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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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schnaufend. »Ein Wahnsinn!«
    Die Zahlen der jüngsten Meinungsumfrage des GESMA-Instituts sprachen für sich.
    »So weit unten waren wir lange nicht, Michael. Innerhalb eines Jahres haben wir elf Prozent eingebüßt. In den letzten vier Wochen allein fünf Prozent. Drei Prozent, stell dir das vor, drei Prozent trennen uns noch von der Opposition!«
    Schegula versuchte den Bürgermeister zu beruhigen. »Es sind ja noch ein paar Monate bis zur Wahl. Da kann sich noch einiges ändern.«
    »Ja, natürlich. Nämlich zum Schlechteren. Die Oppositionstrottel grinsen mich jetzt schon blöd an, wenn Sie mich sehen.«
    »Ich finde nicht, dass du so pessimistisch sein solltest, Berti.«
    »Michael, schau dir an, was die Zeitungen schreiben.«
    »Nicht Clip24 .«
    »Aber alle anderen hetzen uns wie blöde Hunde. Angeblich haben wir abgewirtschaftet, Wien ist ein Selbstbedienungsladen für abgehobene Kommunalpolitiker, dazu natürlich Pratorama , und die Diskussion um die Sicherheit, plus die Frauenmorde. Mir reicht es.«
    »Ich glaube fest, dass wir das Ruder herumreißen werden. Im Wahlkampf sind wir die Besten.«
    Stotz ließ sich in seinen Bürostuhl fallen und atmete schwer. Er war erschöpft und ausgelaugt.
    »Jetzt müssen wir Nägel mit Köpfen machen, Michael.«
    »Und woran denkst du?«
    »Totale Strategieänderung. Marina habe ich auf ihrem Posten belassen. Aus jetziger Sicht ein Fehler. Also werde ich sie als Vizebürgermeisterin einzementieren. Und wir bestellen eine neue Spitze.«
    Mit den aus Panikattacken geborenen Eingebungen des Bürgermeisters war Schegula vertraut.
    »Wie genau soll ich das verstehen?«, fragte er vorsichtig.
    »Du wirst nächste Woche Bürgermeister. Und ich bleibe Parteichef. So machen wir das.«
    Schegula setzte sich kerzengerade auf und starrte Stotz an. Damit schien er nicht gerechnet zu haben.
    »Berti, das ist … sehr überraschend und … eine große Ehre …«
    »Na, so soll es ja auch sein. Nämlich eine Überraschung. Das gefällt den Leuten, das weiß ich aus Erfahrung. Und die Schreiberlinge, die immer dieselben Leitartikel auskotzen, werden blöd aus der Wäsche schauen.«
    »Nur hast du mich gar nicht gefragt, ob ich überhaupt noch Bürgermeister werden möchte …«, sagte Schegula kokett.
    »Davon gehe ich aus. Oder hast du plötzlich keine Lust mehr, Michael?«
    »Na selbstverständlich.«
    »Aber das genügt nicht. Pratorama müssen wir endgültig abdrehen.«
    »Das wird schwer sein, Berti.«
    »Aber machbar. Lenz will nach oben. Ohne Protektion schafft er das nicht. Also wird er Seiler ablösen müssen. Der eitle Gockel hat schon viel zu lange in die Fernsehkameras gegrinst.«
    »Was bringt uns das?«
    »Kostbare Zeit, Michael. Ein Nachfolger muss sich zuerst mit der Materie vertraut machen. Außerdem lenkt das die Menschen ab. Statt auf Pratorama werden sie sich auf die Ereignisse in der Staatsanwaltschaft konzentrieren. Sie werden sich fragen, ob Seiler wirklich so kompetent ist. Ablenkung ist eine der schönsten Methoden der Politik. Und danach ist Frau Doktor Horn dran.«
    »Deine Wunschkandidatin für die Mordfälle, Berti.«
    »Ja, Michael, reite bitte nicht darauf herum … Ich habe sie falsch eingeschätzt. Ich habe glaubt, dass sie langsam und gemütlich scheitert. Stattdessen gibt sie sofort eine Pressekonferenz und macht sich wichtig. Obwohl sie einen Mörder gefangen hat, der sich als stinknormaler Spanner entpuppt hat.«
    »Du hättest Marina wirklich abgesetzt, wenn du …?«
    »War alles vorbereitet. Das kannst du erledigen, sobald du Bürgermeister bist. Das ist das Schöne an der Sache. Ein Neuer im Amt hat das Recht, eine eigene Mannschaft zusammenzustellen. Das kann ihm auch der Koalitionspartner nicht verwehren.«
    Stotz lächelte und erhob sich. Er schüttelte Schegula kräftig die Hand. »Michael, wir haben Großes vor. Diese Stadt gehört uns. Und niemand wird uns aufhalten.«
    Als Schegula gegangen war, nahm Stotz das Handy aus der Schreibtischlade. In letzter Zeit war er unvorsichtiger geworden. Das Prinzip, elektronische Kommunikationsmittel aus diesem Raum zu verbannen, hatte er zunehmend ignoriert. Was sich wieder ändern musste, so viel war ihm klar. Seinen Gegnern unterstellte er alle Methoden, die er selbst anwandte.
    Der Mann hob sofort ab. »Der Kontakt ist zustande gekommen.«
    »Wird sie darauf einsteigen?«, fragte Stotz nervös.
    »Sie hat angebissen.«
    »Hast du das wirklich gespürt?«
    »Ja, habe ich. Sie wird für meine

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