Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Hupe ohrenbetäubend ertönte, war nur ein Gedanke: Lieber Gott, bitte rette mein Baby.
Im Radisson angekommen, durchsuchte Mitch das Motelzimmer, als hielte sich dort ein Ungeheuer versteckt. Dani sah zu. Ihr war kalt. Es wurde schon mal auf Polizisten geschossen, das kam vor. Wenigstens hatte sie Mitch diese Erklärung geliefert und sich zunächst selbst damit beruhigt. Doch jetzt, in dem Wissen, dass die Housleys nur wenige Stunden nach ihrem Besuch erschossen wurden, dass eine Frau namens Sarah Rittenhouse ebenfalls tot war und eine Person ihren Wagen fuhr, die wiederum einen Komplizen in Nord-Virginia hatte, sah die Lage anders aus. Und dann war da noch Monika Wheeler, die irgendwo steckte. Dani fürchtete sich.
Mitch hatte seine Inspektion beendet, trat von hinten an sie heran und legte seine Arme um ihre Taille. Er küsste sie auf die Schläfe. »Alles okay?«, fragte er. Dani lehnte sich an ihn. Ohne dass sie es verhindern konnte, liefen ihr Tränen über die Wangen.
Er drehte sie um und schloss sie in die Arme. »Sch«, sagte er. »Ich bin ja da und halte dich fest.«
Dani vergrub das Gesicht an seiner Brust. Mitch stützte sie, strich ihr über das Haar und ließ sie weinen. Als das Schlimmste vorbei war und sie wieder durchatmen konnte, küsste er sie auf die Stirn.
»Tut mir leid«, sagte sie leise und rang noch immer nach Fassung.
»Mir nicht«, antwortete Mitch. »Ich habe achtzehn Jahre darauf gewartet, dass du dich an mich lehnst. Und es gefällt mir.«
Dani schmiegte sich wieder an seine Brust und schloss die Augen. Mir auch.
44
Nord-Virginia
Freitag, 8. Oktober, 7:38 Uhr
S onnenlicht schien durch die Bäume, und über den Bergen lag der Morgendunst. Deputy Frank Goody stiefelte den Kiesweg entlang und murmelte besorgt vor sich hin. Da drüben, liegt da etwas? Nein, nichts. Puh. Weitergehen.
Frank war Teil eines Suchtrupps, der in einer hundert Meter langen Reihe das Gebiet um die Minen absuchte, da das FBI hier eine weitere Leiche vermutete. Sie hatten kurz vor Sonnenaufgang erneut mit der Suche begonnen und würden zu dieser Jahreszeit ungefähr zwölf Stunden Tageslicht nutzen können. Nur noch zwei Stunden, dann ist Pause, dachte Frank.
Er war nicht faul, sondern einfach nur feige. Jemand, der keine Nerven für die grausigen Seiten des Jobs besaß. Und doch schien er immer das Pech zu haben, zu den schlimmsten Unfällen oder ekelhaftesten Verbrechen gerufen zu werden. Er hatte sich schon mehr als einmal an Tatorten übergeben müssen und sich einen entsprechenden Ruf eingehandelt.
Jetzt schlug er sich durchs Gestrüpp, stapfte durch Pfützen und Schlamm und klammerte sich an die Hoffnung, dass nicht er derjenige sein würde, der das tote Mädchen fand, sollte denn wirklich eines hier irgendwo liegen. Seine Hoffnung schwand, als er sah, dass ein breiter Streifen Gebüsch am Rand eines Grabens unnatürlich umgeknickt war. Sein Puls beschleunigte sich, und er trat näher ran und spähte in den Graben hinunter.
Wieder einmal hatte Frank Pech gehabt.
Mitch rollte sich aus dem Bett und blickte auf den Radiowecker auf dem Nachttisch. Es war Morgen.
Er schob einen Anflug von Bedauern beiseite und weckte Dani. »Wenn das hier vorbei ist«, sagte er und küsste sie auf den Hals, »dann fahren wir irgendwohin, wo es schön ist. Ich werde dich die ganze Nacht lieben, und am nächsten Morgen schlafen wir, solange wir wollen. Und du darfst dir für den Tag aussuchen, wozu du Lust hast.«
»Zum Beispiel deinen Barracuda fahren?«, murmelte Dani mit geschlossenen Augen.
»Jetzt werde mal nicht übermütig.« Er strich mit den Händen über die sanften Rundungen ihres Körpers. »Ich muss los«, sagte er.
»Viel Spaß.«
»Ha, ha.« Er riss ihr die Decke fort. »Du kommst natürlich mit. Solange der Fahrer des Corolla noch irgendwo da draußen unterwegs ist, bleibst du nicht allein.«
Sie fuhren zuerst zum Apartment, damit Mitch seine Kleidung wechseln konnte, und gingen anschließend in die Stiftung, da Mitch noch ein paar Ausstellungsdetails regeln wollte. An diesem Abend war die Vorpremierenveranstaltung, und entsprechend aufgekratzt waren die Mitarbeiter. Dani war überrascht von der Stimmung, und wäre nicht gerade eine entführte Achtzehnjährige in Gefahr gewesen, hätte sie sich vielleicht mitreißen lassen. Während Mitch mit Terence und einem der Kuratoren sprach, ging Dani ein paar Schritte durch die Ausstellung.
Mitchs Fotografien appellierten alle sehr an die
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