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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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und band die Krawatte, hängte sich die Marke um den Hals und legte den Pistolengürtel an. Aus Respekt wartete er, bis sie wieder im Bad und außer Sichtweite war, bevor er den Waffensafe aufschloss, die Glock herausnahm und ins Holster gleiten ließ. Er wusste, der Anblick belastete sie. So war es schon immer gewesen, selbst als er, nachdem sein Arm geheilt war, wieder in den Polizeidienst zu­rückkehrte. Wahrscheinlich war er der einzige Cop beim NYPD gewesen, dessen Mädchen nicht auf die Uniform stand. Nicht dass LuAnn etwas gegen Waffen im Allgemeinen hatte, sie hasste es nur, ihn mit einer Waffe zu sehen. Es erinnere sie daran, was er den ganzen Tag tat und warum er eine Waffe brauchte, sagte sie.
    Er zog ein Sportsakko über und ging zurück ins Bad. Sie stand vor dem Spiegel und starrte hinein. Als er sich hinter sie stellte, begann sie sich mechanisch das nasse Haar zu bürsten. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und rieb sie sanft. «Arbeite nicht zu hart. Wir sehen uns heute Abend, Belle», sagte er in den Spiegel, dann küsste er sie zärtlich auf die Wange.
    Belle, seine Südstaatenprinzessin. LuAnn nickte nur und bürs­tete sich weiter. Ihre Haut war kühl und etwas feucht, wie die Innenseite einer Scheibe an einem verschneiten Tag.
    Er verließ das Bad, nahm Autoschlüssel und Handy vom Nachttisch und ging den Flur hinunter, vorbei an den hübsch gerahmten Familienfotos, die praktisch jeden Zentimeter der honiggelben Wand bedeckten. Die letzte Tür stand einen Spalt offen, und ein zerbeultes Straßenschild, das daran hing, warnte: «Betreten verboten». In dem kaugummirosa Zimmer wärmte die Morgensonne Dutzende von Teddybären, die ordentlich auf einer metallisch silbrigen Tagesdecke saßen. Auf einem Stuhl lag frische, gefaltete Wäsche, die darauf wartete, eingeräumt zu werden. Er blieb stehen, um die Tür zuzuziehen, und hielt einen Moment mit der Hand auf dem Knauf inne. Eine Million Gedan­ken fluteten sein Gehirn, doch er schob sie hastig fort.
    Als er die Treppe hinunterging, leckte er sich über die tro­ckenen Lippen. Sie schmeckten salzig. Da wusste er sicher, dass sie geweint hatte.

 

12
     
    Keine Ü-Wagen, kein Chaos blinkender Streifenwagen, kein Schwärm von dröhnenden Helikoptern am Himmel.
    Das war das Erste, was Bobby auffiel, als er den Pontiac vor dem heruntergekommenen weißen Bungalow parkte. Auf dem durchhängenden Dach flatterte eine ausgebleichte blaue Plane im Wind, und ein Fahrrad lehnte an einem Carport aus Plastik. Ein paar Häuser weiter tollten ein paar Teenager mit Skateboards auf selbstgebauten Rampen herum, lachten und machten ihre Witze. Offensichtlich war die Tatsache, dass ein Mädchen nach einem Wochenende nicht nach Hause gekommen war, kein Grund zur Sorge.
    «Hallo, schöner Mann», rief Zo und klopfte an die Heckschei­be. Dann kam er an die Fahrerseite und lehnte sich ins Fenster, einen Zahnstocher im Mundwinkel, die Augen hinter einer Ray-Ban verborgen. Er trug Kakihosen und ein hellblaues Hemd, den Kragen aufgeknöpft, die Krawatte gelöst und die Ärmel bis zu den Ellbogen aufgekrempelt, als würde er sich gleich unter der Motorhaube eines Wagens zu schaffen machen oder helfen, ein Baby zur Welt zu bringen. Es war kein Geheimnis, dass sich Zo in Flipflops und Shorts wohler fühlte. Er befühlte das Revers von Bobbys Sportsakko. «Echt Polyester?»
    «Sehr witzig. Ich könnte lügen und sagen, echt Armani, aber du würdest die Pointe nicht kapieren. Wozu der Zahnstocher, Kojak?» Bobby öffnete die Wagentür und stieg aus.
    Zo seufzte. «Habe mit dem Rauchen aufgehört.»
    «Ach ja? Wann?»
    «Gestern.»
    «Ich dachte, du wolltest mit dem Trinken aufhören.»
    «Nein. Das habe ich aufgegeben. Camilla hat gesagt, sie sieht mich lieber blau als mit Krebs und tot. Auf Partys soll ich ein echter Knaller sein.»
    «Das kann ich bestätigen.»
    «Seit gestern Abend habe ich eine ganze verdammte Packung gefressen. Aber keine einzige Kippe.» Zo spuckte den zerkauten Zahnstocher auf den Boden und steckte sich einen neuen in den Mund.
    «Was ist mit diesen Pflastern? Die sollen funktionieren.»
    Zo zog den Ärmel seines Hemds noch weiter rauf. Drei fleisch­farbene Rechtecke klebten auf dem muskulösen Bizeps, der so breit war wie Bobbys Schenkel. Zos grauer kurzgeschorener Kopf mochte seine fünfundvierzig Jahre verraten, doch körperlich war er top in Form. Er trainierte die neuen Agents in taktischer Ver­teidigung, stand dem Special Response Team vor

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