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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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juwe­lenbehängte Damen, deren Schmuck mehr wert war als manche Firma, die auf der eleganten Worth Avenue shoppen gingen und bei Wohltätigkeitsveranstaltungen und Debütantinnenbällen mit den Vanderbilts und Astors verkehrten. An die pittoreske Innen­stadt von West Palm mit ihren schillernden Hochhäusern, die vor dem strahlend blauen Atlantik in den Himmel ragten.
    Im Landesinneren, westlich des relativ schmalen, doch so prominenten Streifens an der Treasure Coast mit seinen ho­hen Immobilienpreisen, schloss sich der Rest von Palm Beach County an. Je weiter man auf dem Southern Boulevard nach Westen fuhr, desto weiter entfernte man sich von der Schickeria mit den Champagner und Kaviar schleppenden Dienstboten im Gefolge. Und dann, wenn man das zur oberen Mittelklasse ge­hörende Reiterstädtchen Wellington hinter sich gelassen hatte, kam gar nichts mehr. Nichts als hektarweise Nutzflächen. Grü­ne Bohnen, Salat, Sellerie, Zuckermais, Zuckerrohr. Jede Menge Zuckerrohr. Und dank der in der Nähe befindlichen Strafvoll­zugsanstalt Glades gelegentlich eine Truppe von Häftlingen bei der Arbeit.
    Irgendwann teilte sich der Southern Boulevard in die State Road 441 und Route 80. Nachdem er fünfzig Kilometer lang nichts als grüne Zuckerrohrstangen und im Wind wogende Mais­felder gesehen hatte, stieß Bobby schließlich wieder auf so etwas wie Zivilisation. Er hatte das kleine Nest Belle Glade erreicht - Einwohnerzahl 14 606, ohne die 1049 Häftlinge in der Glades Cor­rectional Institution am Ende der Landstraße oder die illegalen Saisonarbeiter, die auf den Farmen halfen und den Volkszählern im Jahr 2000 durchgerutscht waren. Am südöstlichen Ufer des Okeechobee-Sees gelegen, hatte sich Belle Glade vor einer Weile mit der höchsten Quote von HIV-Infizierten in den USA einen Namen gemacht und vor nicht allzu langer Zeit mit der zweit­höchsten Pro-Kopf-Rate an Gewaltverbrechen des Landes. Ein verwittertes braun-weißes Schild hieß Bobby in dem Städtchen willkommen, das 1928 von einem Monster-Tornado von den Landkarten gefegt worden war.
     
    WILLKOMMEN IN BELLE GLADE. IM BODEN LIEGT UNSER GLÜCK.
     
    Welche Ironie, dachte Bobby, während er nach seinem Han­dy tastete und hoffte, dass es klingelte. Vielleicht waren es ein paar Körner von Belle-Glade-Wabasso-Feinsand - dem kiesel­säurehaltigen, hyperthermen Bleichgley -, die ihm bei der Su­che nach den Opfern eines Wahnsinnigen Glück bringen wür­den. Ihn endlich zu seiner Tochter führten. Pam Brody von der EPA hatte zurückgerufen, um zu berichten, dass eine vorläufige Überprüfung der Aufzeichnungen der letzten zwei Jahre die Meldung eines konzentrierten Drahtwurmbefalls in und um die Betriebe in der Nähe von South Bay, South Clewiston, Belle Glade, Vaughn und Okeelanta ergeben habe. Das war immer noch eine Menge Land, doch viel besser als die potenziellen sechzigtausend Hektar plus, die sich zwischen Zentral- und Südwestflorida erstreckten. Jetzt wartete Bobby auf den Rück­ruf mit den Namen der Betriebe und Orte, die den Einsatz von Carbofuran gemeldet hatten. Er wusste, dass die Liste nicht voll­ständig sein würde - immer wieder ignorierten Betriebe und Bauern die Richtlinien der EPA und benutzten Pestizide, ohne sie zu melden -, aber er hätte zumindest einen Ansatzpunkt. Er wusste immer noch nicht genau, wo er hinfuhr oder wonach er konkret suchte - er wusste nur, dass er hier draußen in den Zuckerrohrfeldern seinem Ziel einen Schritt näher war. Und das gab ihm wenigstens das Gefühl, etwas zu tun ... und nicht mehr ohnmächtig herumzusitzen.
    Falls Belle Glade je eine Glanzzeit gehabt hatte, waren es wahr­scheinlich die vierziger und fünfziger Jahre gewesen. Müde, aus der Mode gekommene Gebäude, Schnellrestaurants und Tank­stellen, die mindestens ein halbes Jahrhundert alt waren, säumten die Hauptstraße, die quer durch die Innenstadt führte. Vor dem örtlichen Eckladen standen ein paar Einwohner auf der Veranda, tranken Bier und schlugen die Zeit tot, wahrscheinlich so wie an jedem Tag. In den Seitenstraßen sah Bobby ein paar herunterge­kommene Doppelhäuser, Apartmentkomplexe und Einfamilien­häuser. In den Vorgärten standen «Zu verkaufen»-Schilder. Mehr als ein Geschäft hatte dichtgemacht, und bis auf den Eckladen sahen die meisten, die noch nicht geschlossen hatten, ziemlich tot aus.
    Er fuhr zur Belle Glade Marina, dem Hafen mit angrenzen­dem Zeltplatz, wo unter einer Banyanfeige Ray Coons Leiche gefunden worden

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