Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Details einfach heraus. Janet, würden Sie mir bitte noch mal das Foto auf dem Handy zeigen?«
Er betrachtete das Bild. »Diese Ringe«, sagte er und hielt das Handy so, dass Dani und Janet es beide sehen konnten. »Die Frau trägt eine halbe Saphirmine an den Fingern.«
Janet war vollkommen verblüfft. »Was hatte Rosie vor?«
»Ich weiß es auch nicht«, sagte Dani. »Aber eines ist sicher: Diese Leute haben Russell Sanders’ Kragenweite. Und es ist eher unwahrscheinlich, dass Rosie sie aus ihren Tagen als Hure in Reading kannte. Oder aus der letzten Zeit, in der sie hier gelebt und bei Big Lots gearbeitet hat.«
»Sind auf den Bildern irgendwelche blondgefärbten Frauen zu sehen?«, wollte Mitch wissen.
Das war nicht der Fall. Zumindest keine Frau mit platinblonden Locken.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass ich, falls Rosie Bekanntschaft mit diesen Leuten pflegte, nichts davon mitbekommen habe«, sagte Janet und deutete auf das Handy in Mitchs Hand. »Und weshalb ist dieser Junge auf keinem der Fotos auf ihrem Rechner? Warum ist er der Einzige, dessen Bild sie im Handy hatte?«
»Vielleicht hatte sie ihre Kamera gerade nicht griffbereit, als sie ihn fotografierte«, mutmaßte Dani. »Oder sie hatte seine Bilder einfach noch nicht von der Kamera auf den Rechner gezogen. Das Bild ist von Sonntag. Die eigentliche Frage ist doch, wer wusste von diesen Fotos? Und waren sie vielleicht für jemanden eine Bedrohung?«
»Russell?«, murmelte Mitch, doch er schien sich die Frage selbst zu stellen.
Dani sah Janet an. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich mir die anderen Dateien ansehe? Ich weiß, dass sie privat sind, aber –«
»Jemand hat meine Schwester erstochen, ihr Gesicht aufgeschlitzt und ihr die Haare abgeschnitten«, antwortete Janet mit bebender Stimme. »Du kannst alles tun, was du für nötig hältst. Hauptsache, du findest diesen Verrückten, der ihr das angetan hat.«
Brad öffnete den Safe in seinem Schlafzimmer und durchwühlte die Akten. Er musste sie finden. Nika Love. Sie war nicht im Obdachlosenheim, von dem Housley ihm berichtet hatte. Und sie hatte sich auch nicht in der Klinik gemeldet. Housley sagte, er habe seit gestern nichts mehr von ihr gehört, obwohl sich der Muttermund schon etwas geöffnet hatte und sie sich ab jetzt jeden Tag bei ihm melden sollte. Sie ging nicht an das Handy, das Brad ihr besorgt hatte, und erwiderte seine Nachrichten nicht.
Brad beschloss, die Akten der biologischen Mütter durchzugehen. Vielleicht fand er darin Angaben über eine Freundin oder Verwandte oder eine andere Adresse. Er konnte sich an keine Einzelheiten erinnern, da er nur selten einen Blick in die Unterlagen warf. Wenn Housley ein schwangeres Mädchen fand, das sich als Kandidatin eignete, holte Brad nur die wichtigsten Informationen über sie ein, um für ihr Baby die passenden Adoptiveltern zu suchen. Medizinische Daten, Geburtsurkunden, Kontoauszüge … Und ein paar weitere Informationen, falls es notwendig war, sie zu erpressen, damit sie die Klappe hielten. Danach verwahrte er alle Akten in seinem Safe. Bis jetzt war es nie nötig gewesen, die Akten wieder zur Hand zu nehmen.
Er zog den schmalen Stapel hervor. Es waren die Unterlagen von zehn oder zwölf Paaren, deren Bewerbung bei OCIN sie als geeignete Kandidaten für eine Adoption jenseits der üblichen Prozedur auswies, und ein paar Notizen von Housley über die sechs Mütter, deren Kinder sie bislang vermittelt hatten. Brad fand Nika Loves Akte und sichtete kurz die Papiere.
Wo war die Seite mit ihren biografischen Angaben? Manchmal zögerten die Mädchen, derartig persönliche Informationen preiszugeben. Wahrscheinlich logen die meisten. Dennoch wurden diese Angaben den Adoptiveltern mitgeteilt. Wenigstens all das, was für das Wissen über das Baby relevant war.
Doch bei Nika fehlte diese Seite.
Brad beschlich ein ungutes Gefühl. Er suchte eine weitere Akte heraus – die von Heather Whyte. Auf der Straße hatte man sie Silk genannt. Sie war das erste der sechs Mädchen gewesen, mit denen Housley und er zusammengearbeitet hatten. Brad erinnerte sich, wie nervös er beim ersten Mal gewesen war … Wie er die OCIN-Akten nach potenziellen Paaren durchsucht und dann vorsichtig geprüft hatte, ob sie auf seinen Vorschlag eingehen würden. Dann das Warten auf die Geburt, der Tausch des Babys gegen Geld und schließlich die Übergabe der gefälschten Adoptionsdokumente. Seither hatten sich die Dinge natürlich
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