Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Parkplatz beim Jahrmarkt«, antwortete Dani, »es ist bestimmt noch bei der Besitzverwahrung. Aber wir haben eine Liste mit allen Gegenständen, die darin lagen. Aber eine Kamera? Fehlanzeige.«
»Ich kann Mom anrufen und sie fragen, ob sie bei ihr ist«, bot Janet an.
»Tun Sie das«, erwiderte Mitch und wandte sich an Dani, als Janet den Raum verlassen hatte. »Ist Rosies Handtasche am Tatort gefunden worden?«
»Ja. Die Kamera war nicht darin. Aber –«
»Was?«
»Ich erinnere mich an etwas, was ich sah, als ich ihre Leiche betrachtet habe. Ihre rechte Hand. Ihr ganzer Körper war verkrampft bis auf ihre geöffnete Hand.«
Als hätte etwas darin gelegen.
»Puh«, erwiderte Mitch und stellte sich vor, wie jemand einer Toten die Kamera aus der Hand nahm. Und ihr ein dickes Haarbüschel abschnitt. Was war das bloß für ein perverser Freak?
Janet kam wieder herein. »Mom weiß nichts von einer Kamera.«
»Okay«, sagte Dani. »Hatte Rosie einen Computer?«
»Einen alten. Er steht dort in der Schlafnische. Ich kenne mich allerdings nicht besonders gut mit Computern aus.«
»Aber ich«, sagte Dani.
Janet ließ Dani freie Hand mit Rosies Rechner und all ihren Habseligkeiten. Sie war offenbar nicht beunruhigt darüber, was Dani finden könnte. Das kurzzeitig erwogene Motiv von Rivalität und Eifersucht zwischen den Schwestern verlor dadurch an Stichhaltigkeit.
Dani durchsuchte die Ordner auf Rosies PC rund zehn Minuten lang, bis sie auf die Fotos stieß. Ein eiskalter Schauer überlief sie.
Kleine Jungen.
»Großer Gott«, sagte sie. Da war ein Junge, der auf dem Spielplatz eines Kindergartens von einem Klettergerüst hing. Ein weiteres Foto zeigte einen Jungen mit seiner Mutter in einer Einkaufspassage, wo er versuchte, seinen Buggy voller Einkaufstüten selbst zu schieben. Dann noch ein Foto von einem Jungen mit seinem Hund und seiner großen Schwester beim Picknick im Park.
»O Gott«, sagte Janet und schlug die Hand vor den Mund. »Das ist ja, als hätte sie … ihnen aufgelauert.«
Dani kam eine Idee. »Ihr Handy«, sagte sie. »Ich habe zwar ihre Anrufliste überprüft, aber nicht die Fotos. Ich frage mich, ob sie noch weitere Fotos auf ihrem Handy hatte.«
»Allerdings«, erwiderte Janet, deren Stimme verriet, wie geschockt sie war. Soweit Dani es beurteilen konnte, spielte sie ihnen nichts vor. »Zumindest eines. Sie hat es mir auf mein Handy geschickt.«
»Was war darauf zu sehen?«, wollte Mitch wissen.
»Ein kleiner Junge. Wie diese hier. Ich habe es noch.« Sie drückte ein paar Tasten auf ihrem Handy. »Hier.«
Janet reichte Dani das Mobiltelefon. Das Foto zeigte einen dunkelhaarigen Jungen, der von seiner Mutter an der Hand gehalten wurde. Dani gab Mitch das Handy.
Je länger Janet die Fotos auf dem Computermonitor betrachtete, desto mehr rang sie um Fassung. »Mein Gott, sie hat irgendwelchen Kindern aufgelauert!«
»Ganz so war es nicht«, warf Dani ein und erinnerte sich an das, was Keller ihr gesagt hatte. Rosie hatte ihre Suche eingrenzen können. Dank Russ Sanders? »Das Ganze war eine kontrollierte Aktion. Diese Fotos sind keine Schnappschüsse von irgendwelchen Zweijährigen. Sie hat die Kinder ausgewählt und dann Fotos von ihnen gemacht.«
»Warum?«, wollte Janet wissen.
»Das weiß ich nicht. Sie sind alle im Alter ihres Sohnes. Es sind alle weiße Jungen.« Und damit waren die Gemeinsamkeiten auch schon genannt. Ansonsten gab es keine ersichtlichen Verbindungen zwischen den Kindern.
»Sie leben alle in wohlhabenden Familien«, ergänzte Mitch.
»Was?« Dani betrachtete die Bilder erneut, beginnend mit dem Jungen auf dem Spielplatz.
»Das ist die Parker-Vorschule«, sagte Mitch. »Ich war seit Jahren nicht mehr dort, aber ich erkenne die Umgebung.«
Die Parker-Vorschule zählte zu den Elite-Schulen, bei der reiche Eltern ihre Kinder Jahre im Voraus anmeldeten.
»Und die hier« – Mitch deutete auf dem Foto von dem Kind in der Einkaufspassage auf die Handtasche der Mutter – »sieht auch nicht gerade billig aus.«
»Gucci«, stellte Dani fest. Sie sah sich das Picknick-Foto genauer an und achtete auf Zeichen von Wohlstand. Sie wies auf den Pudel. »Das ist ein professioneller Hundehaarschnitt für Bello. So etwas bekommt man nicht, wenn man seinen Hund zu PetSmart bringt.« Sie warf Mitch einen anerkennenden Blick zu. »Gut kombiniert, Sherlock.«
Mitch zuckte mit den Schultern. »Du findest solche Sachen nicht auf meinen Bildern. Für mich stachen die
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