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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Bremse.

 

83
     
    Bobby bog in die Curlee Road ein, ohne etwas anderes zu sehen als saftiges Grün. Er folgte der Straße einige Kilometer. Doch es kamen keine weiteren Schilder. Also drehte er um und nahm die nächste Abzweigung und dann die nächste und die nächste. Im schwindenden Licht begann er immer hektischer durch das La­byrinth verödeter Landstraßen zu irren und geriet immer tiefer ins Nirgendwo hinein.
    Dann endlich sah er etwas, etwa einen Kilometer nach der letzten Abzweigung, die ihn, wenn er sich recht erinnerte, auf die Sugarland Road geführt hatte. Er blieb stehen, stieg aus und starrte hinauf zu einem baufälligen, zweistöckigen viktorianischen Haus, zu dem eine etwa hundertfünfzig Meter lange, von Unkraut und Dickicht überwucherte Auffahrt führte. Zu allen drei Seiten erstreckten sich endlose Hektar Zuckerrohr. Das Zuckerrohr war sogar auf das Grundstück eingedrungen und überwucherte den Garten wie in einem seltsamen Science-Fiction-Horrorfilm. Das Rascheln der Blätter im Wind hörte sich an wie leises, mitteilsames Geflüster. Es brannte kein Licht, und auf der windschiefen Veranda, die um das ganze Gebäu­de lief, standen keine Schaukelstühle, keine Krüge mit selbst­gemachter Limonade, nichts lud zu einer nachmittäglichen Partie Schach ein. Einige der vielen Fenster waren mit Brettern zugenagelt, und es sah ganz so aus, als wäre die Pension seit Jahren geschlossen.
    Es war wie ein Dejá-vu. Bobby lief es eiskalt über den Rücken. Er hatte das Haus schon einmal gesehen. Ein einfaches schwarz­weißes Schild baumelte von einem Pfosten, der irgendwann in die Mitte des Vorgartens gerammt worden war. Quietschend schaukelte es im Wind.
     
    THE HOME SWEET HOME INN.
     
    Bobbys Mund wurde trocken, sein Puls schneller. Die Streich­hölzer. An dem Abend in der Bar, nachdem Gale Sampsons Lei­che im Regal Hotel gefunden wurde. Die Streichhölzer auf dem Tisch, mit denen Mark Feiding spielte. Darauf hatte gestanden: The Home Sweet Home Inn. Unter einem Bild des Hauses. Die Streichhölzer, die Bobby an seine Flitterwochen mit LuAnn in Vermont erinnert hatten. Mark Feiding.
    Bobbys Brust zog sich zusammen, und in diesem Moment wusste er es. Er wusste, was er in diesem Haus finden würde. Er wusste, was in diesem Haus passiert war.
    Er rief Zo an. Diesmal nahm er ab.
    «Es ist noch nicht fünf. Hör auf, ständig anzurufen», sagte Zo.
    «Ich hab ihn.»
    «Was?»
    «Ich habe ihn gefunden», wiederholte Bobby. «Es ist Feiding. Er ist unser Picasso, unser Mädchenfänger.»
    «Was zum Teufel? Wovon redest du?»
    «Ich stehe vor einer verlassenen Pension in Belle Glade ...»
    «Belle Glade?»
    «Ja, Belle Glade. Heute Morgen hat Dr. Lynch von der Ge­richtsmedizin in Broward angerufen. In der Toxikologie konnten sie die Erdreste unter den Fingernägeln der unbekannten Toten zuordnen, und zwar Zuckerrohrfeldern, und die in den Spuren enthaltenen Pestizide haben das Gebiet auf Belle Glade, Clewiston, South Bay, Vaughn und Okeelanta eingegrenzt. Ich bin rausgefahren, um zu sehen, ob ich was finde.»
    «Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast.»
    «Du bist nicht ans Telefon gegangen.»
    «Ich habe dir gesagt, du sollst zu Hause bleiben», sagte Zo mit einem frustrierten Seufzer.
    «Nein, du hast gesagt, ich soll von deiner Hausdurchsuchung wegbleiben, und das habe ich getan.»
    «Du arbeitest nicht mehr an dem Fall.»
    «Das spielt jetzt keine Rolle. Ich brauche dich und die Jungs hier draußen, sofort. Seid ihr noch in Royal Palm?»
    «Ja.»
    «Es sind nur fünfunddreißig Minuten. Mit Blaulicht schafft ihr es in zwanzig.»
    «Wie zum Teufel kommst darauf, dass es Feiding ist?»
    «Ich weiß es einfach. Überprüfe das Home Sweet Home Inn in Sugarland. Irgendwo muss es eine Verbindung zu Feiding ge­ben, davon bin ich überzeugt. Habt ihr Presse da? Ist Feiding bei euch?»
    «Wir haben ein paar Nachzügler, aber die meisten haben ein­gepackt und sind gegangen, als ihnen klarwurde, dass wir nichts finden. Feiding war früher hier, aber jetzt sehe ich ihn nicht mehr. Alle packen zusammen wegen der Ferien.»
    Bobby sah sich auf der Straße um. Um ihn herum überall Zu­ckerrohr. Kein Wagen in Sicht. «Wahrscheinlich ist er im Studio von Channel Six in Miramar. Er ist um sechs dran, oder? Der Sheriff von Broward soll ihn abholen.»
    «Mit welchem Grund?», fragte Zo. «Was zum Teufel haben wir gegen ihn in der Hand, außer deinem Bauchgefühl, das dir sagt, dass er was mit dieser Pension zu tun

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