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Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Titel: Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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schützen.« Das Target-Zentrum für Teenager. Keller hatte es gemeinsam mit Kollegen gegründet. Sie machten ihren Job gut und hatten schon häufiger mit minderjährigen Mädchen zu tun gehabt, die schwanger waren.
    »Wer durfte das Kind haben?«, hakte Dani nach.
    »Das weiß ich nicht. Und das ist wirklich wahr. Rosie wusste es auch nicht.«
    »Hat sie jemals einen gewissen Russell Sanders von der Fotokunst-Stiftung an der Franklin Avenue kennengelernt?«
    »Ich weiß, wer er ist. Vielmehr war. Aber sie hat ihn nie erwähnt.«
    »Also haben die beiden nicht zusammengearbeitet?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Und sie hatten auch kein Verhältnis miteinander?«
    »Ein Verhältnis?«, fragte Keller. »Russell Sanders war sechzig Jahre alt.«
    »Und Rosie McNamara war eine Prostituierte.«
    Keller sah sie an. »Glaubst du, das Baby ist von Sanders?«
    Dani zuckte mit den Schultern.
    Keller rieb sich die Augen. »Rosie sagte mir, dass der Kindsvater ein Freier gewesen sei, aber sie wusste nicht, wer in Frage kam. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Russell Sanders einer von ihnen war.«
    »Kanntest du ihn?«
    »Ein wenig. Er war ein guter Kerl.«
    Dani konnte es nicht mehr hören. Immer gehst du gleich vom Schlimmsten aus … »Na gut. Aber Rosie hat versucht, ihr Kind wiederzufinden. Das kannst du sicher bestätigen.«
    »Ja.« Keller holte tief Luft. Und jetzt kommen wir zu dem, was sie mir nicht erzählen möchte, dachte Dani. »Sie hatte einige Babysachen besessen … einen Schnuller, ein Strickmützchen.«
    Dani setzte sich auf. Rosies Schwester hatte ihr das Gleiche erzählt. »Aber warum Baby -Sachen? Ihr Sohn müsste doch mittlerweile zwei Jahre alt sein.«
    »Genau darum geht es.«
    »Worum? Dass sie sich verrückt benommen hat?«
    »›Verrückt‹ ist ein Wort, das ich nicht gern benutze, Dani. Aber sie besaß diese Babysachen und hatte lauter Fotos von kleinen Jungen dieses Alters in ihrer Kamera.«
    »Mein Gott, lauerte sie etwa Kleinkindern auf?«
    »Nicht irgendwelchen Kleinkindern. Sie hatte Hinweise bekommen. Dadurch hat sie die Suche irgendwie eingrenzen können. Ich weiß auch nicht, wie. Aber in den letzten Wochen hatte sie Fotos von vielleicht drei oder vier Jungen, die in Frage kamen, in ihrer Kamera gespeichert.«
    Kamera. Dani erinnerte sich, dass sie Rosies Handy gefunden hatten, aber keine Kamera. Ob sie vielleicht in ihrer Wohnung lag?
    Das würde sie als Nächstes feststellen. Sie stand auf, doch dann fiel ihr noch etwas ein.
    »Hat Rosie jemals mit dir über ihre Kindheit gesprochen?«
    »Ich bin Seelenklempnerin, Dani. Du dürftest so ziemlich die Einzige sein, mit der ich noch nicht über das Thema ›deine Kindheit‹ gesprochen habe.«
    »Ihre Haut wies Operationsnarben auf.«
    »Ja«, antwortete Keller. »Ich wusste das. Rosie war von den McNamaras adoptiert worden. Im Alter von knapp zwei Jahren hatte sie schwere Verbrennungen erlitten und war der überforderten Mutter fortgenommen worden.«
    »Und ihre Narben …«
    »Ihre körperlichen Narben waren so gut wie abgeheilt. Einmal hat sie sie mir gezeigt, aber ich konnte kaum noch etwas erkennen. Seelische Narben sind hingegen schwieriger zu heilen. Sie empfand ihrer Adoptivfamilie gegenüber große Schuldgefühle. Weshalb sie erwog, ihre leibliche Mutter zu treffen.«
    »Die Frau, die sie verbrannt hatte?«
    »Das ist nichts Ungewöhnliches. Die Bindung zwischen einem Elternteil und seinem Kind lässt sich nur sehr schwer lösen, selbst wenn sie negativ beeinflusst ist.« Keller legte den Kopf schief. »Das muss ich dir sicher nicht erklären.«
    Dani legte die Stirn in Falten. »Netter Versuch, Frau Doktor«, antwortete sie, aber darauf würde sie nicht hereinfallen. »Und weshalb die Schuldgefühle?«
    »Wegen ihres Verhaltens. Rosies Eltern sind strenge Katholiken. Dass sie sich prostituierte, war also die ultimative Sünde. Besonders gegenüber ihrer Schwester.«
    »Janet?«
    »Das war so ein Geschwisterding – es ging um kleine Rivalitäten und Eifersucht. Rosies Operationen hatten die Familie finanziell sehr belastet. Janet hat sogar das College abgebrochen, weil ihre Eltern es sich nicht mehr leisten konnten.«
    Für Dani zeichnete sich ein Motiv ab. Eine Mutter, die sich schämte. Eine Schwester, die Rache üben wollte. Sie fragte Keller, was sie davon hielt.
    »Rosies Familienangehörige leben noch, ich werde also nicht über sie sprechen«, antwortete sie, spielte den Gedanken jedoch durch. »Ziemlich

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