Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
ignorierte sie und bewegte sich auf die Staffelei zu, die am weitesten von ihr entfernt stand. Sie nahm das Foto von Nika herunter und ersetzte es durch eine Aufnahme von Dani.
Dani hielt den Atem an. Sie hätte gern die Augen geschlossen, aber ihre Lider wollten ihr nicht gehorchen. Sie starrte auf ihre unmittelbare Zukunft. Auf dem Foto waren ihre linke Gesichtshälfte und die Kopfhaut weggeätzt.
Sie schluckte, konnte nicht mehr klar denken und begann, sich auf dem Stuhl aufzubäumen und hin und her zu rucken, um sich irgendwie aus ihrer Lage zu befreien. Etwas traf sie hart an der Schläfe. Sie hielt keuchend inne und sah Mia mit wildem Blick an. Mia zog mit einem Ruck das Klebeband nach unten. Gierig sog Dani Luft ein.
»Mitch weiß Bescheid«, brachte sie schließlich hervor, während ihre Lungen kräftig arbeiteten. »Und das FBI.«
»Nun, dann sollten wir Mitch wohl lieber mal anrufen«, sagte Mia unverdrossen.
Mitch hatte das Treppenhaus in Windeseile verlassen und Neil dreißig Sekunden später neben dem Wohnhaus getroffen. »Bist du dir sicher, dass sie nicht auf der Feier ist?«, fragte Neil. »Bei so vielen Menschen habt ihr euch vielleicht verpasst.«
»Sie ist nicht da«, erwiderte Mitch bestimmt. »Sonst wäre sie zu mir gekommen, und ich hätte sie gesehen.«
»Okay, okay. Dann lass uns ihren Weg zurückverfolgen. Durch die Keller?«
Mitch zögerte kurz. Ja, Dani hatte bestimmt den Tunnel genommen, um den Reportern aus dem Weg zu gehen.
Sie liefen um die Ecke des Wohnhauses, betraten es durch die Hintertür und gingen in den Keller hinunter. Mitch blieb wie angewurzelt stehen. »Herrje!«
Terence.
Mitch zog ihn hoch und befreite ihn von seinen Fesseln, während Neil ihm das Klebeband vom Mund riss. Terence holte tief Luft und fing sofort an zu reden. »Das waren Brad Harper und diese schöne Frau. Ich weiß nicht, wie sie heißt, aber sie haben Dani mitgenommen.«
»Ging es ihr gut?«, fragte Mitch. Terence nickte zitternd.
»Ja, aber sie haben sie auch so gefesselt wie mich.«
Sie waren gerade im Begriff, den Keller zu verlassen, als Mitch ein Geräusch ans Ohr drang. Seine Augen entdeckten etwas Leuchtendes auf dem Fußboden, nahe der Wand. Danis Handy.
Es klingelte.
Mitch starrte auf das Gerät. Er wusste es, wusste es einfach. Und doch nahm ihm der Klang von Mias Stimme regelrecht die Luft.
»Ich habe deine kleine Schlampe bei mir«, sagte sie. »Wenn du die Polizei rufst, bringe ich sie um. Ein einziger Polizeiwagen in unserer Straße genügt, und sie ist tot. Hast du verstanden?«
Unsere Straße. Sie war drüben am Lake Sedalia. Er war nie bei den Ketterings zu Hause gewesen, aber er kannte die Gegend sehr gut aus seiner Kindheit.
»Habe verstanden«, entgegnete Mitch. »Was hast du mit ihr vor? Sie ist doch weder Mutter noch Hure.«
»Nein, aber sie wird mir bei meinem Geschenk helfen. Und sie ist mir in Bezug auf dich nützlich. Ich will die Fotos. Alle.«
Mitch wischte sich über die Stirn. Die verdammten Fotos. Herrgott noch mal, das hatte er nicht gewollt. »Ich habe keine Fotos von dir, nur von Brad. Du bist nicht darauf zu sehen.«
»Ich glaube dir nicht. Bring sie mir alle. Sobald ich sie habe, kriegst du deine kleine Schlampe zurück. Ich kann aber nicht garantieren, in welchem Zustand sie sich befindet.«
»Woher soll ich wissen, welche Fotos es genau sind?«
»Ich will sie einfach alle, jeden Abzug, jedes Negativ und jede Speicherkarte.«
»Okay.« Mitch schloss die Augen. Stell ihre Forderungen nicht in Frage. Und versuch nicht, sie zu verstehen. Tu einfach, was sie sagt, um Dani zurückzubekommen. »Wo? Und wann?«
»Sedalia Park. In dreißig Minuten. Du erinnerst dich doch noch, wo der liegt, oder?«, witzelte sie und beantwortete dann ihre eigene Frage. »Natürlich, wie dumm von mir. Du bist ja praktisch hier aufgewachsen.«
»Lass mich mit Dani sprechen.«
»Wie romantisch«, sagte Mia. Dann aus weiterer Entfernung: »Mitch will mit dir sprechen, Schlampe.« Er hörte ein Rascheln, was ihn unweigerlich an das letzte Telefonat mit Russell erinnerte, als das Unglaubliche geschah und Mitch nicht eingreifen konnte. »Rede mit ihm.«
»Mitch, komm nicht …«
Ihm blieb das Herz stehen.
»Hol die Polizei. Ruf Flin… argh. «
»Dani. Dani! «
Mia kam wieder an den Apparat. »Sie ist tapfer, aber dämlich. Und jetzt blutet sie auch noch, o weh, das sieht schlimm aus.«
»Ich will noch einmal mit ihr sprechen. Was hast du mit ihr gemacht?«
»Aber
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