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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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bearbeitet. Ohne Rücksicht auf Interventionsversuche durch prominente Lokalbesitzer oder sonstige Querulanten. Von mir haben Sie volle Rückendeckung bei Ihrer Arbeit. Wenn jemand kommt und Sie behindert, melden Sie es mir bitte auf der Stelle. Ich werde dagegen vorgehen. Und bei Beschwerden verweisen Sie auf mich. Ich werde das aushalten. Weil es hier um Gerechtigkeit geht. Ich will diesen Weg zu Ende gehen. Egal, wer am Ende als Mörder enttarnt wird. Wir werden ihn finden, koste es, was es wolle.«
    Belonoz hatte die Staatsanwältin scharf beobachtet. Groß waren seine Augen geworden, ihr eisiges Blau schien geradezu in den Raum zu strahlen.
    Es wurde vereinbart, das Treffen am nächsten Tag zur selben Zeit fortzusetzen. Belonoz ging mit Lily hinaus, um sie nach unten zu begleiten.
    »Sie haben gut gesprochen«, sagte er kühl.
    »Danke. Und auch für das, was Sie als kleine Intuition bezeichnet haben.«
    »Genießen Sie es. Dazu neige ich nur selten.«
    »Ich weiß.«
    »Irgendwann haben wir daran gedacht, einen Kriminalpsychologen einzuschalten.«
    »Gut, dass Sie mich daran erinnern …«
    »Ich habe einen Vorschlag.«
    Beide waren hungrig. Sie gingen ins selbe Wirtshaus wie schon vom Abend zuvor, nahmen im Gastgarten Platz und bestellten als Erstes anständig gekühlten Grünen Veltliner. Es dauerte, bis das Gespräch in Gang kam.
    Und das Wichtigste musste gar nicht mehr gesagt werden. Sie wussten, was geschehen war. Etwas, auf das zu hoffen sie nicht gewagt hatten. Die Lektüre der Briefe hatte ihnen den Umschwung und die nötige Energie beschert. Sie hatten zum ersten Mal Witterung aufgenommen. Sie waren dem Mörder auf der Spur.
    *
    Ein in grelle Signalfarben gezwängter Fahrradbote meldete sich beim Portier des Grauen Hauses in der Wickenburggasse. »Das soll ich hier abgeben. Für eine Frau Doktor Lily Horn von der Staatsanwaltschaft.«
    Der Portier löste sich widerwillig vom Fernsehgerät, schleuste das schlanke Päckchen durch einen Metalldetektor und legte es in ein Fach.
    »Wieder keine Briefbombe«, sagte er.
    »Sonst wäre ich noch schneller geradelt«, erwiderte der Kurier lachend.
    »Gibt es einen Absender?«
    »Es soll anonym sein. Quittieren Sie mir bitte den Empfang?«
    »Na sicher.«
    Solche Sendungen war der Portier gewohnt. Jeder konnte der Wiener Staatsanwaltschaft Material zukommen lassen, ohne seinen Namen zu hinterlassen. Nicht die Form zählte, sondern der Inhalt.
    Was Nachforschungen nicht ausschloss. Um irgendwann doch herauszufinden, wer dahintersteckte.
    *
    »Warum ausgerechnet morgen?«, fragte Belonoz und blickte beim Gehen zu Boden.
    Lily und er schlenderten zum Taxistandplatz Ecke Berggasse/Porzellangasse.
    »Es ist höchste Zeit für eine Pressekonferenz«, sagte Lily. »Wir müssen öffentlich auftreten und unsere Sicht präsentieren. Bevor die Gerüchte uns völlig sabotieren. Andererseits steht immer noch nicht fest, ob wir einen Mörder identifiziert haben oder … Zwischen den beiden letzten Morden sind nur zwei Tage vergangen.«
    »Sie befürchten, dass in der kommenden Nacht etwas passiert?«
    »Ich befürchte nichts. Und ich hoffe nichts. Was immer bis morgen geschieht oder nicht, eine Pressekonferenz ist unausweichlich. Ich möchte …«
    Lily ließ den Satz unvollendet.
    Belonoz gab sich damit nicht zufrieden. » Was möchten Sie?«
    »Jemanden aus der Reserve locken.«
    »Wen?«
    »Ich weiß noch gar nicht, ob dieser Jemand überhaupt existiert … Wie viele Pressekonferenzen haben bisher stattgefunden?«
    »Zu unserem Fall?«
    »Ja.«
    »Keine.«
    Lily sah den Major ungläubig an. »Wie ist das möglich?«
    »Niemand hat das vorgeschlagen. Ich vermute, es war politisch nicht genehm, zu viel Lärm um die Sache zu machen.«
    »Ich verstehe. Übrigens, glauben Sie, dass Promegger wirklich die richtige Wahl ist?«
    »Ich habe bis jetzt nur darauf gewartet, dass mir das Bundeskriminalamt einen Kriminalpsychologen auf die Nase drückt. Besser, wir bauen vor und holen uns einen, der uns passt. Ich kenne Promegger schon lange. Er ist ein guter Mann. Kompetent und zuverlässig.«
    »Wann vertrauen Sie anderen Menschen, Herr Major?«
    »Wenn es sich nicht vermeiden lässt.«
    Belonoz und Lily waren beim Taxistand angelangt. Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen zu einer kurzen Besprechung vor der Pressekonferenz um elf Uhr. Belonoz stieg in einen Wagen und schlug die Tür zu.
    Lily griff in ihre Handtasche. Auf dem Weg nach Hause wollte sie ihre Nachrichten

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