Maedchenfaenger #4
die Konturen ihres Körpers aus. Wässrige rosa Flüssigkeit rann aus ihrer Nase und ihrem Mund. Die Suite war mit tragbaren 48-Watt-Lichtmasten ausgeleuchtet, wie ein Hollywood-Filmset. Weitere Lichtmasten säumten den Flur im zwölften Stock und das gesamte Treppenhaus, in dem Beamte der Spurensicherung, Gerichtsmediziner und dunkelblau uniformierte Polizisten in ständiger Bewegung zwölf Treppen herauf- und hinunterstiegen. Am anderen Ende des Flurs, in sicherem Abstand, konnte Bobby Phil Carr hören, den Polizisten vom Dezernat City of Miami, der bei der Durchsuchung geholfen hatte. Er kotzte immer noch.
«Augenfarbe ...» Dr. Trauss machte ein finsteres Gesicht und unterbrach sich. «Unbekannt. Die Augäpfel wurden aus den Höhlen entfernt; Verbleib unbekannt. Die Verletzung scheint post mortem erfolgt zu sein. Totenstarre hat sich gelöst. Datum und Uhrzeit des Todes unbekannt. Verwesung hat eingesetzt, rechter unterer Abdominalquadrant zeigt grünliche Marmorierung, Haut verrutscht. Die Leiche befindet sich in Stadium zwei der Verwesung. An Fuß- und Armgelenken sind Quetschungen zu sehen sowie Abschürfungen, die von Fesseln herrühren können.» Er sah sich nach seinem Assistenten um, der an der Einwegmaske herumfummelte, die er über Mund und Nase trug. «Sil, bitte mach ein Foto aus diesem Winkel. Und du und Joe passt bitte auf, wenn ihr sie einpackt, weil die Haut rutscht, und ich will nachher im Labor Abdrücke von den Abschürfungen haben. Und mach ein Foto von dem tätowierten Schmetterling an ihrem linken Knöchel. Den will ich auch nicht verlieren.»
Bobby hockte neben dem Pathologen am Boden und hielt sich einen Lappen vor die Nase. Verwesende Leichen in Florida waren die schlimmsten; es stank fürchterlich. «Okay, Gunther, was haben wir?»
«Ein totes Mädchen.»
Auf Partys verstanden Pathologen selten Spaß, doch sobald man ihnen eine Leiche vorlegte, hielten sie sich plötzlich für Stand-up-Comedians. «Was Sie nicht sagen», gab Bobby zurück. «Haben Sie auch eine Ahnung, wie lang sie schon so ist?»
Gunther lächelte, was an sich schon verstörend war. Pathologen waren anders als andere Menschen. Man fragte sich immer, was in ihrer Kindheit passiert sein mochte. «Ich weiß es nicht», sagte er. «Eine Weile. Mindestens einen Tag. Vielleicht länger. Morgen früh, nach der Obduktion, weiß ich mehr. Aber sehen Sie nicht auf den Sekundenzeiger.»
«Todesursache ?»
Gunther sah Bobby an, als hätte er drei Köpfe. Dann zwinkerte er ausgiebig und nickte in Richtung der Leiche hinter ihm. «Genaues weiß ich erst, wenn ich die Obduktion durchgeführt habe, aber ich wage die Vermutung, dass es wahrscheinlich mit dem relativ großen Messer zu tun hat, das in der Mitte ihres Herzens steckt. Wie gesagt, nur eine Vermutung.»
Bobby seufzte. «Sie sind witzig. Ich meinte, ob Ihnen sonst noch was aufgefallen ist. Drogen? Stumpfe Gewalteinwirkung?»
«Noch nicht, aber Ihr Übeltäter ist ziemlich theatralisch, die Inszenierung hier und dann das Bild, das Sie mir gezeigt haben. Würde mich nicht überraschen, wenn er der armen Unbekannten noch andere hässliche Dinge zugefügt hat. Ich schätze, er hatte sie einige Zeit in seiner Gewalt.»
«Wie kommen Sie darauf?»
«Die blauen Flecken an ihren Hand- und Fußgelenken. Manche verblassen bereits, das heißt, sie haben nichts mit ihrem Tod zu tun. Sie war eine ganze Weile gefesselt, bevor er sie umgebracht hat.»
In diesem Moment kam Zo zurück, in der einen Hand eine Dose Wiek Vaporub, in der anderen eine versiegelte Beweismitteltüte. An seinen Nasenlöchern klebte glänzende weiße Paste. «Die von der Spurensicherung haben das Zeug immer dabei. Wollt ihr?»
Bobby schmierte sich einen Klumpen unter die Nase. «Nein danke. Mich stört der Geruch nicht», antwortete Gunther lächelnd.
«Sie machen auch eine Genitaluntersuchung, oder?», fragte Zo.
«Natürlich. So wie die Leiche sexuell provozierend daliegt, würde es mich nicht wundern, wenn sie auch vergewaltigt wurde. Haben Sie eine Ahnung, wer sie ist?»
Bobby schüttelte den Kopf. «Noch nicht. Bis jetzt gibt es keine außergewöhnlichen Kennzeichen, die zu ihrer Beschreibung passen.»
«Vielleicht war sie Touristin. Willkommen in Miami», sagte Gunther. «Das sorgt für gute Presse. Ich habe gesehen, dass draußen jetzt schon jede Menge Publikum wartet.»
«Ich muss Ihnen nicht sagen, dass noch nichts an die Öffentlichkeit darf.»
«Nein, müssen Sie
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