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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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nicht, oder? Und der große Detective wusste das besser als irgendjemand sonst. Bald würde es auch seine kleine Frau wissen. Nein, so etwas wie den Zufall gab es nicht.
     
    SUPER SPECIAL AGENT ROBERT S. DEES
    Der Hirte
    ... Von seinen Kollegen bei der Polizei liebevoll Shepherd, der Hirte, genannt, hat Special Agent Supervisor Dees bisher über zweihundert Fälle vermisster Kinder im ganzen Land betreut, seit er vor fast einem Jahrzehnt bei der Abteilung Crimes Against Children des FDLE angefangen hat. Von diesen zweihundert Fällen blieben nur fünf ungelöst . Auch wenn nicht jeder Fall glücklich endet, holt Dees «selbst die Kinder nach Hause, die niemals hätten ge­funden werden sollen», wie Marlon Truett, Assistant Director des FBI, berichtet. «Tot oder lebendig bringt er sie ihren Fa­milien zurück, was ein großer Trost ist. So hat die Sorge ein Ende. Selbst wenn es ein tragisches ist. Und Bobby Dees - er gibt nie auf. Wie ein Hirte sorgt er dafür, dass auch das letzte Schäfchen seiner Herde gefunden wird. Und bis dahin sucht er weiter. So ist er einfach.» Als Träger der angesehenen Auszeichnung «Beamter des Jahres im Dienst der Abteilung für vermisste und ausgebeutete Kinder» und als Florida Law Enforcement Officer des Jahres sagt Dees, die Gesichter der vermissten Kinder - jener, die er noch nicht «nach Hause gebracht hat» - verfolgten ihn Tag und Nacht. «Ich kann mir nur vorstellen, wie es wäre, wenn es um mein Kind ginge. Wie ich mich fühlen würde.»
     
    Der Mann rollte die alte, zerknitterte Zeitschrift zusammen und warf sie auf den Beifahrersitz. Weniger als ein Jahr nach dem glühenden Artikel - noch bevor sich Staub auf all die hübschen Auszeichnungen gelegt hatte - war auch die eigene Tochter des Super Special Agent in dunkler Nacht verschwunden.
    Wie schade.
    Der Mann lächelte.
    Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie.
    Johannes 10,12-14. So spricht das Evangelium ...
    Und was war die Lektion? Wie in People so eloquent be­schrieben, gab es nicht immer ein glückliches Ende. Tatsächlich endeten die meisten Geschichten tragisch, genau wie in der Bibel. Entweder starb der gute Hirte, oder er sah den Wolf kommen und rannte davon. So oder so, die armen Schafe waren dem Un­tergang geweiht.
    Obwohl er sich sicher war, dass Mr. und Mrs. Dees den bedeutsamen Tag am liebsten vergessen würden, wusste er, dass es richtig gewesen war, ihnen bei der Begehung unter die Arme zu greifen. Er wünschte, er könnte heute Abend in ihrem hüb­schen kleinen Haus Mäuschen spielen. Er wünschte, er könnte sie schreien hören. Ihren Qualen lauschen. Mit geschlossenen Augen stellte er sich einen Augenblick lang vor, wie die kleine Frau ihren Mund aufriss, weit und rot, schmerzverzerrt zu einem ewigen schwarzen Grinsen. Er stellte sich vor, wie sich der Pinsel in seiner Hand anfühlte, schwer von Farbe, der stechende Duft, der wie Parfüm durch sein geheimes Labyrinth strömte ...
    Er ließ die Hand in seinen Schoß sinken.
    Bist du rein in Wort und in Tat?
    Mit zitternden Fingern wischte er sich über die feuchte Stirn. Er spürte, wie ihm der Schweiß im Nacken in den Kragen lief, sodass der Stoff an seiner Haut klebte. Oh, er hatte so viele lustige Dinge vor.
    Der Wolf war ausgezogen. Bald würde die Geschichte en­den.
    Dann schaltete der Mann das Radio ein und wartete auf die Nachrichten.

 

74
     
    «Es ist eine Perücke», sagte Dr. Terrence Lynch, der Leiter der Ge­richtsmedizin von Broward County, mit einem breiten, zahnigen Lächeln. Er hielt das lange blonde Haarteil hoch und strich mit seinen kurzen Fingern in Latexhandschuhen darüber, als wäre es eine Katze. Klein und untersetzt, mit bleicher Haut, die vor den alten mintfarbenen Kacheln im gerichtsmedizinischen Institut von Broward County grünlich schimmerte, sah der Pathologe aus wie Draculas Assistent Renfield. Er war erst kürzlich aus Upstate New York gekommen, und Bobby hatte noch nie mit Lynch zu­sammengearbeitet, doch zum ersten Mal in seinem Leben fehlte ihm Gunther.
    Zo schüttelte den Kopf und warf Bobby über den Metalltisch einen Blick zu. «Ein Pathologe, dem sein Beruf Spaß macht - autsch.»
    «Mmmh ...», murmelte Dr. Lynch und legte das Haarteil, das stellenweise mit getrocknetem Blut verkrustet war,

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