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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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nickte. Sie gingen vor der Tür in Position. Ciros Hän­de zitterten leicht, und die Spitze der Glock klopfte gegen seine Brust. Ganz gleich, wie viel Training man hinter sich hatte, auf den Ernstfall war man nie vorbereitet. Sie hätten auf Verstärkung warten sollen, das wäre besser gewesen. Mit einer schnellen Hand­bewegung drehte er den Knauf, und gemeinsam stürmten sie ein leeres Kabuff, das auf einen weiteren Flur führte. Auf einem Tisch stand ein halbvoller Kaffeebecher neben einem aufgeschlagenen Hustler-Heft. Ciro berührte den Becher. Er war warm. Wieder hörten sie das Schreien, diesmal lauter - nein, näher. Es klang im­mer noch gedämpft, doch sie waren eindeutig näher dran.
    Sie betraten den nächsten Flur, rechts und links von geschlos­senen Türen gesäumt. Büros wahrscheinlich. Ciro zählte auf je­der Seite vier, insgesamt acht Türen. Unter dreien war Licht zu sehen.
    Welche? Welche Tür sollten sie aussuchen? Falls LaManna nicht allein war und es mehr als einen Gegner gab, mit mehr als einem Opfer, würde das Aufbrechen einer Tür die anderen warnen. Vielleicht lösten sie eine tödliche Kettenreaktion aus. Sie müssten jede Tür leise und schnell aufstoßen.
    Diesmal gab Larry Ciro ein Zeichen, gleich vor der ersten Tür in Position zu gehen. Es klang, als würde das gedämpfte Schreien irgendwo aus diesem Raum kommen.
    Jetzt war es zu spät zum Umkehren. Zu spät, die verdammten zehn Minuten, bis die Verstärkung kam, abzuwarten. Ciro schick­te ein stilles Gebet zum Himmel und bekreuzigte sich. Sein Herz raste, und er konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören. Er dachte an seine kleine Tochter Esmeralda. Noch vor einer Stunde war er sauer auf sie gewesen, weil sie mit sechs Monaten immer noch jede Nacht aufwachte. Jetzt gäbe er alles darum, zu Hause im Bett zu sitzen, hellwach, und Essie die Flasche zu geben.
    Er zitterte, als er zum Türknauf griff. In Zeitlupe drehte sich der Knauf in seiner verschwitzten Hand. Gott, er hoffte, Larry hatte die richtige Tür ausgewählt.
    Dann schob er sie auf, trat in den Raum und zielte mit der Glock direkt auf Todd LaMannas Hinterkopf.

 

59
     
    Es war nicht nur hell, das Licht tat richtig weh. Als hätte ihr jemand ein Messer in den Augapfel gerammt. Lainey kniff die Augen zusammen und verkroch sich in einer dunklen Ecke. Dann war es fort.
    So schnell, wie die Tür aufgegangen war, knallte sie zu, und sie saß wieder im Dunkeln. Winzige weiße Punkte tanzten auf der rauchschwarzen Leinwand. Bevor sie darüber nachden­ken konnte, was gerade passiert war, hörte Lainey das Krei­schen von Metall auf Metall, das Geräusch eines Schlüssels im Schloss.
    «Ich bin hier!», hörte sie Katy schreien. «Ich bin hier! Hilfe! Gott sei Dank!»
    Dann das laute Quietschen einer Tür, die geöffnet wurde.
    «Es ist so hell ... Ich kann nicht ... ich kann nichts sehen. Er hat mir die Augen zugeklebt ...», sagte Katy.
    Eine lange Pause entstand. Eine zu lange Pause.
    «Du bist fleißig gewesen», antwortete der Teufel. «Sehr, sehr fleißig, wie ich sehe.»
    Er war zurück.
    «Nein, nein, bitte nicht ...», wimmerte Katy.
    Lainey schloss fest die Augen. Sie kroch auf allen vieren herum und suchte verzweifelt den Lehmboden nach der Augenbinde ab. Wo waren die verdammten Pflasterstreifen?
    «Hast du gedacht, ich komme nicht zurück?»
    «Nein, nein ... o Gott, nein ...»
    «Wolltest du etwa ausreißen?»
    Endlich fand sie auf dem Boden die dünnen Plastikscheiben mit dem Klebeband. Sie ertastete an ihren Augen die Klebespuren, dort, wo sie die Binde abgerissen hatte. Sie musste daran denken, was Katy ihr von dem Sekundenkleber erzählt hatte.
    «Nein ...», wimmerte Katy.
    «Sieh dir an, wie viel Dreck du gemacht hast», zischte er.
    Lainey legte sich die Binde auf die Augen und versuchte das Klebeband festzudrücken, doch es klebte nicht mehr richtig. Sie spürte, wie es sich von ihrer Haut löste. Er würde es bemerken. Vor lauter Angst machte sie sich in die Hose.
    «Du weißt, was mit den bösen Mädchen geschieht, Katy.»
    «Leck mich am Arsch, du Scheiß-Missgeburt! Leck mich! Ich hab keine Angst mehr vor dir! Du machst mir keine Angst mehr!»
    «Ach nein?»
    Dann schrie Katy. Es war ein langer, markerschütternder Schrei, der nie, nie zu enden schien.
    Lainey zog die Knie an die Brust und wiegte sich hin und her, die Daumen in den Ohren, während sie sich mit verschwitzten Handflächen die Enden des Klebebands an die Schläfen drückte. Sie

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