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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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abgerissen und die verdammten Dinger weggeschmissen.
    Sie knipste das Licht im Flur an und öffnete die Karte.
    Welche tröstende Floskel war heute für sie bestimmt?
    Sie zog eine kleine weiße Karte mit einem gelben Smiley her­aus. Ein Stück Papier flatterte auf den Boden.
    Ungläubig starrte sie die Worte an.
    Alles Gute zum Jahrestag!! Hoffe, dass er unvergesslich bleibt!
    Dann sah sie auf den Boden. Das kleine schwarzweiße Foto eines lächelnden Ray Coon aus dem Highschool-Jahrbuch lag vor ihren Füßen. Seine Augen waren mit schwarzem Filzstift übermalt. Sie bückte sich und hob es auf. Es war auf das Bild eines Grabsteins geklebt. Unter dem Grabstein hing ein kleiner Zeitungsausschnitt aus der Palm Beach Post. Das Datum war der vierzehnte November.
     
    VON PFADFINDER ENTDECKTE LEICHE IN BELLE GLADE IDENTIFIZIERT
    Die verweste Leiche eines jungen Mannes mit Schussverlet­zungen, die letzte Woche in Belle Glade Marina von einem Pfadfinder und seinem Vater gefunden wurde, wurde als die von Reinaldo «Ray» Coon, 19, aus Margate, Florida, identifi­ziert. Es gibt noch keine Tatverdächtigen.
     
    LuAnn ließ den Ausschnitt fallen und sah zu, wie er zurück zu Boden schwebte. Er landete mit dem Gesicht nach oben, das sie immer noch anlächelte.

 

72
     
    Das Erste, was er sah, als er in den kleinen Lagerraum kam, wa­ren die hin und her zuckenden Lichtkegel von Larrys und Don McCrindles Taschenlampen. Sie wurden von etwas Glänzendem am Boden reflektiert.
    Dann sah Bobby die Ketten.
    Sie waren um die Gelenke des schmalen Körpers geschlungen, der von der Decke hing, und wanden sich darunter wie eine zu­sammengerollte Schlange zu einem blitzenden, silbrigen Haufen. Er hielt seine Taschenlampe nach oben. Das Mädchen hing mit dem Rücken zu ihm. Langes, schmutziges blondes Haar hatte sich in den Ketten um ihren Hals verfangen. Ihre dünnen Arme waren mit weiteren Ketten an einem Rohr unter der Decke fest­gemacht. Dort baumelte sie, das Gesicht einem Fenster zugekehrt, durch das man auf die längst geschlossene Verbrennungsanlage hinaussah, die Larry beschrieben hatte. Jemand hatte die Bretter vor dem Fenster entfernt.
    Bobby ging um die Leiche hemm und ließ das Licht über das schwere Kollier aus Ketten gleiten.
    Niemand sagte etwas. Nichts bewegte sich.
    Es war nicht Katy.
    Die Leiche war frisch, höchstens ein oder zwei Tage alt. Wahr­scheinlich war sie nicht hier getötet worden. Wie bei den anderen fehlten die Augen, und die Verwesung hatte eingesetzt, doch sie war immer noch zu erkennen. Jedenfalls für Bobby.
    Es war nicht Katy.
    Zo stand hinter ihm. Bobby schüttelte den Kopf und holte seit einer Minute zum ersten Mal Luft. Er hatte das Gefühl, schwere Gewichte seien von seinen Schultern gefallen. «Sie ist es nicht», sagte er leise. Dann taumelte er nach draußen, um auf die Spurensicherung zu warten. Die Tränen, die er zurück­gehalten hatte - für das Schlimmste aufbewahrt hatte -, kamen nun doch.
    In dem Moment, als er vor die Tür trat, klingelte sein Telefon. Es war LuAnn, die von zu Hause anrief. Er wartete, dass die Mail­box ansprang. Er konnte jetzt auf keinen Fall mit ihr sprechen. Er konnte ihr nicht erzählen, was beinahe geschehen war. Er konnte ihr nicht sagen, wie unglaublich erleichtert er war, ohne sagen zu müssen, welche Angst er gehabt hatte. Aber dann klingelte es wieder. Und wieder. Was hieß, es war etwas Wichtiges - es war ein Notfall. Er ging zu seinem Wagen, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und versuchte, so normal wie möglich zu klin­gen. «Lu?»
    Er hörte, dass sie weinte und gleichzeitig versuchte, ihren Atem zum kontrollieren. Doch sie war vollkommen hysterisch. In diesem Moment kam seine Angst zurück. «Er ist tot!», schrie sie. «O Gott, Bobby, er ist tot!»
    «Was?»
    «Er ist tot!»
    «Wer ist tot? Wovon redest du, LuAnn? Dein Vater ...?»
    Im Hintergrund explodierten Sirenen, als die Einsatzwagen über den verrottenden Hügel herankamen.
    «Ray!», schrie sie. «Ray Coon! Er ist tot! Jemand hat ihn er­schossen!»
    Bobby schloss die Augen. Warum ausgerechnet jetzt? Ihm war klar, es war nur eine Frage der Zeit, bis die Nachricht von Rays Ermordung zu ihr vordrang. Er hätte mit diesem Anruf rechnen müssen. Er hätte ihr davon erzählen müssen. «Lu ...», begann er.
    «Mir hat jemand sein Foto geschickt! Sein Foto, Bobby!»
    « Was? Wer hat dir Rays Foto geschickt?»
    «Auf einem Grabstein!», schrie LuAnn. Zo kam herüber. «Was ist

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