blickte wie gebannt auf den Bildschirm. Sie nahm einen Schluck Cola und schielte auf den Laptop, den sie neben sich auf dem Sofa aufgeklappt hatte.
    Eine Viertelstunde zuvor hatte Petter seinen FacebookStatus mit »Petter Björkman freut sich auf morgen« aktualisiert.
    Magdalena drückte auf »gefällt mir«. »Magdalena Hansson gefällt das.«
    Ist das richtig?, fragte sie sich. Ihr war klar, dass sie erst ihre Scheidung verarbeiten musste, ehe sie für etwas Neues bereit wäre. Damit hatte sie noch nicht einmal richtig angefangen. Um die Wahrheit zu sagen, hatte sie eigentlich nur das Chaos hinter sich zurückgelassen und war geflohen, anstatt sich zu sortieren und Ursache und Wirkung in eine irgendwie geartete Ordnung zu bringen.
    Aber es gelang ihr nicht, an den Dreikönigstag vor einem Jahr zu denken, an dem Ludvig ihr so widerlich ruhig und sachlich erklärt hatte, dass er eine andere kennengelernt habe und sich scheiden lassen wolle. Die Weihnachtsverpflichtungen waren abgeleistet, jetzt war es offensichtlich an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen, eine nach der anderen hinzublättern und dann weiterzugehen. Viel leicht hätte sie trotz allem einen Ausbruch, einen Streit, eine richtige Szene vorgezogen. Diese klinische Feststellung gab ihr das Gefühl, sie sei nicht ganz bei Trost gewesen und habe in einer Phantasiewelt gelebt, in der alle nur so taten als ob.
    Warum hatte er teure Weihnachtsgeschenke gekauft, wenn er sie sowieso verlassen wollte? Welchen Sinn hatte diese Armbanduhr? War das nur ein Witz gewesen? Eine Spitze, die sie nicht verstanden hatte? Am Weihnachtsabend hatten sie sogar noch miteinander geschlafen. Gewiss, die Funken hatten nicht gerade gesprüht, aber sie hatten es zumindest getan. Nur zwei Wochen später hatte Ludvig seine Taschen gepackt und ein Taxi gerufen.
    Als er da im Flur gestanden hatte, war ihr das Leben vollkommen unwirklich vorgekommen. Als Kind hatte Magdalena einmal einen kleinen, bunt bemalten Gummiball mit einem großen Messer auseinandergeschnitten und dann das Innere nach außen gewendet. So fühlte sie sich jetzt, in diesem Moment. Als stünde das ganze Dasein kopf und wäre von innen nach außen gestülpt.
    Magdalena spürte, wie ihr die Tränen – diese verdammten Tränen – in die Augen traten und über die Wangen kullerten. Sie blinzelte rasch die Tränen weg, dann nahm sie die größte Schokoladenkugel aus der Schale und schob sie sich ganz in den Mund.
    Sie betrachtete Nils von der Seite und dachte daran, wie harmonisch, offen und redselig er den ganzen Abend über gewesen war. Die Wut vom Wochenende war wieder verflogen. Wenn sie ihm über den Kopf strich, zuckte er nicht mehr, sondern sah sie nur kurz an, ehe er sich wieder dem Fernsehprogramm zuwandte.
    Morgen werde ich einen Spaziergang machen, dachte Magdalena. Es wird schon nicht so schlimm werden.
    Als Petra nach Hause gekommen war, war sie so erschöpft gewesen, dass sie sich auf den Fußboden im Flur hätte legen können. Doch als sie den Zitrusduft wahrnahm und den feucht glänzenden Fußboden sah, die leere und blank gewischte Spüle und sogar einen Strauß Tulpen auf dem Küchentisch, war ihre Erschöpfung wieder verflogen.
    Wir geben uns immerhin noch Mühe, dachte sie. Wir beide. Wir versuchen es. Eigentlich hätte sie putzen und Blumen kaufen sollen. In der letzten Zeit hatte Lasse die ganze Alltagslast getragen, während sie selbst nur gegen acht Uhr abends hereingekommen war und sich aufs Sofa fallen gelassen hatte. Zwar war es im Laden um diese Jahreszeit sehr ruhig, wenn das Weihnachtsgeschäft und der Ausverkauf zwischen den Jahren vorbei waren, doch bestimmt war auch Lasse abends müde. Petra versuchte, die Schuldgefühle abzuschütteln, aber das wollte ihr nicht gelingen.
    »Tschüs, ich gehe.«
    Petra hörte, wie draußen im Flur ein Reißverschluss hochgezogen wurde.
    »Wohin gehst du, Hannes?«
    »Zu Ludde.«
    »Aber wir wollen doch jetzt essen«, sagte Petra und nahm das Tacogratin aus dem Ofen.
    »Er hat mich eingeladen, ich kann

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