Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
Vom Netzwerk:
nicht. Also gut, wir sind hier fertig, Sil. Pack die Hände und die Füße ein.»
    «Vor allem nicht die Sache mit den Augen. Ich will nicht, dass jeder Übergeschnappte in Südflorida behauptet, er wäre das gewesen», sagte Bobby. «Oder noch schlimmer wären Trittbrett­fahrer. Außerdem will ich keine Panik.»
    «Ich bin seit zwanzig Jahren beim Morddezernat», schaltete sich Zo ein. «Ich habe alles gesehen, von der kolumbianischen Krawatte bis zum Möchtegern-Kannibalen, aber das hier ist schon ziemlich kaputt. Was soll der Scheiß mit den fehlenden Guckern?»
    «Wie ich Agent Dees bereits gesagt habe, ich glaube, die Ver­letzung wurde gnädigerweise post mortem zugefügt - das heißt, nachdem sie tot war.»
    Zo schüttelte den Kopf. «Okay. Sie ist tot, und er nimmt ihr die Augen raus. Dann war es offensichtlich nicht aus Angst, dass sie ihn wiedererkennt.»
    «Bevor ich mich für die Pathologie entschieden habe, wollte ich Psychiater werden, also gebe ich Ihnen mal meine Einschät­zung. Machen Sie damit, was Sie wollen», antwortete Gunther. «Die Verstümmelung ist symbolisch. Auf dem Porträt, das Sie mir gezeigt haben, hat er sie ohne Augen gemalt, als sie noch am Le­ben war. Er hat keine Angst, dass sie ihn wiedererkennt, sondern er will nicht, dass sie ihn sieht. Niemand, der das Bild sieht, soll ihn sehen können. Indem er die Augen der einzigen Zeugin ent­fernt, die mit ihm im Raum war, zeigt er dem Betrachter, was dort passiert ist, erklärt aber gleichzeitig, dass es außer ihm nie­mand sehen kann beziehungsweise nur durch seine Augen, so wie er will, dass der Betrachter es sieht. Die Inszenierung zeugt von höchster Kontrolle. Wahrscheinlich hasst er es, wie die Leute ihn sehen. Wahrscheinlich hasst er sich selbst, falls das irgendetwas heißt. Vielleicht ist er missgebildet. Für alles Weitere müssen Sie sich an einen guten Profiler wenden.»
    Sil öffnete den Leichensack. «Was soll ich mit dem Messer machen, Dr. Trauss? Sie ist an die Matratze gepinnt.»
    «Entschuldigen Sie mich», sagte Gunther und wandte sich der Leiche zu.
    «Kann sein, dass wir einen echten Psycho an der Backe haben», sagte Zo und pfiff leise durch die Zähne, als er durchs Fenster nach Südwesten sah, zu den Wolkenkratzern in der Innenstadt von Miami. Die drei oberen Segmente des CenTrust alias Bank of America Tower waren dem makaberen Feiertag zu Ehren vio­lett erleuchtet. «Sie lag genau an der Stelle, die du vorhergesagt hast.»
    Gunther zog das Tranchiermesser vorsichtig aus der Brust des Opfers und packte es in eine Tüte.
    «Und unser Mann wusste, dass du derjenige sein würdest, der sie findet.» Zo hielt die Beweismitteltüte hoch, die er in der Hand hatte. Darin lag das zusammengefaltete weiße DIN-A4-Blatt, das sie am Fuß der Matratze gefunden hatten, als sie die Suite be­traten, wie eine Tischkarte bei einem Bankett, für alle sichtbar aufgestellt zwischen den gespreizten Beinen der unbekannten Toten. Er reichte Bobby die Tüte. «Sieht aus, als hättest du einen Bewunderer, Shep.»
    Bobby nahm den Zettel, der eine persönliche Einladung dar­zustellen schien, in Augenschein. Auf der Vorderseite klebten dünne Zeitungsschnipsel, die wieder nur einen Namen buch­stabierten.
    FDLE SPECIAL AGENT SUPERVISOR ROBERT DEES.

 

32
     
    Seit er klein war, wollte Mark Feiding Fernsehjournalist werden. Kein aalglatter Nachrichtenansager wie Tom Brokaw oder Katie Couric, sondern ein richtiger Reporter mit Trenchcoat, Filzhut und Notizbuch, wie Edward R. Murrow es seinerzeit für das Ra­dio gewesen war. Reporter waren immer mittendrin, wenn etwas passierte - bei Kriegen, Bränden, Schießereien, Terroranschlägen, Tornados, Präsidentenwahlen, Staatsstreichen. Reporter waren die Ersten, die wussten, wie der Hase lief, und die Ersten, die der ganzen Welt davon berichteten, während die entsetzten Zuschau­er fingernägelknabbernd in ihren Wohnzimmern saßen und sich fragten, was das alles zu bedeuten hatte. Heute Nacht hatte er es geschafft. Mark Feiding, der rasende Reporter von Channel Six. Der Mann mit der Story, die morgen früh in aller Munde sein würde. Und, Junge, er war mittendrin! Es war seine Story, und wie. Als er vor dem abbruchreifen Regal Hotel auf dem Bürger­steig stand und sich mit dem Rest seiner Zunft austauschte, war er so aufgeregt, dass ihm fast übel war. Wie ein Kind, das ein saftiges, schlimmes Geheimnis hüten musste. Es war eine ganz andere Reaktion als die, die er an diesem kritischen

Weitere Kostenlose Bücher