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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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Lily. Dennoch wurde sie zornig. Es tat weh, die Wahrheit in so lapidarem, komplett selbstsicherem Tonfall vor Augen geführt zu bekommen.
    Er sprach weiter. »Das haben diese Leute gesagt, nicht ich. Nur damit das klar ist. Man hat Sie ausgewählt, damit sich die Ermittlungen in die Länge ziehen. Offenbar ist das Vertrauen mancher Entscheidungsträger in Ihre Fähigkeiten nicht allzu groß.«
    Erneut hatte der Mann unbeteiligt geklungen, als ginge es um bloße Feststellungen. Doch Lily trafen die Worte ins Herz.
    »Wer sind diese Leute, von denen Sie sprechen?«, fragte sie.
    »Das ist im Moment nicht so wichtig. Ich werde es Ihnen zum richtigen Zeitpunkt mitteilen. Doch zuerst müssen Sie diese Leute beschämen. Indem Sie die Mörder fangen.«
    »Und dabei wollen Sie mir helfen? Warum?«
    »Spielt an sich keine Rolle. In Ihrer Situation werden Sie froh über jeden hilfreichen Hinweis sein. Aber wenn Sie eine ungefähre Antwort haben wollen … Ich weiß halt vieles. Darunter Dinge, die ich überhaupt nicht wissen möchte. Ich selbst kann nichts damit anfangen. Sie hingegen schon, Frau Doktor.«
    Langsam reichte es Lily. Sie hatte genug von der selbstherrlichen Attitüde dieses Mannes. Da gerierte sich jemand als graue Eminenz hinter den Kulissen der österreichischen Politik. Und tat dies in einem öffentlichen Park, wo Tauben umherflogen und auf das Denkmal der ermordeten Kaiserin Elisabeth schissen.
    Der Gedanke beschlich sie, dass auch der Mann der Ansicht verfallen war, sich in einem Spionagethriller zu befinden. Und sich deshalb möglichst mysteriös gab, ständig im Ungefähren verblieb, alles Konkrete mied. Dass er eine Phantasie realisierte und dafür Lilys Zeit missbrauchte. Kurz, dass er ein Spinner mit dem Talent zur Doppeldeutigkeit war.
    Lily sah ihn mit wütender Entschlossenheit an. »Das ist keine Antwort auf meine Frage nach dem Motiv für Ihr Handeln.«
    »Doch, Frau Doktor. Politische Intrigen sind eine Sache. Mord ist eine andere. Wenn junge Frauen abgeschlachtet werden, will ich damit nichts zu tun haben. Wer zu viel weiß, der kann damit irgendwann einmal nichts mehr anfangen. Sonst würden ganze Lügengebäude einstürzen, weil alles miteinander vernetzt ist. Man erstickt an diesem Wissen und wird handlungsunfähig. So enden Politiker. Dazu habe ich keine Lust.«
    »Sagen Sie mir endlich, was Sie wollen und was Sie wissen.«
    »Als Erstes müssen Sie begreifen, dass Ihre Position eine politische ist. Aber lassen Sie sich davon nicht einschüchtern. Gehen Sie Ihren Weg. Finden Sie die Mörder. Kümmern Sie sich nicht um Hindernisse, die man Ihnen in den Weg legt.«
    »Was für Hindernisse?«
    »Bohrende Nachfragen Ihrer Vorgesetzten zum Beispiel«, sagte der Mann. »Oder aufgeregte Medienberichte. Wenn man Sie lobt, ignorieren Sie es. Man will Sie nur in falscher Sicherheit wiegen. Zuerst kommt die Schmeichelei, danach der Dolch. Wie bei den römischen Cäsaren.«
    »Und weiter?«
    »Akzeptieren Sie die Tatsache, dass es mehr als einen Mörder gibt. Solange Sie daran zweifeln, verschwenden Sie kostbare Zeit.«
    »Wer sollen diese Mörder sein, von denen Sie sprechen?«
    »Ich selbst bin kein Mörder. Aber ich kenne Spuren, die auf jemanden hindeuten. Nicht auf alle Täter. Aber auf einen.«
    »Wie kann ich den finden?«
    »Finden Sie das Foto.«
    Lily erstarrte. Der Tonfall dieses Mannes, seine Augen, die Mimik, das Gesicht. Alles verriet mit einem Mal größten Ernst. Die Spielerei war vorüber.
    »Was für ein Foto?«, fragte Lily leise.
    »Ein Foto, auf dem drei Mädchen abgebildet sind.«
    Lily nickte gehorsam, als wäre ihr ein glasklarer Hinweis zugespielt worden. Etwas sagte ihr, diesen Moment nicht zu verderben. »Wie gelange ich an das Foto?«
    »Indem Sie die Akten suchen, die verschwunden sind.«
    »Welche Akten? Wo soll ich danach suchen?«
    Der Mann versuchte zu lächeln. Doch sein Gesicht verkam zur Fratze. »Sie wissen doch jetzt, dass ich mich in der Politik bewege. Überlegen Sie, welche politische Affäre in den letzten Monaten diese Stadt erschüttert hat. Wenn Sie die Antwort haben, müsste alles klar sein.«
    Lily stutzte kurz. »Mir fällt im Moment nur der Pratorama -Skandal ein.«
    »Ihre Auffassungsgabe ist bemerkenswert.«
    »Da sind Akten verschwunden?«
    »Finden Sie es heraus. Mehr kann ich Ihnen momentan nicht sagen. Sonst bin ich selbst geliefert. Aus reinem Selbstschutz wäre ich sogar gezwungen, Ihnen zu schaden.«
    »Haben Sie mit meinem Kollegen Seiler

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