Mädchen im Schnee
kann nichts versprechen«, rief Magdalena und nahm Nils die Tomatentüte aus der Hand.
»Die Kinder würden sich freuen.«
Magdalena merkte selbst, wie versteinert ihr Lächeln wurde. So war das. Wie hatte sie das nur vergessen können? Als Reporterin war sie niemals privat unterwegs, und würde es auch nie sein, ganz gleich, ob sie in der Sauna der Schwimmhalle oder auf dem Elternabend in der Schule saß. Es würde immer jemand dabei sein, der sich eine kleine Nachricht über irgendetwas in der Zeitung wünschte.
»Was für ein Scoop«, flüsterte Petter hinter ihrem Rücken.
Magdalena sah ihn rasch an, während sie die restlichen Waren aus dem Wagen nahm.
»Wirklich, haltet sofort die Druckmaschinen an«, murmelte sie zurück.
Als Magdalena bezahlt und Nils die Waren in eine Tüte gepackt hatte und sie auf dem Weg nach draußen waren, konnte sie sich einen kurzen Blick auf Petter nicht verkneifen, ehe sie zum Auto eilten.
Nachdem Magdalena in der Garageneinfahrt geparkt hatte, öffnete sie Nils die Tür, und er kletterte von der Rückbank herunter.
»Darf ich mit Melvin spielen?«
»Kannst du ihn nicht fragen, ob er zu uns kommen will?«, fragte Magdalena und schlug die Autotür zu. »Ich möchte gern, dass du heute zu Hause isst.«
Magdalena sah ihm nach, als er über die Straße lief und nahm die Einkaufstüten aus dem Kofferraum.
»Sieht ganz so aus, als würde er sich wohlfühlen.«
Magdalena drehte sich um und sah Gunvor mit einem Besen auf der Treppe zum Haus stehen.
»Ja, er ist kaum noch zu Hause.«
Gunvor fegte mit schnellen Bewegungen die Treppe. Der leichte Puderschnee flog durch die Streben im Geländer.
»Du siehst auch so aus, als würde es dir gut gehen. Es tut dir gut, dass du wieder nach Hause gezogen bist.«
»Danke, ja, so ist es. Es geht mir zumindest viel besser als an Silvester.« Magdalena stellte die Einkaufstüten ab und machte den Kofferraum zu. »Ich schäme mich richtig für mein Benehmen.«
»Ach was. Du bist uns immer willkommen.«
»Du, ich habe mir etwas überlegt. Könntet ihr zwei nicht einen Hausschlüssel von mir nehmen? Ich wäre wirklich beruhigt, wenn jemand reinkann, falls was passiert.«
Gunvor stellte den Besen neben die Tür.
»Aber natürlich. Das ist doch klar. Wir sind inzwischen meist zu Hause, darauf kannst du dich verlassen.«
Magdalena hatte das letzte Geschirr in die Spülmaschine geräumt, als es an der Haustür klingelte.
Nils und Melvin hatten ihr während des Abendessens völlig unverständliche Bellman-Geschichten erzählt, was sie sehr genossen hatte. Auch wenn sie die Gedanken an das Bordell in der Wohnung nicht völlig hatte ausblenden können, sollte ihr neues Leben genau so aussehen: Sie wollte Zeit mit ihrem Sohn verbringen und gutes Essen kochen. Für Nils da sein.
Die Haustür war, wie inzwischen meistens, nicht ab geschlossen, und plötzlich stand Stefan in der Küche. »Ich bin auf der Suche nach meinem Sohn«, sagte er, »und ich habe so eine Eingebung, dass er hier sein könnte.«
»Wie kommst du denn darauf?«, erwiderte Magdalena und lächelte. »Sie spielen oben in Nils’ Zimmer mit der Autorennbahn. Möchtest du einen Kaffee? Einen Latte vielleicht? Ich wollte mir gerade einen machen.«
Stefan sah aus, als würde er kurz mit sich selbst verhandeln, dann sagte er Ja.
Magdalena holte ein hohes Glas heraus, das sie unter ihre knallrote Espressomaschine stellte, während Stefan sich setzte, die Jacke aufmachte und sich in der Küche umschaute.
»Du hast es schön hier«, sagte er. »Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Diana ankommt und auch eine neue Küche will. Mal wieder.«
»Aber ihr habt doch so eine schicke Küche«, sagte Magdalena und reichte Stefan sein Glas.
»Ja, ich bin auch ganz zufrieden, aber lass uns mal abwarten, ob ich recht habe«, sagte Stefan und sackte ein wenig auf dem Stuhl zusammen.
Wie erschöpft er aussieht, dachte Magdalena.
Aus alter Gewohnheit hatte sie Stefan immer sehr attraktiv gefunden. Er war zwei Klassen über ihr und ein sehr vielversprechendes Hockeytalent gewesen, jemand, von dem sie überhaupt nur zu träumen wagte, wenn sie abends allein im Schuljahrbuch blätterte. Eine kurze Zeit lang hatte Stefan sogar in der Mannschaft von Färjelag gespielt, wohin man ihn schon als Siebzehnjährigen abgeworben hatte. Das war damals in Hagfors eine ganz große Sache gewesen.
Jetzt saß er mit Augenringen an ihrem Küchentisch, und die einst so durchtrainierten Schultern hingen
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