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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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war. Ohne den Polizeibericht, der ihn zu der genauen Stelle führte, an der Ray Coon sein Leben ausgehaucht hatte, hätte Bobby nicht gewusst, wo er suchen sollte. Es war ein friedlicher Ort. Durch ein paar Bäume sah man im Hinter­grund den See. Abgelegen genug für ein romantisches Picknick oder einen kaltblütigen Mord. Bobby dachte an die aufgeschürf­ten Fingerspitzen der Unbekannten. Sie hatte versucht, sich irgendwo herauszuscharren. Aus ihrem Grab, wie sich heraus­stellte. Weit weg von einem hübschen See und einer schattigen Banyanfeige. Und sie war auf grausamste und unmenschlichste Art gefoltert worden, bevor ihr Mörder sie mit den Ketten, an denen er sie aufgehängt hatte, endlich erwürgte. Sie hatte kei­nen Gnadenschuss in den Hinterkopf bekommen. Ray Coon war Drogendealer und ein vorbestraftes Gangmitglied gewesen. Er hatte einen Schlagring mit sich herumgetragen und vor sei­nen Mafiakumpeln damit geprahlt, er hätte kein Problem, einen Cop umzulegen, obwohl er wusste, dass der Vater seiner Freun­din Special Agent beim FDLE war. Wut stieg in Bobby auf, und er hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Wie gerne hätte er sich an Ray Coon gerächt, der ihm seine Tochter weg­genommen hatte, doch sein Blut war längst versickert und seine Knochen an seine Mutter zurückgeschickt worden, damit sie ihn anständig begraben konnte. Es war nichts mehr zu sehen in diesem hübschen Park, und leider verschaffte ihm der Besuch nicht die geringste Genugtuung. In der Zwischenzeit lag die unbekannte Tote im Kühlraum in Broward und wartete darauf, dass jemand sie vermisste. Dass jemand überhaupt bemerkte, dass sie verschwunden war. Weder das Leben noch der Tod wa­ren fair.
    Er verließ den Park und fuhr die gewundenen zweispurigen Landstraßen ab, die sich durch die endlosen Zuckerrohrfelder wanden. Wonach er Ausschau hielt, wusste er selbst nicht. Er nahm die US 27 und passierte South Bay - ein weiteres gott­verlassenes Nest, Einwohnerzahl 3859 -, dann kehrte er auf der Landstraße 827 über Okeelanta nach Norden zurück, bis er wie­der durch Belle Glade kam.
    Gegen vier begann die Sonne ihren langsamen Abstieg über die Felder und tauchte den Himmel in rauchiges Violett, das von orangefarbenen Streifen durchzogen wurde. Pick-ups voller verdreckter, verschwitzter Männer und Frauen überholten ihn, auf dem Heimweg zu ihren Familien und überfüllten Hütten. Einige lachten und unterhielten sich, doch die meisten starrten schweigend vor sich hin, die müden Gesichter vollkommen leer. Richtig begann die Zuckerrohrernte erst nach Dezember, auch wenn manche Bauern schon angefangen hatten. Bobby fuhr wieder die Hauptstraße hinunter, in Richtung 441, in Richtung Zivilisation. Hoffentlich bekam er am nächsten Morgen weitere Informationen von der EPA. Hoffentlich rief Zo heute Abend an und meldete, dass sie bei James Roller etwas gefunden hatten. Etwas Belastendes. Etwas Eindeutiges. Etwas, das bewies, dass Roller in allen Fällen der Täter war. Das dieses nagende, boh­rende Gefühl in Bobbys Eingeweiden beendete, die Furcht, dass der Albtraum noch nicht vorbei war. Den ganzen Tag hatte er versucht, Zo anzurufen, doch er ging nicht ans Telefon und rief auch nicht zurück - wahrscheinlich, weil es immer noch nichts zu berichten gab. Wahrscheinlich, weil nichts außer der Vor­strafe wegen eines Sexualdelikts und dem Job in einem Künst­lerbedarfshandel auf Picasso wies, und Zo brachte es nicht übers Herz, Bobby das zu sagen. Seinerseits hatte Bobby Dr. Lynchs Informationen für sich behalten, denn er wusste, Zo hätte ihm verboten hinauszufahren, so wie er ihm verboten hatte, zu Rol­lers Wohnung zu kommen.
    Er hielt am Straßenrand an, um nach der Advil-Packung im Handschuhfach zu suchen. Er hatte nicht nur rasende Kopf­schmerzen, auch wurde seine Hand immer dicker. Verdammt. Ein Haarbruch vielleicht. Er schluckte drei Tabletten. Als er wieder auf die Straße fuhr, fiel sein Blick auf ein rostiges «Zimmer frei»-Schild, nur wenige Meter entfernt, mit einem überdimensionalen Pfeil, der nach rechts auf eine Abzweigung wies. Sein erster Ge­danke im Vorbeifahren war, dass es seltsam war, hier draußen im Nichts und Nirgendwo ein Hotel zu führen. Es musste ein Relikt aus der längst vergangenen Glanzzeit sein, denn wer wollte schon hier draußen übernachten?
    Dann erkannte er den Namen des Hotels, der teilweise von den wogenden grünen Zuckerrohrstangen verdeckt wurde, und trat auf die

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